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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wenn Entenfutter Ratten anlockt
Zwischenüberschrift:
Zu viel Nahrung ist weder für Vögel noch für Menschen gut
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Rattenplage am Rubbenbruchsee, Entensterben am Stichkanal beides Folgen übertriebener Tierliebe? Fachleute raten, auf das Füttern der Enten mit Brotresten lieber zu verzichten.

Es ist das klassische Familienidyll am See: Kinder mit Tüten voller Brotreste, quakende Enten, die sich um die verteilten Krümel balgen. Für viele Menschen ist das Entenfüttern ein wunderschöner Zeitvertreib. Aber Vorsicht: Zu viel Futter kann gesundheitsgefährdende Nebeneffekte haben. Für die Tiere. Und auch für die Menschen.

Der Osnabrücker Rubbenbruchsee ist eine der ersten Adressen für Familien mit kleinen Kindern, die einfach nur spazieren gehen und Enten füttern wollen. Genau das sorgt bei einigen Anliegern dagegen für gemischte Gefühle. Durch die Brotreste würden auch Ratten angelockt, klagt ein Anwohner. " Die schmeißen da so viel Brot hin, dass die da Essen im Überfluss haben", klagt ein Bewohner der Straße An der Landwehr.

Bis ins Wohngebiet

Gerade für die Kinder sei das Füttern der Vögel natürlich ein schöner Zeitvertreib, die Masse an zurückbleibendem Brot habe jetzt aber die Ratten auf den Plan gerufen. Sobald die Dämmerung einsetzt, kommen nach Beobachtungen des Anwohners die gefräßigen und krankheitsübertragenden Nager aus ihren Verstecken. Die Tiere seien mittlerweile bis in die Wohngebiete vorgerückt, klagt er.

Deutet sich eine solche Rattenplage im öffentlichen Raum an, sollten sich Bürger an den Gesundheitsdienst für Stadt und Landkreis Osnabrück wenden, empfiehlt Henning Müller-Detert von der Pressestelle des Landkreises. Für den Rubbenbruchsee sei eine solche Meldung bisher nicht eingegangen.

Trotzdem: Wundern würde die verstärkte Rattenpräsenz die Kollegen vom Gesundheitsdienst jedoch nicht, berichtet er. Gerade durch das Füttern der Wasservögel würden oft Ratten und Ungeziefer angelockt.

" Die Leute denken, dass sie den Tieren etwas Gutes tun, meist ist jedoch das Gegenteil der Fall", sagt Müller-Detert. Und: " Die Natur hat es eigentlich so geregelt, dass nur so viele Enten leben, wie auch Nahrung vorhanden ist. Dieser Mechanismus ist in Osnabrück auf vielen Gewässern verloren gegangen", ergänzt Jagdaufseher Reinhold Rethschulte.

Das gezielte Hinwerfen eines halben Brötchens löse noch keine Ungezieferplage aus. Über ganze Brote aber, die regelmäßig zurückgelassen würden, freuten sich dann am Ende doch die Ratten am meisten.

Am besten werden die Tiere gar nicht gefüttert, lautet die deutliche Empfehlung vom Gesundheitsdienst, denn die Enten und anderen Wasservögel finden auch ohne menschliche Hilfe ausreichend Nahrung. Ist es dafür zu spät und die gesundheitsgefährdenden Nager sind bereits in Scharen unterwegs, greift die Stadt als Eigentümer des Grundstücks auf eine Schädlingsbekämpfungsfirma zurück.

50 tote Enten

Das Entenfüttern kann aber noch andere Folgen haben: " Gerade in den warmen Sommermonaten landen große Mengen Brot in den Gewässern", erläutert Rethschulte, " das nicht gefressene Brot sinkt letztlich auf den Grund des Gewässers, wo es sich zersetzt und dabei Sauerstoff verbraucht." Die Gefahr: In sauerstoffarmen Gewässern entwickeln sich bei den derzeitigen hohen Wassertemperaturen Botulismus-Bakterien.

Am Mittwoch sammelte die Feuerwehr rund 50 Entenkadaver auf, die im Stichkanal verendet waren. Die Diagnose des Veterinärs: Botulismus. Ebenjene Erkrankung durch einen von Bakterien bei Sauerstoffknappheit produzierten Giftstoff. Das Botulinumtoxin führt zu Lähmungen des Halses und der Gliedmaßen. Die Enten ersticken. Natürlich ist es nicht das Brot, das die Enten umbringt. Aber es verstärkt den Prozess.

Sollten Enten also gar nicht gefüttert werden? Rethschultes Anwort ist ein klares " Jein": " Wenn Sie denn unbedingt füttern müssen, dann sollten Sie auf gar keinen Fall Brot nehmen. Ein paar Körner reichen auch."

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Bildtext:
Entenfüttern am Rubbenbruchsee: Das macht Spaß, ist aber für Tier und Mensch nicht immer gut.
Foto:
David Ebener
Autor:
David Hausfeld, Frank Wiebrock


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