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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Eine Freundin der geistigen Elite ihrer Zeit
Zwischenüberschrift:
Jenny-von-Voigts-Straße erinnert an Tochter Justus Mösers
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wer etwas online bestellen will und in der Jenny-von-Voigts-Straße wohnt, ist nicht zu beneiden. Meistens sind die Felder für den Straßennamen nicht lang genug, man wird zum Verstümmeln gezwungen. Trost spendet vielleicht die Erkenntnis, dass es noch schlimmer hätte kommen können. Denn die Namenspatronin der Straße im Stadtteil Voxtrup heißt in ganzer Länge Johanna Wilhelmina Juliana von Voigts.
Ein weiterer Trost mag darin liegen, dass die Anwohner ihre Adresse mit einer bedeutenden Frau schmücken können. Bei ihr lässt sich viel von den Fähigkeiten ihres berühmten Vaters Justus Möser wiedererkennen. Im alten Rollenbild erzogen, wirkte sie im Hintergrund, pflegte Briefkontakte und trat in privaten Zirkeln in Erscheinung. Ihr wohl prominentester Freund war Johann Wolfgang von Goethe. Der bat sie um ihre Meinung zu seiner Prosa-Fassung der " Iphigenie". Ludwig Bäte gab 1926 seiner Jenny-von-Voigts-Biografie den Titel " Eine vergessene Freundin Goethes".
Jenny Möser kam am 5. Juni 1749 in Osnabrück zur Welt. Witzbolde behaupten, dass sie ihre Schulbildung sicherlich in der Möser-Mittelschule genoss. Das ging aber schon deshalb nicht, weil das Haus Hakenstraße 10 noch das Wohnhaus der Familie Möser war. Ein Schulgebäude wurde an der Stelle erst 1902 errichtet, und 1927 erhielt die dort eingerichtete " Bürgerschule" den Namen " Möser-Mittelschule". Heute befindet sich die " Möser-Realschule am Westerberg" im Gebäude des früheren EMA-Gymnasiums an der Lotter Straße. Jenny Möser ging durch eine sehr private Möser-Schule, denn die Erziehung lag in Händen ihrer Mutter Regina Juliane Möser geborene Brouning. Für die Fremdsprachen wurde ein Hauslehrer hinzugezogen, der Jenny und ihren beiden Pflegeschwestern Französisch, Englisch und Italienisch beibrachte. Als sie im Sommer 1766 zur Verwandtschaft nach Braunschweig reiste, verlobte sie sich dort mit dem Schriftsteller Thomas Abbt. Die Heirat war schon geplant, da starb der Auserwählte unerwartet.
Zwei Jahre später heiratete Jenny auf Wunsch ihres Vaters den Geheimen Rat Johann Gerlach Just von Voigts aus Celle, der in Melle das dortige Familiengut verwaltete. Von Voigts war eine " gute Partie". Die Ehe entsprang eher der Vernunft und blieb kinderlos. Für die schöngeistigen Studien seiner Frau zeigte von Voigts wenig Verständnis. Die Eheleute ließen einander aber Freiräume und hielten an der Verbindung fest, auch als Jenny 1787 nach dem Tod der Mutter das Landgut " Haus vor Melle" verließ, ganz zur Hakenstraße zog und dem Vater den Haushalt führte. Für den Vater ordnete Jenny den Fundus an Aufsätzen, die er seit 1766 in den " Osnabrücker Intelligenzblättern" veröffentlicht hatte, schrieb Einleitungen und Begleittexte und gab sie als Sammelbände unter dem Titel " Patriotische Phantasien" heraus. Durch die regelmäßige Begleitung ihres Vaters nach Pyrmont, wo sie einer literarischen Teegesellschaft vorsaß, aber auch dank des väterlichen Ruhms besaß sie vielfältige Kontakte zu der geistigen und gesellschaftlichen Elite der Zeit. In ihrem Briefwechsel mit Fürstin Luise von Anhalt-Dessau offenbarte sie ihre Empfindungen und Bedrückungen als im " goldenen Käfig" Gefangene, aus dem auszubrechen sie sich nicht getraut hatte. Nur hier gestand sie die Rollenkonflikte ein und ließ sie kurz vor ihrem Tode sagen: "… ach, ich bin nicht glücklich mit mir selbst." Jenny von Voigts starb am 29. Dezember 1814 in Melle.
Bildtexte:
Jenny Möser war eine hochgebildete Frau.
Die Jenny von Voigts Straße in Voxtrup erinnert an die Möser-Tochter.
Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks
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