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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Baumagnat übt Kritik an Studentenwerk
 
Baumagnat Köster greift Studentenwerk an
Zwischenüberschrift:
Neues Wohnheim am Campus Westerberg zu teuer? Geschäftsführerin Bornemann kontert
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Weil das Studentenwerk Osnabrück das neue Stundentenwohnheim am Campus Westerberg im Passivhausstandard bauen will, steigen die Kosten um 2, 3 Millionen auf 15, 2 Millionen Euro. Der Osnabrücker Bauunternehmer und Immobilienkaufmann Dieter Köster beklagt eine Verschwendung von Steuergeldern". Nicht das Studentenwerk bringe die Mittel dafür auf, sondern zum größten Teil die Zuschussgeber Stadt (evtl.), Land und Bund", schreibt Köster in einer E-Mail an unsere Redaktion. Studentenwerkschefin Birgit Bornemann widerspricht seinen Ausführungen vehement: Das Studentenwerk Osnabrück finanziert diese studentische Wohnanlage ohne Steuergelder." Kösters Behauptungen würden auf grundlegenden Fehleinschätzungen" fußen, so die Geschäftsführerin.

Osnabrück. Das neue Studentenwohnheim am Campus Westerberg wird teurer als geplant. Weil das Studentenwerk Osnabrück es im Passivhausstandard bauen will, steigen die Kosten nun sogar um 2, 3 Millionen auf 15, 2 Millionen Euro. Ohnedies zu viel, findet der Osnabrücker Bauunternehmer und Immobilienkaufmann Dieter Köster und beklagt eine Verschwendung von Steuergeldern". Das Studentenwerk widerspricht und dreht den Spieß um.

Im November soll mit dem Bau des Studentenwohnheims zwischen Natruper Straße und Berghoffstraße begonnen werden. Zum Sommersemester 2017 soll es bezugsfertig sein. Mit 176 Plätzen ist das vierteilige Haus dann eins der größten seiner Art in Osnabrück.

Passivhausstandard

In seiner Sitzung am 17. Juli hat der Verwaltungsrat des Studentenwerks beschlossen, die Betriebskosten des Neubaus weiter zu drücken. Das Wohnheim soll deshalb nicht mehr wie ursprünglich vorgesehen Ansprüchen der Förderbank-Kategorie KfW 70 genügen, sondern sogar Kriterien der Effizienzklasse KfW 40 standhalten. Das bedeutet: Für Heizen, Lüften und Warmwasserbereitung darf es im Jahr höchstens 40 Prozent dessen an Energie verbrauchen, was baurechtlich erlaubt ist.

Mit dem Passivhausstandard kommt das Studentenwerk Osnabrück in besonderer Weise seinem satzungsgemäßen Auftrag nach, bei der Erfüllung der im niedersächsischen Hochschulgesetz festgelegten Aufgaben Umweltaspekte zu berücksichtigen", stellt Geschäftsführerin Birgit Bornemann fest. Auch die Klimaschutzziele der Stadt Osnabrück würden so unterstützt. Zwar habe mehr Nachhaltigkeit ihren Preis, denn KfW 40 macht den Bau deutlich teurer KfW 70 hätte 12, 9 Millionen Euro gekostet. Einsparungen bei laufenden Kosten sowie Förderbankzuschüsse und niedrigere Kreditzinsen würden dem aber gegenüberstehen.

Dieter Köster hat an der Wirtschaftlichkeit seine Zweifel. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Osnabrücker Köster-Gruppe, eines der größten Bauunternehmen in Deutschland (1500 Mitarbeiter, 900 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2014), und Geschäftsführer von Delta Immobilien Invest (Osnabrück) meint: Für uns als Steuerzahler ist der Bau dieses Studentenwohnheims wieder ein trauriges Beispiel öffentlicher Verschwendung." Denn nicht das Studentenwerk bringe die Mittel dafür auf, sondern zum größten Teil die Zuschussgeber Stadt (evtl.), Land und Bund", schreibt Köster in einer E-Mail an unsere Redaktion. Das Studentenwerk verschweigt uns nur, aus welchen öffentlichen Töpfen es sich hier bedienen kann."

So schön ein neues Studentenwohnheim für die Stadt sei, so skandalös ist das Finanzgebaren von Land und Studentenwerk", fährt Köster fort um dann auf Basis einer Investitionssumme von insgesamt 18 Millionen Euro und einer Reihe von Variablen seine ganz eigene Rechnung aufzumachen. Ergebnis: Mit Herstellkosten von 3000 Euro pro Quadratmeter liege das Projekt 800 Euro über dem üblichen Wert im frei finanzierten Wohnungsbau. Es gibt nirgends in Osnabrück Wohnungen, die in den Herstellkosten entfernt so teuer sind."

Nur 1, 8 Prozent Rendite

Und Köster kalkuliert weiter. Ermittelt jährliche Bruttoerträge, subtrahiert, multipliziert und dividiert, bis er am Ende auf eine Nettorendite von 1, 8 Prozent kommt, die wir als Bürger" erhalten, damit Studenten luxuriös wohnen können", ehe das Heim nach 30 Jahren veraltet abgerissen werde und 18 Millionen Euro einfach weg" seien. Was ist daran effizient?", fragt Dieter Köster, um schließlich im Gespräch mit unserer Redaktion nachzulegen: Das ist kein preiswertes Wohnen, sondern das teuerste, was man sich vorstellen kann. Jeder Private würde das viel billiger machen."

Mit den Vorwürfen des Osnabrücker Baumagnaten konfrontiert, verfasst Studentenwerkschefin Bornemann einen Brief an Köster. Eine Kopie ihrer vierseitigen Antwort lässt sie unserer Redaktion als Stellungnahme zukommen. Und betont: Das Studentenwerk Osnabrück finanziert diese studentische Wohnanlage ohne Steuergelder." Die geldliche Unterstützung des Landes Niedersachsen beschränke sich auf ein zinsloses Darlehen über 1, 5 Millionen Euro, für das jährlich erhebliche Verwaltungskosten anfallen.

Kösters Behauptungen würden auf grundlegenden Fehleinschätzungen" fußen, so die Geschäftsführerin. Die finanzielle Grundsicherung des Landes mache mit knapp 14 Prozent nur noch einen sehr geringen Anteil aller Einnahmen des Studentenwerks aus. Bei studentischen Wohnanlagen beteilige sich das Land gar nicht mehr an den Herstellungskosten und auch nicht an den Sanierungskosten. Das Studentenwerk Osnabrück investiere dagegen regelmäßig in seine Wohnanlagen, erhalte den Wert und betreibe sie insgesamt kostendeckend trotz niedriger Mieten und Bildung von Rücklagen. Das sei nur durch sehr große Effizienz" zu schaffen, sagt Birgit Bornemann, denn: Darüber hinaus haben wir im Gegensatz zu privaten Unternehmen keine Gewinnerzielungsabsichten."

Köster Bau hat überboten

Vor ein Rätsel stellt die Studentenwerkschefin dabei Kösters Kosten-Arithmetik. Sie berechnen vermeintliche Quadratmeter-Herstellungskosten auf der Basis eines Kaufpreises, den Sie nicht kennen, und unter Berücksichtigung von Wohnflächen, deren Größen Ihnen ebenfalls nicht bekannt sind. Gleichfalls liegen Ihnen keine Informationen zu weiteren wichtigen Parametern vor, die eine Gesamtinvestitionssumme entscheidend beeinflussen können", bemerkt die Geschäftsführerin.

Das Studentenwerk Osnabrück achte bei Neubauvorhaben darauf, die Geschäfte möglichst günstig" abzuschließen so auch mit dem Rohbau-Anbieter. Bornemann: Daher konnten wir auch leider Ihre Firma bei der Auftragsvergabe für die von Ihnen als zu teuer angeprangerte Wohnanlage nicht berücksichtigen." Das Angebot von Köster Bau habe rund 300 000 Euro über dem besten gelegen.

Einen os1.tv-Beitrag über das geplante Studentenwohnheim am Westerberg sowie weitere Berichte und Fotos zum Thema finden Sie bei uns im Internet auf www.noz.de/ os
Bildtext:
15, 2 Millionen Euro soll das neue Wohnheim des Studentenwerks Osnabrück nahe dem Campus Westerberg Kosten. Der Osnabrücker Bauunternehmer und Immobilienkaufmann Dieter Köster hält das für " Steuerverschwendung". Dabei fließen bei dem Projekt nach Angaben des Bauherrn gar keine Steuergelder.
Foto:
David Ebener

Kommentar
Kritik am Wohnheimbau entbehrt der Grundlage

Der Osnabrücker Baumagnat Dieter Köster lehnt sich mit seiner öffentlichen Kritik am geplanten Studentenwohnheim nahe dem Campus Westerberg weit aus dem Fenster. Vielleicht zu weit. Denn der wesentliche Vorwurf der Steuerverschwendung scheint in diesem Fall haltlos.

Das Studentenwerk Osnabrück finanziert den über 15 Millionen Euro teuren Neubau zu 40 Prozent aus eigenen Mitteln, das restliche Geld leiht es sich auf dem freien Kapitalmarkt. Unmittelbare Zuschüsse aus öffentlicher Hand? Fehlanzeige. Nicht einmal das zinslose Darlehen des Landes, gewährt aus einem Sondertopf zur Förderung von studentischem Wohnraum, gibt es geschenkt.

In wortreicher Widerrede versucht Studentenwerkschefin Birgit Bornemann, dem skandalwitternden Unternehmer und Immobilien experten in Bezug auf die angeblich völlig überzogenen Investitionskosten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Und kann sich dabei einen Seitenhieb nicht verkneifen: Wohnheim zu teuer? Köster Bau hätte es noch teurer gemacht.

Wahr ist, dass das Studentenwerk hier viel Geld in die Hand nimmt. Als Anstalt des öffentlichen Rechts hat es dabei aber nicht nur wirtschaftlichen Profit im Kopf, sondern auch sozial- und umweltpolitische Ziele.
Autor:
Sebastian Stricker


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