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1.
Erscheinungsdatum:
12.10.2013
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
"Containern" gegen die Wegwerfgesellschaft
Zwischenüberschrift:
Auf nächtlichem Streifzug mit Osnabrücker Lebensmittelrettern
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Eine
Gruppe
von
jungen
Osnabrückern
fischt
nachts
Lebensmittel
aus
Containern.
Ihr
übergeordnetes
Ziel:
ein
Ende
der
Wegwerfgesellschaft.
Zwei
Stunden
haben
sie
auf
die
Dunkelheit
gewartet.
Angespannt
schaut
Nina
(alle
Namen
von
der
Redaktion
geändert)
auf
die
Uhr.
Sieben
Personen
stehen
neben
ihr
auf
einem
Platz
in
der
Altstadt.
Das
milchige
Licht
der
Straßenlaternen
stört,
denn
sie
wollen
nicht
erkannt
werden.
Sie
sind
zwischen
20
und
30
Jahre
alt,
sportlich
gekleidet;
zwei
mit
Fahrrädern,
andere
zu
Fuß.
Einer
nickt
mit
dem
Kopf,
und
das
ist
das
Zeichen.
Jetzt
geht
es
los
zur
ersten
Supermarktkette.
Die
Gruppe
möchte
heute
Abend
"
containern"
,
also
weggeworfene
Lebensmittel
aus
Mülltonnen
holen,
um
sie
vor
der
Vernichtung
zu
retten.
Beim
ersten
Supermarkt
angekommen,
geht
es
über
den
nächtlichen
Parkplatz.
Das
Ziel
befindet
sich
hinter
dem
Haus.
Plötzlich
gehen
Scheinwerfer
an.
Nervöse
Blicke
werden
ausgetauscht.
"
Das
ist
nur
die
Automatik,
hier
ist
keiner
mehr"
,
flüstert
Nina.
Die
Gruppe
schleicht
sich
zu
den
Containern.
Ein
Zaun
versperrt
den
Weg,
doch
trotz
eines
Fahrradschlosses
kann
man
die
Türen
einen
ganzen
Meter
öffnen.
So
als
wolle
ein
Supermarktmitarbeiter
unbewusst
den
Zutritt
vereinfachen.
Julia,
eine
zierliche,
blonde
Studentin
mit
Jutebeutel,
ist
zum
ersten
Mal
dabei.
Sie
wirkt
erstaunlich
ruhig,
obwohl
es
doch
in
Deutschland
verboten
ist,
Essen
aus
Mülltonnen
zu
holen
–
was
zuletzt
im
März
mehreren
Jugendlichen
ein
Strafverfahren
einbrachte,
die
beim
Containern
in
Osnabrück
erwischt
und
vom
Inhaber
eines
Supermarktes
angezeigt
wurden,
nicht
zuletzt,
weil
sie
beim
Klettern
auf
das
Grundstück
versehentlich
eine
Tür
beschädigt
hatten.
Da
der
Supermarkt-
Chef
seine
Strafanzeige
nach
einem
klärenden
Gespräch
zurückzog
und
es
bei
einem
Hausverbot
beließ,
wurde
das
Verfahren
schließlich
eingestellt.
Die
Gruppe
um
Nina
klettert
nicht
über
Zäune,
sie
möchte
nichts
zerstören
oder
dreckig
machen.
"
Wir
brechen
nirgendwo
ein"
,
sagt
die
junge
Frau.
Sie
hat
den
Kreis
in
Osnabrück
vor
etwa
einem
Jahr
gegründet,
die
Mitgliederzahl
wächst
seitdem
ständig.
Das
Prinzip
ist
einfach:
Wer
zu
viele
Lebensmittel
hat,
zum
Beispiel
Obst
aus
dem
eigenen
Garten,
der
kann
es
den
anderen
in
der
Gruppe
anbieten.
Für
manche
gehört
auch
Containern
dazu.
"
Freunde
von
mir
arbeiten
im
Supermarkt
und
finden
es
grauenhaft,
wie
viel
weggeworfen
wird"
,
sagt
Julia.
Markus
steht
neben
ihr
und
blickt
sich
um.
"
Sind
nicht
die
großen
Konzerne
die
eigentlichen
Verbrecher?
",
fragt
er.
Nina
beugt
sich
mit
der
Taschenlampe
über
die
Mülltonne
und
lacht.
"
Bananen
können
wir
bis
Weihnachten
essen"
,
sagt
sie
und
beginnt,
die
Lebensmittel
unter
dem
Zaun
durchzureichen.
Julia
ist
draußen
geblieben
und
nimmt
sie
entgegen.
Sie
ist
überrascht,
wie
gut
das
Essen
noch
aussieht.
Verwundert
fängt
sie
an,
die
Lebensmittel
in
die
Tüten
zu
packen:
ein
Bund
Bananen
nach
dem
anderen,
Salat,
Gurken,
Tomaten,
Birnen.
Es
nimmt
schier
kein
Ende.
"
Reichen
die
Tüten?
Ich
hab
sonst
auch
noch
welche
im
Rucksack"
,
sagt
Nina
hinter
dem
Zaun.
Geldnot
oder
Idealismus
Markus
hilft
ihr
beim
Einpacken,
prüfend
betrachtet
er
das
Obst:
Wirklicher
Müll
scheint
nicht
dabei
zu
sein.
Zumindest
nicht
in
den
Augen
der
Lebensmittelretter.
Im
Supermarkt
sieht
das
anders
aus.
"
Wenn
ein
Apfel
einen
Fleck
hat,
kauft
ihn
keiner"
,
sagt
Markus,
"
und
wenn
eine
Banane
braun
ist,
wird
oft
der
ganze
Bund
weggeworfen."
Stephanie,
Hartz-
IV-
Empfängerin
und
alleinerziehende
Mutter
dreier
Kinder
in
Osnabrück,
wandte
sich
einmal
in
Geldnot
übers
Internet
an
die
Lebensmittelretter-
Gruppe.
Sie
kann
noch
heute
kaum
glauben,
wie
viel
Hilfe
ihr
angeboten
wurde.
Es
meldeten
sich
viele
und
kamen
mit
Essenskörben
oder
Obst
aus
ihrem
Garten
vorbei:
"
Es
war
wie
Weihnachten
und
Ostern
zusammen.
Meine
Kinder
haben
sich
so
gefreut"
,
sagt
sie.
Nina
aus
der
Gruppe
kann
Geldsorgen
gut
nachvollziehen.
Sie
hat
schon
einmal
auf
der
Straße
gelebt.
"
Viele
containern
auch
aus
finanzieller
Not"
,
sagt
sie.
An
einer
Bushaltestelle
teilen
die
Lebensmittelretter
das
gefundene
Essen
auf.
Behutsam
wird
es
auf
den
Sitzen
ausgebreitet.
"
Braucht
jemand
noch
Rucola?
Ich
hab
einfach
zu
viel
davon."
– "
Mag
jemand
Linsen?
" – "
Könnte
ich
vielleicht
den
Joghurt
mitnehmen?
"
Heute
war
für
die
Gruppe
ein
guter
Abend.
"
Lebensmittel
sind
für
uns
mehr
als
nur
Waren"
,
sagt
Markus
und
reicht
Nina
die
Radieschen.
Die
lächelt
und
antwortet:
"
Und
wir
teilen
mehr
als
nur
Beute"
.
Für
sie
ist
es
ein
kleiner
Sieg
über
die
Wegwerfgesellschaft
–
und
noch
dazu
ein
leckerer.
Bildtext:
Ein
Teil
der
"
Beute"
der
Lebensmittelretter
–
die
Ware
ist
zuvor
in
Osnabrücker
Supermarkt-
Containern
gelandet,
weil
sie
Druckstellen
hatte
oder
weil
das
Mindesthaltbarkeitsdatum
abgelaufen
ist.
Foto:
Esther
Gardei
Autor:
Esther Gardei