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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Osnabrück bohrt beim Zensus nach
Zwischenüberschrift:
Zweifel an neuer Einwohnerzahl bekräftigt
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Die Suche nach 10 508 verschwundenen Einwohnern geht in die nächste Runde: Die Stadt hat dem Landesamt für Statistik eine Stellungnahme zum Zensus zugeschickt, in der erhebliche Zweifel an der Methodik geäußert werden. Osnabrück hatte nach der Volkszählung nur noch 154 513 Einwohner, 10 508 weniger als gedacht.

Der Zensus 2011 ist höchst umstritten. Vor allem Kommunen, die wie Osnabrück plötzlich kleiner geworden sind, ziehen die hochgerechneten Zahlen in Zweifel. Weniger Einwohner ist gleichbedeutend mit weniger Geld aus dem Finanzausgleich. Für Osnabrück geht es dabei um rund sieben Millionen Euro jährlich.

Rita Maria Rzyski, die Allgemeine Vertreterin des Oberbürgermeisters, hatte schon bei der Veröffentlichung des Zensus-Ergebnisses im Mai dieses Jahres ihr Erstaunen zu Protokoll gegeben und Aufklärung über die Methodik gefordert. Die Zensus-Zahlen passten überhaupt nicht zu den Daten aus dem Melderegister. Demnach hatte Osnabrück am Stichtag 31.12. 2011 genau 157 126 Einwohner. Laut Zensus waren es aber nur 154 513. Um die Verwirrung komplett zu machen: Die amtliche Einwohnerzahl, geführt vom Landesamt für Statistik, lautete 165 021. Und welche ist nun richtig?

Auch Rat und Verwaltung wüssten das gern. Deshalb bittet die Stadt in der Stellungnahme um Erklärung fragwürdiger Berechnungen. " Weder die Methodik noch die Ergebnisse sind für uns nachvollziehbar", sagte Stadträtin Rzyski am Mittwoch im Rathaus. Die genauere Prüfung der Zahlen habe die Zweifel an dem Verfahren weiter genährt. Und selbst der Statistik-Experte in der Verwaltung, Benjamin Harney, vermochte nicht vollständig zu durchschauen, wie die Zensus-Manager zu ihren Ergebnissen gelangt sind. Bis heute seien nicht alle Kenngrößen transparent, sagte Harney.

So kennt die Stadt bislang noch nicht die eigentliche Datengrundlage, auf der beim Mikrozensus die Hochrechnungen basierten. Grundlage war das Anschriften- und Gebäuderegister, das Daten aus dem kommunalen Melderegister von 2008 und 2010, Datenbanken der Bundesagentur für Arbeit sowie des Bundesamtes für Kartografie zusammenfasste.

Richtig zugeordnet?

Kritisch betrachten die Osnabrücker Experten die geringe Stichprobe von 3, 4 in Osnabrück. Die Größe der Stichprobe schwankte von Kommune zu Kommune sehr, durchschnittlich lag sie bundesweit bei 9, 6 Prozent.

Außerdem sei in Kommunen mit weniger als 10 000 Einwohnern gezählt, in größeren Städten geschätzt und gerechnet worden. Bemerkenswert dabei: Die kleineren Kommunen hatten tendenziell weniger Einkommensverluste. Die Ungleichbehandlung könnte rechtlich anfechtbar sein.

Unklar ist aus Sicht der Stadt auch, ob der Abzug der britischen Soldaten-Familien und der Zuzug vieler Menschen in die Briten-Siedlungen beim Zensus berücksichtigt wurden. Fraglich ist, ob beim bundesweiten Abgleich der Melderegister die doppelt aufgeführten Personen richtig zugeordnet wurden. Zu klären ist, warum laut Melderegister die Einwohnerzahl seit 2011 deutlicher steigt (auf aktuell 158 408) als nach der Zensus-Fortschreibung (155 467). Und Unsicherheit herrscht, ob die Statistiker mit der Fehlerquote richtig umgegangen sind, die jeder Stichprobe und Hochrechnung innewohnt. Die branchenübliche Abweichung zugrunde gelegt, könnte die Einwohnerzahl zum Stichtag 9. Mai 2011 bei 155 500 gelegen haben oder mit gleicher Wahrscheinlichkeit bei 152 000. Der Zensus nahm die Mitte: 153 699. Mit welcher Begründung eigentlich?, fragt die Stadt.

Osnabrück hält Kontakt zu Kommunen in Nordrhein-Westfalen, die sich gegen den Zensus wehren und ein Rechtsgutachten in Auftrag geben wollen. Wenn das Landesamt für Statistik die Zensus-Zahlen als amtliche Einwohnerzahl feststellen sollte, bleibt nur ein Mittel: Klage beim Verwaltungsgericht.
Bildtext:
Höchst umstritten: die Volkszählung von 2011.
Foto:
dpa

Kommentar
Bundesweit einfrieren

Für Osnabrück geht es beim Zensus um sieben Millionen Euro aus dem Finanzausgleich. Jedes Jahr! Diese Summe rechtfertigt allemal, im Ernstfall gegen die kleine Volkszählung zu klagen, wie es auch viele andere Kommunen in Deutschland erwägen, sollten die jeweiligen Landesämter Bescheide über die dann amtliche Einwohnerzahl verschicken. Das Ergebnis wäre allerdings eine verwirrende Rechtslage von Land zu Land unterschiedlich, weil die Zensus-Umsetzung Ländersache ist.

Besser wäre ein bundesweit einheitliches Vorgehen. Das heißt: Die Ergebnisse der Volkszählung sollten so lange nicht amtlichen Status erhalten, bis alle Zweifel wenn nötig vor Gericht ausgeräumt sind. Auch eine rückwirkende Anwendung sollte ausgeschlossen werden, damit die Kommunen jetzt Planungssicherheit haben und keine Rücklagen für etwaige Nachzahlungen bilden müssen.

Zensus 2011

Der Zensus 2011 ist eine Bevölkerungs-, Gebäude- und Wohnungszählung. Dabei werden Daten aus Verwaltungsregistern für statistische Zwecke genutzt. Eine Stichprobe in einzelnen Haushalten sowie die Befragung von Gebäude- und Wohnungseigentümern korrigierten und ergänzten die Daten aus den Registern. Eine große (umstrittene) Volkszählung wurde in Westdeutschland zuletzt 1987 durchgeführt. Der Zensus ermittelte für Osnabrück einen Bevölkerungsverlust von 6, 4 Prozent. Die Friedensstadt verlor damit den Titel der drittgrößten Stadt Niedersachsens an Oldenburg. Der Landkreis Osnabrück büßte 1, 6 Prozent der Bevölkerung ein und steht bei 350 418 Einwohnern. Bissendorf hat seither 100 Einwohner mehr.
Autor:
Wilfried Hinrichs


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