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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Erinnerung an Laischafts-Buchhalter
Zwischenüberschrift:
Die Rehmstraße durchschneidet den Osnabrücker Stadtteil Wüste
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Johann Julius Rehm (1818 bis 1904) war im Ehrenamt Buchhalter der Neustädter Laischaft. Er lenkte die Abwicklung der spätmittelalterlichen Weidegenossenschaft in einer Weise, die den Laischafts-Interessenten bestmögliche Gerechtigkeit bei der Landaufteilung verschaffte und gleichzeitig den Grundstein einer vorausschauenden Stadtplanung für den Osnabrücker Stadtteil Wüste legte. Der Magistrat ehrte ihn dafür 1878 mit der Umbenennung der Hörner Straße in Rehmstraße.

Seine Brötchen verdiente Rehm als Uhrmacher. Über seine Meisterprüfung im Jahr 1848 ist im Landesarchiv ein Protokoll erhalten, das seine handwerklichen Fähigkeiten zunächst in keinem so guten Licht erscheinen lässt. Die sechsköpfige Prüfungskommission unter Führung des Altmeisters Heyl bescheinigte dem eingereichten Meisterstück, einer handgefertigten Taschenuhr, eine Reihe von Fehlern. So seien " sämtliche Räder nicht gut gezahnt", bezüglich " Cylinder und Cylinderrad wird indessen in Zweifel gestellt, daß Letzteres vom Verfertiger des Meisterstücks ohne fremde Hülfe gemacht ist, indem selbiger sich weigert, die dazu erforderlichen Maschinen vorzuzeigen und früher erwähnte Maschinen nicht zu haben", und überhaupt sei " das Ganze unvollendet, weder die Räder noch flachen Stahltheile sind poliert und ebenso fehlen die beiden Zeigerräder".

Freiraum für Ehrenamt

Zwei Tage später legte Rehm schriftlich Einspruch ein gegen die Verwerfung seiner Arbeitsprobe. Er führte die aufgezeigten Mängel auf eine widersprüchliche Aufgabenstellung zurück und hatte damit Erfolg: Der Meistertitel wurde dem damals dreißigjährigen Rehm noch im selben Jahr zuerkannt. Uhren-Experte Heinz-Günter Vosgerau kommentiert das Hin und Her so: " Man darf nicht vergessen, dass in einer relativ kleinen Stadt der Meisterprüfling auch der zukünftige Konkurrent der Prüfungsmeister war. Die legten zwar einen Schwur auf Unparteilichkeit ab, konnten es aber letztlich nicht sein." Rehm hatte jedenfalls sein Ziel erreicht, wurde Mitglied der Uhrmacher-Innung und betrieb in der Großen Straße sein Geschäft, das ihm eine auskömmliche Existenz sicherte und den nötigen Freiraum für die nebenberufliche Betätigung in der Laischaft verschaffte.

Entwässerung der Wüste

Von 1869 bis 1877 war Rehm Buchhalter der Neustädter Laischaft. Da war die große Zeit der Laischaften vorüber. Seit der Aufhebung des Festungsgebots 1843 war das Bauen außerhalb der Wälle gestattet. Das bisherige Garten- und Weideland wurde zum Bauerwartungsland und bekam dadurch einen bedeutend höheren Wert. Der Buchhalter musste nun zwischen den häufig gegenläufigen Interessen der Noch-Viehhalter, der Gartenbesitzer und der Bauwilligen vermitteln. Ständige Aufmerksamkeit verlangte auch die Interessenwahrung der Neustädter gegenüber den benachbarten Laischaften. Mit den Martinianern gab es häufig Streit auf einem Gebiet, das wirklich der vollen Einmütigkeit bedurft hätte, nämlich bei der Entwässerung der Wüste.

Über Jahrhunderte war das südwestliche Vorland der ummauerten Hasestadt kaum nutzbar. Allerdings nicht wegen Hitze und Trockenheit, wie man es von anderen Wüsten her kennt, sondern im Gegenteil wegen seines Wasserreichtums. Der großflächige " Quellsumpf" in der Tallage zwischen Kalkhügel und Westerberg fiel niemals trocken, solange der Mensch nicht eingriff.

Effektiv geschah das erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit dem Ausbau des Pappelgrabens und der Anlage weiterer Entwässerungsgräben wurde das Land nach und nach " baureif" gemacht. Mit Erdmassen und Bauschutt, die beim Abtragen der Stadtmauern und Wälle anfielen, erhöhte man die feuchten Niederungen und befestigte die Straßen. Auch die spätere Rehmstraße hat davon profitiert.

Rehm organisierte Verteilung und Verkauf des rund 200 Hektar großen Laischaftsbesitzes, sodass jeder der 108 Interessenten eigene Parzellen in Erbpacht erhielt. Der Stadt schenkte man zwölf Parzellen zur Schaffung eines " Wüstenparks". Rehm sandte dem Magistrat eine Zeichnung, auf der zwei neue Straßen, nämlich die heutige Rehmstraße und die Parkstraße, den Park in der Mitte durchschnitten. Er war von Anfang an als Spielplatz, aber auch als Ziegenweide gedacht. Der Grundriss des seit 1880 Hoffmeyerplatz genannten Wüstenparks ist bis heute unverändert geblieben.

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Bildtext:
Die Rehmstraße durchschneidet den Osnabrücker Stadtteil Wüste und führt vom Schlosswall bis zur Quellwiese. Hier eine Aufnahme vom Schlosswall aus.
Foto:
Archiv/ Klaus Lindemann
Autor:
Joachim Dierks


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