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1.
Erscheinungsdatum:
01.08.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
350 Gläubige bei Sinti-Zeltmission
"Streichen Sie das Wort Zigeuner"
Zwischenüberschrift:
Ein Besuch bei der Sinti-Zeltmission in Osnabrück – Sonntag Gedenken an ermordete Roma in Auschwitz
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
70
Jahre
nach
Kriegsende
sind
Sinti
in
Deutschland
immer
noch
Anfeindungen
ausgesetzt.
Ein
Besuch
bei
der
Sinti-
Zeltmission
auf
dem
Gelände
der
ehemaligen
Landwehrkaserne
mit
rund
350
Teilnehmern
öffnet
die
Augen.
"
Redet
mit
uns
statt
über
uns"
,
sagt
Jonny
Böhmer
vom
Niedersächsischen
Verband
Deutscher
Sinti.
Osnabrück.
Wer
über
Sinti
schreiben
will,
hat
ein
Problem.
Denn
während
bei
anderen
Themen
die
Notizen
vom
Block
geradezu
von
selbst
in
die
Zeilen
springen,
muss
der
Autor
hier
erst
einmal
innehalten.
Zu
viele
Vorurteile,
Klischees
und
Begriffe
drängen
sich
in
den
Vordergrund.
Zum
Glück
gibt
es
Menschen
wie
Jonny
Böhmer.
Er
ist
Osnabrücker
"
durch
und
durch,
in
siebter
Generation"
und
vom
Niedersächsischen
Verband
Deutscher
Sinti.
Wenn
man
ihn
fragt,
wie
er
einem
Kind
den
Begriff
Sinti
erklären
würde,
lacht
der
Vater
von
fünf
Kindern:
"
Sinti
sind
Deutsche
mit
einer
besonderen
Kultur"
,
sagt
er.
So
einfach.
Und
doch
so
schwierig.
Seit
600
Jahren
leben
Sinti
im
deutschsprachigen
Raum,
1407
wurden
sie
in
Hildesheim
erstmals
urkundlich
erwähnt.
Und
freundlich
begrüßt:
"
Es
gab
den
schwarzen
Trunk"
,
erzählt
Böhmer,
als
wäre
er
dabei
gewesen.
Auch
dieser
kräftige
Mann
beherrscht
das,
was
Wissenschaftler
sperrig
"
orale
Überlieferung"
nennen,
eine
Erzählkunst,
für
die
die
Sinti
so
berühmt
sind
wie
für
ihre
Musik
und
ihre
Sprache.
Der
schwarze
Trunk?
"
Das
war
natürlich
Kaffee"
,
sagt
Böhmer
und
lächelt
verschmitzt.
Geschichtsfans
dürfen
gern
anmerken,
dass
der
Kaffee
wohl
erst
sehr
viel
später
in
Deutschland
in
die
Becher
floss.
Aber
ist
das
wichtig?
Nein,
denn
die
zentrale
Aussage
ist
es,
die
zählt:
Die
Sinti
leben
hier,
seit
Jahrhunderten.
Sie
sind
"
so
deutsch,
wie
man
nur
sein
kann"
,
sagt
Böhmer.
Und
sie
sind
so
besonders,
wie
es
andere
anerkannte
nationale
Minderheiten,
etwa
Dänen
oder
Sorben,
auch
sind.
Fast
zwei
Wochen
lang
haben
rund
350
Sinti
aus
ganz
Deutschland
in
Osnabrück
ihre
Zelte
aufgeschlagen
und
ihre
Wohnwagen
auf
dem
Gelände
der
ehemaligen
Landwehrkaserne
platziert.
Zeltmission
nennen
sie
das
Treffen,
das
nicht
nur
Austausch,
Wiedersehen,
Gottesdienste
und
einige
gemütliche
Tage
in
der
Gemeinschaft
bedeutet,
sondern
auch
die
Chance
für
Nicht-
Sinti,
diese
Kultur
kennenzulernen.
"
Das
größte
Problem
ist
Unwissenheit"
,
so
Böhmer
und
berichtet,
wie
er
immer
und
immer
wieder
erklären
müsse,
dass
aus
dem
"
fahrenden
Volk"
längst
ein
sesshaftes
geworden
sei.
"
Ich
kenne
keinen
Sinti,
der
nicht
von
sich
sagen
würde,
dass
er
sesshaft
ist."
Es
sei
eine
Gratwanderung
zwischen
Anpassung
und
der
Bewahrung
ihrer
ureigenen
Kultur,
beschreibt
es
der
Familienvater
geduldig.
Doch
wie
geduldig
muss
man
sein,
um
immer
und
immer
wieder
Selbstverständlichkeiten
zu
betonen?
Der
Glaube
helfe
ihm,
sagt
Böhmer.
"
Gott
liebt
mich,
weil
ich
ich
bin,
ohne
Bedingungen"
,
erklärt
der
Osnabrücker.
Tatsächlich
werden
Sinti
in
Deutschland
bis
heute
angefeindet
und
ausgegrenzt.
Und
das,
nachdem
die
Nationalsozialisten
die
Sinti
aus
rein
rassistischen
Gründen
nahezu
vollständig
vernichtet
haben.
"
Mein
Opa
musste
sich
in
Osnabrück
an
den
Bahnhof
stellen
mit
einem
Schild
um
den
Hals.
Darauf
stand:
,
Ich
bin
Zigeuner,
ich
will
nach
Auschwitz.′
Und
so
kam
er
nach
Auschwitz"
,
erzählt
Böhmer.
Insgesamt
ermordeten
die
Nazis
rund
eine
halbe
Million
Sinti
und
Roma.
Die
wenigen
Tausend
Sinti,
die
nach
dem
Krieg
noch
in
Deutschland
lebten,
warteten
vergeblich
auf
Entschädigungen.
Erst
in
den
Achtzigern
habe
Kanzler
Helmut
Schmidt
sich
entschuldigt,
erinnert
sich
Böhmer.
"
Man
hat
uns
einfach
vergessen"
,
glaubt
er.
Da
passt
es,
dass
die
Leiterin
der
Antidiskriminierungsstelle
des
Bundes,
Christine
Lüders,
nun
fordert,
die
Geschichte
und
die
Verfolgung
der
Sinti
und
Roma
in
die
Geschichtsbücher
aufzunehmen.
"
Der
Völkermord
an
Sinti
und
Roma
ist
ein
unsagbar
schändlicher
und
beschämender
Teil
der
deutschen
Geschichte,
der
jahrzehntelang
verharmlost
und
verschwiegen
wurde.
Umso
unerträglicher
ist
es,
dass
manchen
dieser
Genozid
nicht
einmal
bekannt
ist"
,
sagte
Lüders
am
Freitag
in
Berlin.
An
diesem
Sonntag,
2.
August,
ist
der
offizielle
Gedenktag
für
die
Ermordung
von
Roma
und
Sinti
im
Konzen
trationslager
Auschwitz-
Birkenau.
"
Streichen
Sie
das
Wort
Zigeuner
aus
Ihrem
Wortschatz"
,
sagt
Böhmer.
Bildtext:
Redet
mit
uns,
nicht
über
uns,
sagt
Jonny
Böhmer
vom
Niedersächsischen
Verband
Deutscher
Sinti.
Zur
Zeltmission
(rechts)
sind
350
Sinti
angereist.
Fotos:
David
Ebener
Autor:
Melanie Heike Schmidt