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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Schon zehn Hektar Gründächer in Osnabrück
Zwischenüberschrift:
Bunter Kopfschmuck: Gut fürs Stadtklima und hübscher anzusehen als öde Teerpappe
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Auf dem Ergometer schwitzen und dabei auf ein Grasdach schauen, das ist etwas anderes, als den Blick auf öde Teerpappe zu richten. Im Fitness-Center am Hauptbahnhof fällt der Blick auf eine grüne Dachlandschaft, ebenso bei Hellmann im Hafen und bei Cordes & Gräfe in Hellern. In Osnabrück gibt es schon mehr als zehn Hektar begrünte Dächer das entspricht der Größe von 14 Fußballfeldern.

" 1, 5 Prozent der Dachflächen in Osnabrück sind bewachsen, mit Gräsern, Kräutern und Sukkulenten. Das ist ein höherer Anteil als in Ham burg", freut sich Detlef Gerdts, der Leiter des Fachbereichs Umwelt. Und das, obwohl Hamburg ein großzügiges Förderprogramm aufgelegt hat, während die Stadt Osnabrück lediglich auf die Hälfte der jährlich anfallenden Regenwassergebühr verzichtet.

Es war kein finanzieller Anreiz, der Osnabrück so viele Gründächer bescherte, sondern eine Bauvorschrift. Seit 2008 muss jedes Dach mit weniger als 15 Grad Neigung und mehr als 200 qm Größe als Wiese oder Sukkulentenbeet hergerichtet werden. Alternativ können Solarzellen zur Stromerzeugung aufgestellt werden. Mehr als 700 Gebäude im Stadtgebiet, überwiegend gewerblich genutzte, haben seitdem einen bunten Kopfschmuck bekommen. Garagendächer sind in dieser Auflistung nicht mitgezählt.

Gründächer sind nicht nur hübsch anzusehen, sie machen das Mikroklima verträglicher. Vor allem im Zentrum, wo 86 Prozent des Bodens verdichtet sind und die Stadt im Hochsommer zum Glutofen wird, leisten sie einen wertvollen Beitrag gegen die Überhitzung. Ulrich Greiten vom Fachdienst Umweltplanung nennt Zahlen: Messungen hätten ergeben, dass die begrünten Flächen deutlich kühler blieben und besser klimatisieren als jedes andere Dach. Am Morgen nach einem Sonnentag habe ein massives Flachdach immer noch eine Temperatur von 19 Grad aufgewiesen, das Gründach dagegen nur 14 Grad.

Gründächer sind in den Augen der Stadtplaner eine sinnvolle Maßnahme zur Klimaanpassung. Die großflächige Begrünung von flachen oder auch geneigten Dächern könnte dazu beitragen, das Leben in den Städten etwas erträglicher zu gestalten, wenn die Sommertemperaturen unerträglich werden. Einen Katalog für solche Schritte zur Klimaanpassung haben die Osnabrücker Umweltplaner schon in Arbeit.

Für die Stadt hat jedes Gründach schon jetzt unschätzbare Vorteile. Auch das Regenwasser wird zurückgehalten, und zwar umso wirksamer, je dicker das Substrat ist. Aus diesem Grund favorisiert Fachbereichsleiter Gerdts intensiv begrünte Dächer mit einer Aufbaustärke von 20 cm und mehr. Sie eignen sich sogar als Pflanzbeet für Büsche oder kleine Bäume und lassen weniger als ein Drittel der Niederschläge abfließen. Aus Gründen der Statik werden aber fast überall extensiv genutzte Gründächer gebaut, die manchmal schon mit einer Substratstärke von sechs cm auskommen. Solche Dächer lassen aber den größten Teil des Wassers ungebremst ablaufen.

Wenn ein Dach stabil genug ist, kann die Begrünung sogar mit einer Solaranlage kombiniert werden zur Stromgewinnung oder zur Brauchwassererwärmung. Umweltplaner Ulrich Greiten hält das für eine ideale Ergänzung. Und weist darauf hin, dass sich damit sogar Geld verdienen lasse: Kristalline Solarzellen geben mehr Strom ab, wenn sie kühl bleiben. Weil die Temperaturen über dem Bewuchs niedriger sind als über einem konventionellen Dach, verbessere sich der Wirkungsgrad um drei Prozent, rechnet Greiten vor.

Klimaschutz in Osnabrück: Mehr dazu lesen Sie auf www.noz.de
Bildtexte:
Das motiviert: Im Fitness-Studio am Bahnhof trainieren Tim Pölking und Rene Dirkes mit Blick aufs Gründach.
Wiese in luftiger Höhe: auf dem Stadthaus 2
Fotos:
M. Gründel, Elvira Parton

Kommentar
Zumutbar

In den 80er-Jahren gab es noch einen städtischen Zuschuss für Gründächer. Den hat der Rat schon lange gekippt und stattdessen ökologische Bauvorschriften erlassen, die eine Dachbegrünung oder den Bau von Solaranlagen obligatorisch machen. Die Gewerbebetriebe, auf die diese Regelung abzielt, haben die Fotovoltaik in den meisten Fällen vorgezogen. Dennoch steht Osnabrück heute mit zehn Hektar Gründächern im Vergleich zu anderen Städten gut da.

Es sei daran erinnert, dass die ökologischen Auflagen anfangs sehr umstritten waren, dass sie zwischenzeitlich abgeschafft und wieder eingesetzt wurden. Einige Fraktionen fanden es nicht zumutbar, Häuslebauer und Gewerbetreibende mit Mehrkosten für Gründächer, Fotovoltaik oder Wärmedämmung zu belasten. Heute ist es weitgehend Konsens, dass es ohne Öko-Standards nicht geht. Mit Blick auf die Zukunft schon gar nicht.

Grüner Pelz zur Wärmedämmung

Gründächer sind teurer als konventionelle Flachdächer, aber erheblich langlebiger. Eine wurzelfeste Folie aus Kunststoff sorgt dafür, dass keine Feuchtigkeit ins Haus eindringt.

Die Temperaturschwankungen, die einer konventionellen Dachhaut das Leben schwer machen, werden durch das Substrat und den Bewuchs abgepuffert. Unter dem grünen Pelz bleibt es im Sommer kühler und im Winter wärmer als unter einem Dach aus Teerpappe. Wegen dieser wärmedämmenden Wirkung können Hauseigentümer zinsgünstige Darlehn aus dem KfW-Förderprogramm " Energieeffizient sanieren" in Anspruch nehmen.

Die Stadt Osnabrück fördert Gründächer, indem sie dem Hauseigentümer einen 50-prozentigen Nachlass auf die jährlich anfallende Regenwassergebühr gewährt.

Weitere Informationen über Gründächer gibt der Fachbereich Umwelt und Klimaschutz der Stadt Osnabrück auf der Internetseite www.osnabrueck.de/ dachbegruenung oder unter der Telefonnummer 05 41/ 3 23 31 73.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert
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