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1.
Erscheinungsdatum:
27.07.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Kritik an städtischer Denkmalpflege
"Amerika" hat die Gelbsucht
Zwischenüberschrift:
Restaurierungspanne im Schlossgarten
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Die
Restaurierung
der
barocken
Figur
"
Amerika"
,
die
seit
1965
im
Schlossgarten
steht,
ist
offenbar
gründlich
missglückt:
Experten
kritisieren
den
Einsatz
von
Silikonharz,
der
der
zuvor
sandsteinfarbenen
Statue
nun
einen
gelben
Farbton
verleiht.
Osnabrück.
Mit
"
Amerika"
stimmt
etwas
nicht.
Die
barocke
Sandsteinfigur
im
Schlossgarten
hat
die
Gelbsucht.
Vor
wenigen
Wochen
wurde
sie
aufwendig
restauriert,
und
dabei
ist
offensichtlich
etwas
schiefgelaufen.
Nicht
nur
die
missglückte
Farbgebung
wirft
Fragen
auf.
Das
verwendete
Silikonharz
ist
für
viele
Denkmalpfleger
ein
Tabubruch,
weil
es
das
Original
mit
einer
künstlichen
Haut
überzieht.
Und
die
löst
sich
an
einer
Stelle
bereits
wieder
von
der
Oberfläche.
Silikonharz
zur
Sandsteinkonservierung
ist
unter
Restauratoren
ein
Thema
mit
höchster
Sprengwirkung.
Das
eine
Lager
sieht
darin
ein
Teufelszeug,
das
historische
Kunstwerke
zerstört;
das
andere
rühmt
die
herausragenden
Eigenschaften
des
mineralischen
Anstrichs.
Wie
von
Zauberhand
lasse
er
das
Regenwasser
optimal
ablaufen,
aber
nicht
eindringen.
Dank
seiner
Poren
atme
das
Material,
und
der
sonst
so
gefürchtete
Wasserdampf
könne
ungehindert
austreten.
Umstrittenes
Verfahren
Der
Denkmalpflege
in
Osnabrück
war
die
Verwendung
von
Silikonharz
jahrzehntelang
nicht
geheuer,
doch
die
Zeiten
haben
sich
geändert
und
die
Mitarbeiter
auch.
Im
Schlossgarten
hat
die
Stadt
jetzt
ein
Exempel
statuiert,
das
unumkehrbar
ist.
"
Amerika"
wurde
saniert
–
nach
dem
umstrittenen
Verfahren.
"
Amerika"
ist
eine
der
vier
barbusigen
Schönheiten,
die
seit
1965
die
Schlossterrasse
zieren.
Sie
stellen
die
Kontinente
dar,
so
wie
sie
in
der
Welt
des
Barock
bekannt
waren,
also
noch
ohne
Australien
und
die
Antarktis.
Um
1740
wurden
sie
in
Baumberger
Sandstein
für
das
Schloss
Eggermühlen
bei
Bersenbrück
gefertigt.
Wegen
seiner
Helligkeit
war
der
Sandstein
aus
dem
Münsterland
damals
ein
begehrter
Ersatz
für
den
noch
begehrteren
Carrara-
Marmor.
Aber
den
konnte
sich
der
Landadel
nicht
leisten.
Dass
der
Baumberger
Sandstein
neuerdings
unter
der
Silikonharzschlämme
verborgen
bleibt,
nimmt
Amtsrestaurator
Bernhard
Recker
vom
Niedersächsischen
Landesamt
für
Denkmalpflege
auf
seine
Kappe.
Andernorts
habe
man
damit
gute
Erfahrungen
gemacht,
meinte
Recker
auf
Anfrage
unserer
Redaktion.
Am
Hauptbahnhof
in
Osnabrück
etwa
schütze
ein
Anstrich
aus
diesem
Material
den
von
der
Witterung
bedrohten
Buntsandstein.
Für
den
Einwand
kritischer
Geister,
dass
historische
Bausubstanz
eine
Art
Plastikoberfläche
bekomme,
hat
er
Verständnis,
betont
aber,
dass
Silikonharz
eine
mineralische
Basis
habe.
Farbe
sollte
neutral
sein
Irritiert
zeigte
sich
der
Amtsrestaurator
allerdings
über
die
Gelbfärbung
der
kürzlich
sanierten
"
Amerika"
-
Figur.
Die
Schlämme
solle
ausdrücklich
keinen
bestimmten
Farbton
wiedergeben,
"
sondern
sich
dem
natürlichen
Aussehen
des
Baumberger
Kalksandsteins
annähern"
.
Bei
der
Auswahl
der
Farbnuancen
sei
er
"
nicht
im
Boot"
gewesen,
erklärte
Recker
und
räumte
ein,
dass
da
wohl
etwas
aus
dem
Ruder
gelaufen
sei.
Wer
den
Gelbstich
zu
verantworten
hat,
ist
nicht
geklärt.
Die
von
der
Stadt
beauftragte
Restauratorin
Inga
Thiele-
Wittig
antwortete
nicht
auf
unsere
Presseanfrage,
und
Stadtbaurat
Frank
Otte
wollte
für
die
städtische
Denkmalpflege
keine
Erklärung
abgeben.
Er
kündigte
aber
an,
dass
die
drei
bisher
unbehandelten
Erdteilskulpturen
nach
dem
gleichen
Muster
restauriert
werden
sollen.
Weil
"
Amerika"
nun
farblich
heraussticht,
werden
"
Europa"
, "
Afrika"
und
"
Asien"
ihren
hellen
Sandstein
wohl
ebenfalls
unter
einem
gelben
Anstrich
verstecken
müssen.
Günter
Hasselmann
ist
entsetzt
über
diese
Vorstellung.
Als
ehemaliger
Mitarbeiter
der
städtischen
Denkmalpflege
weiß
er,
dass
die
hellen
Kalkanteile
den
Baumberger
Sandstein
nicht
nur
schön,
sondern
auch
witterungsempfindlich
machen.
Nach
seiner
Überzeugung
dürfen
die
historischen
Figuren
nur
behutsam
mit
einer
Wurzelbürste
gereinigt
und
mit
einer
Kalkschlämme
getüncht
werden.
Weil
der
Regen
diese
"
Opferschicht"
aus
Kalk
nach
und
nach
abwäscht,
müsse
die
Prozedur
alle
sechs
bis
acht
Jahre
wiederholt
werden,
sagt
der
pensionierte
Fachmann.
Neue
Haut
blättert
schon
Ein
Restaurator,
der
in
der
vergangenen
Woche
gemeinsam
mit
ihm
die
"
Amerika"
-
Skulptur
inspizierte,
sieht
es
genauso.
Was
der
barocken
Grazie
widerfuhr,
sei
keine
Restaurierung,
sondern
eine
"
Brachialmaßnahme"
,
sagt
der
langjährige
Inhaber
eines
Fachbetriebes,
der
seinen
Namen
nicht
nennen
will,
um
keine
Aufträge
zu
verlieren.
Jede
Restaurierung
müsse
rückführbar
sein,
das
fordere
die
für
Denkmalpfleger
verbindliche
Charta
von
Venedig.
Mit
der
Silikonharzschlämme
hätten
die
Verantwortlichen
diesen
Grundsatz
verletzt.
Problematisch
nennt
der
Restauratormeister
vor
allem
die
Vorbehandlung
mit
flüssigem
Kieselesther,
weil
er
die
Poren
verschließe.
Wenn
Wasser
von
unten
eindringe
und
durch
die
Kapillarwirkung
aufsteige,
könne
es
nicht
mehr
austreten.
Dann
werde
die
neue
Haut
Blasen
werfen,
Risse
bekommen
und
abblättern.
Und
mit
jedem
Fetzen
werde
sich
275
Jahre
alte
Originalsubstanz
von
der
Oberfläche
der
Skulptur
ablösen.
Es
scheint,
dass
dieser
Prozess
schon
jetzt
–
wenige
Wochen
nach
der
Sanierung
–
eingesetzt
hat.
Über
dem
Sockel
ist
die
neue
Haut
an
einer
Ecke
abgeplatzt.
Dabei
wollte
die
Stadt
mit
der
"
konservatorischen
Schutzschlämme"
für
einen
"
langfristigen
Schutz
der
Figuren"
sorgen,
wie
es
in
einer
Stellungnahme
von
Franz
Schürings,
dem
Leiter
des
Fachbereichs
Städtebau,
heißt.
6800
Euro
hat
die
Sanierung
der
barocken
Amerika-
Figur
nach
Auskunft
von
Stadtsprecher
Sven
Jürgensen
gekostet.
Eine
Summe,
die
der
bereits
zitierte
Restaurator
für
maßlos
überzogen
hält.
Günter
Hasselmann
hat
eine
andere
Idee,
wie
die
barocken
Kontinentfiguren
im
Schlossgarten
dauerhaft
gerettet
werden
könnten.
Er
würde
sie
durch
witterungsbeständige
Kopien
ersetzen
und
die
Originale
ins
Museum
schicken.
Wie
gefällt
Ihnen
die
Gelbfärbung,
die
künftig
auch
die
anderen
Figuren
erhalten
sollen?
Diskutieren
Sie
mit
auf
www.noz.de
Bildtexte:
Gerade
restauriert,
platzt
schon
die
Silikonharzschlämme
ab.
"
Amerika"
sticht
farblich
heraus:
Die
dritte
Erdteilfigur
im
Schlossgarten
ist
nach
der
Sanierung
gelb
gefärbt.
Foto:
Lahmann-
Lammert,
Gert
Westdörp
Kommentar
Warum
nicht
lila?
Es
ist
nicht
zu
übersehen,
dass
"
Amerika"
übel
mitgespielt
wurde.
Und
das
nicht
etwa,
weil
das
Geld
fehlte.
Im
Gegenteil:
An
der
barocken
Statue
im
Schlossgarten
wurde
etwas
Neues
ausprobiert,
und
das
durfte
den
sonst
üblichen
finanziellen
Rahmen
sprengen.
Es
sollte
ja
eine
dauerhafte
Konservierung
werden.
Jetzt
hat
sich
die
Stadt
viel
Geld
für
eine
"
Sanierung"
aus
der
Tasche
ziehen
lassen,
die
in
jeder
Hinsicht
dilettantisch
ist.
Schlechte
Arbeit
wurde
abgeliefert,
ein
Kulturschatz
aus
dem
18.
Jahrhundert
dauerhaft
verunstaltet.
Wenn
sich
–
was
wahrscheinlich
ist
–
die
Mahnungen
der
kritischen
Restauratoren
bestätigen,
dann
erweist
sich
die
"
dauerhafte
Konservierung"
auch
noch
als
Quacksalberei.
Es
kam
schon
häufiger
vor,
dass
ein
über
den
grünen
Klee
gelobtes
Sanierungsverfahren
den
gefährdeten
Baustoff
nicht
etwa
schützt,
sondern
schädigt.
Nachdem
die
barocke
"
Amerika"
am
Gelbfieber
erkrankt
ist,
müssen
die
drei
übrigen
Erdteilskulpturen
nach
der
Verwaltungslogik
nun
ebenfalls
mit
gelbem
Silikonharz
verkleistert
werden.
Wenn
schon
künstlich,
warum
dann
nicht
gleich
bunte
Pop-
Art
à
la
Warhol?
Afrika
hellblau,
Asien
lila
und
Europa
mattgrün
–
das
hätte
zumindest
den
Anschein,
als
wäre
es
so
gewollt!
So
kamen
die
Figuren
nach
Osnabrück
Ein
Schüler
des
westfälischen
Barockbaumeisters
Johann
Conrad
Schlaun
hat
die
Figuren
der
vier
damals
bekannten
Kontinente
um
1740
für
das
Schloss
Eggermühlen
bei
Bersenbrück
gefertigt.
Vor
50
Jahren
waren
die
Barockfiguren
stark
beschädigt.
Die
Stadt
Osnabrück
erwarb
sie
und
ließ
sie
vom
Bildhauer
Fritz
Szalinski
restaurieren.
Im
Sommer
1965
wurden
sie
im
neu
gestalteten
Schlossgarten
aufgestellt.
Dort
kam
es
immer
wieder
zu
Vandalismus,
zuweilen
wurden
sogar
Arme
oder
Köpfe
abgeschlagen.
Um
der
Verwitterung
zu
begegnen,
ließ
die
städtische
Denkmalpflege
immer
wieder
eine
Kalkschlämme
auftragen.
Im
Winter
werden
die
Skulpturen
eingehaust,
um
sie
vor
Frostschäden
zu
bewahren.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert