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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Wenn die Motoren wieder kreischen
Zwischenüberschrift:
Die Straße "An der Rennbahn" in Nahne führt zum Wiesen-Stadion
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Im Jahr 1970 verlieh die Gemeinde Nahne der Privatinitiative einiger Motorsportbegeisterter auch dadurch ihren amtlichen Segen, dass sie dem alten " Nahner Weg" den neuen Namen " An der Rennbahn" gab.

1973 erneuerte die Stadt Osnabrück, zu der Nahne mittlerweile gehörte, diesen zumindest symbolischen Bestandsschutz, indem sie auch dem Straßenabschnitt auf Sutthauser Gebiet den Namen zubilligte. Motorradrennen gehören gewiss nicht zu den Breitensportarten, für die eine Stadt typischerweise Infrastruktur bereithält. Aber sie akzeptierte damit den großen Publikumszuspruch, den das Grasbahnrennen Jahr für Jahr im Juni genießt. Wenn man die Straße " An der Rennbahn" verfolgt, trifft man etwa auf halbem Wege zwischen Nahne und Sutthausen auf das Wiesen-Stadion.

Viel hat sich hier nicht verändert seit jenen Tagen im Jahr 1952, als Motorradfan Franz Detmer aus Haste auf der Suche nach einem geeigneten Gelände für eine Rennstrecke auf diese Wiese stieß. Vorher waren Detmer und seine Freunde mit ihren Horex-Maschinen nur über Landstraßen gegondelt. Nun wollte der Horex-Club auch die Rennsport-Begeisterten in seinen Reihen bedienen. Mit dem Eigentümer der Wiese, dem Landwirt Wilfried Lintker, schloss Detmer einen Pachtvertrag ab, der die Anlage einer Rennstrecke und die auf wenige Tage im Jahr begrenzte Nutzung des Geländes für Rennsportveranstaltungen umfasste.

Wenn die Anlage heute nicht viel anders aussieht als vor 61 Jahren, so ist das gewollt: Die Eingriffe in die Landschaft sollten und sollen so gering wie möglich sein. Bis auf die Renntage nutzt Landwirt Wilfried Lintker jr. den Oval-Innenraum als Weidefläche. Ein Elektrozaun hindert die Kühe daran, die Bahn selbst zu betreten. Das wäre nicht gut, weil die schweren Tiere Löcher in den Boden stampfen würden. Außer etwas Bandenwerbung, einem kleinen Vereinsheim und wenigen Flutlichtmasten lässt nichts auf ein Renngelände schließen, das früher bis zu 10 000 Menschen an den Renntagen mobilisierte.

In den letzten Jahren sind es nicht mehr so viele, wie Detmers Nachfolger Dieter Glatzer kürzlich in einem Interview bedauernd bestätigte: " Es gibt zu viele alternative Freizeitangebote." Mit den Flutlichtrennen ist es seit 2010 ganz vorbei. " Es lief nicht mehr", sagt Glatzer, " die Leute kommen lieber am Sonntagnachmittag bei Sonnenschein mit Kind und Kegel." Aber die, die kommen, sind echte Fans. " Es hat sich eine internationale Szene gebildet, die im Sommer von Rennen zu Rennen reist. Die kennen sich alle untereinander, grillen und feiern zusammen, ein sehr verträgliches und fröhliches Völkchen", beschreibt Glatzer sie.

Viele von ihnen kommen mit Wohnwagen oder Zelt. " So am Mittwoch vor dem Rennwochenende trudeln die Ersten ein, dann füllt sich das auf mit bis zu hundert Wohnwagen am Samstag, und am Montag darauf sind sie alle wieder weg." Für Strom, Wasser und Toilettenwagen auf dem kleinen Campinggelände neben der Rennbahn sorgen ehrenamtliche Helfer des Veranstalters, der Auto- und Motorsportgemeinschaft Osnabrück (AMG). Die Mehrzahl der hundert AMG-Mitglieder ist beim Grasbahnrennen pausenlos im Einsatz. " Weil wir das alles ehrenamtlich machen, können wir ein so großes, international beachtetes Rennen überhaupt finanziell stemmen", sagt der AMG-Vorsitzende Glatzer.

Idealist müsse man dafür schon sein, vielleicht auch ein wenig verrückt, gibt er zu. Denn Bahnrennsport ist teuer: Eine Rennmaschine kostet zwischen 7000 und 10 000 Euro. Für den täglichen Weg zur Arbeit ist sie nicht zu gebrauchen. Der TÜV hätte etwas dagegen. Die Maschinen besitzen nämlich überhaupt keine Bremsen. " Nur Feiglinge brauchen Bremsen", scherzt Glatzer. Und wie kommt man schließlich zum Stehen, wenn das Rennen vorbei ist? " Man muss den Ausrollweg genau einplanen und dann die Füße zu Hilfe nehmen", erklärt er.

In diesem Jahr fand am 29. und 30. Juni die 57. Auflage des Nahner Waldbahnrennens statt. In der " norddeutschen Gespann-Hochburg" gaben sich die Stars der Solo- und der Drei-Rad-Szene (Motorrad mit Seitenwagen) ein Stelldichein. Die Nahner Bahn gilt als schwierig, weil sie geneigt ist. Trotzdem werden Durchschnittsgeschwindigkeiten von 110 km/ h bei den Solo-Maschinen und 98 km/ h bei den Gespannen erreicht.
Bildtexte:
Ein wahrer Publikumsmagnet: Die Rennen auf der Wiese lockten früher sogar bis zu 10 000 Besucher an. Dieses Foto zeigt das Grasbahnrennen vom 6. Juli 1958.
Die Straße " An der Rennbahn" liegt im Stadtteil Nahne.
Fotos:
Kurt Löckmann, Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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