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Osnabrück. Die Ampel wird rot, das Auto kommt zum Stehen. Von hinten ertönt ein lautes Rattern. Dann taucht rechts neben der Beifahrertür ein junger Mann mit Rucksack auf den Schultern auf. Doch nicht etwa auf einem Fahrrad, sondern auf einem länglichen Skateboard, einem sogenannten Longboard. Seit gut vier Jahren steigt der Trend des Longboard-Fahrens in Osnabrück stetig an. Viele junge Leute benutzen es mittlerweile auch im Straßenverkehr anstelle des Fahrrades. Besonders bei den 14- bis 20-Jährigen erfreut sich das Sportgerät großer Beliebtheit. Larissa (13) hat sich gerade ihr erstes Board gekauft und trägt es stolz durch die Innenstadt. „ Ich übe jetzt erst einmal auf Parkplätzen und in Spielstraßen″, sagt sie. Ihre Mutter freut sich über das neue Hobby ihrer Tochter. Trotzdem hat sie Bedenken. Denn mit dem Board können im Durchschnitt rund 30 Kilometer pro Stunde erreicht werden. Ungefährlich ist das nicht. Gerade im Straßenverkehr ist Vorsicht geboten, denn hier gibt es für die Boards keine Regeln. In der Straßenverkehrsordnung kommen Longboards oder Skateboards bisher noch nicht vor. „ Das wird sich vielleicht bald ändern. Bisher sind wir da aber noch in einer Grauzone″, sagt Daniel Labude, Inhaber eines Sportgeschäftes. Er empfiehlt Anfängern, auf dem Bürgersteig zu fahren. Fortgeschrittene, die mit ihrem Board auch höhere Geschwindigkeiten erreichen, sollten auf dem Fahrradweg fahren, um Fußgänger nicht zu gefährden, sagt er. Die flachen Straßen im Umland eignen sich am besten für den Sport. Tatsächlich ist das Long boarden im Norden Deutschlands weiter verbreitet als im Süden, denn Berge sind bei den Sportlern weniger beliebt. Das Osnabrücker Land ist mit seinen langen, flachen Strecken ein beliebtes Ziel für Sportler aus ganz Niedersachsen. Selbst aus Vechta oder Diepholz, aber auch aus dem Münsterland kommen die Rollenliebhaber und üben ihren Sport auf den Landstraßen aus. Thorsten (42) aus Essen bei Oldenburg zum Beispiel kommt jedes Wochenende nach Osnabrück, um im Park oder in der Halle zu fahren. Mit seinem Skateboard fährt er täglich rund zehn Kilometer. Seit 31 Jahren verbringt er seine Freizeit in der Halfpipe. Ein weiterer beliebter Treffpunkt der Longboarder ist vor der Osnabrücker Stadthalle. Sie tauschen sich über gute Strecken und die neuesten Tricks aus. Sie fahren aber auch gemeinsam durch die Stadt. Longboarden stammt ursprünglich aus den Vereinigten Staaten von Amerika, wo eine Gruppe von Surfern auf die Idee kam, Rollen unter ihre Surfbretter zu schnallen. Longboardbretter sind zwischen 90 und 150 Zentimeter lang und sind bei Jungen und Mädchen gleichermaßen beliebt. Einen großen Beliebtheitsschub erfuhren die Bretter im letzten Jahr durch die „ Longboard-Tour durch Deutschland″ von den Youtubern Felix von der Laden und Simon Unge. Mit ihren Board fuhren sie 1300 Kilometer von Sylt nach Neu Schwanstein und begeisterten Fans in ganz Deutschland für den Sport. Bildtexte: Hoch hinaus: Skater lieben den Kick und die Schnelligkeit mit ihrem Board. Kind auf einem Skateboard Symbolfoto: dpa Tipps für Longboard-Strecken Longboardfahren auf dem Bürgersteig oder in der Fußgängerzone? Jeder, der bereits ein bisschen Erfahrung hat, weiß, dass macht keinen Spaß. Am idealsten sind flache, vor allem glatte Strecken. „ Zu Anfang sollte man erst einmal auf Parkplätzen oder Spielstraßen fahren. Mit ein bisschen Übung kann man aber auch durchaus Fahrradwege nutzen″, sagt Daniel Labude, Filialleiter von Titus Osnabrück, der selbst seit 20 Jahren diese Sportart betreibt. Hier in der Umgebung sind Strecken im Nettetal und am Kanal in Ibbenbüren fürs Fahren sowie die Iburger Berge zum sogenannten Downhillskaten sehr geeignet. Auch beim Kaufen eines Boardes ist es sinnvoll, auf seine Fahrvorlieben zu achten. Bevorzugt man einen komfortablen Fahrstil, sollte man auf weiche Rollen setzen. Zum schnellen Boarden eignen sich harte Rollen. Gebraucht man das Sportgerät, um längere Wege zurückzulegen, bieten sich große, für Kurzstrecken eher kleinere Rollen an. Osnabrück. Ob mit dem Bus, Auto, Fahrrad oder zu Fuß. Die Osnabrücker bewegen sich ganz unterschiedlich durch die Stadt. Ein Samstagnachmittag am Neumarkt in Osnabrück. Busse werden von Fahrradfahrern überholt, und Fußgänger schieben sich über Ampeln und Fußwege durch den Verkehr. Vereinzelt tauchen auch Autos auf – trotz der Neumarktsperre, die den Autoverkehr eigentlich verbietet. Doch welches Verkehrsmittel bevorzugen die Osnabrücker, und wie beeinflusst die Neumarktsperre den Verkehr? „ Wir wurden mit dem Auto gebracht und kommen sonst meist mit dem Bus″, antworten Anastasia und Melissa (beide 14) auf die Frage, wie sie heute in die Stadt gekommen sind. In ihren Augen ist die Neumarktsperre eine Beeinträchtigung: „ Der Weg sollte für Autofahrer wieder frei werden. Das ist viel einfacher!″ Steffen Lücke (27) hingegen ist anderer Meinung, denn er empfindet die Neumarktsperre als Erleichterung für Busse und Fußgänger. Unabhängig von den verschiedenen Meinungen zur Neumarktsperre ist die aktuelle Situation für Fahrradfahrer unübersichtlich. Es sei schwer zu erkennen, welche Wege befahren werden dürfen, welche Ampeln gelten und wie man sich richtig verhalten soll, sagt Marie Luise Kohlhausmann (65). Burkat Gronemeyer (51) geht sogar noch einen Schritt weiter: „ An die Radfahrer hat man bei der Planung nicht gedacht.″ Er habe ein Strafgeld in Höhe von 43, 50 Euro zahlen müssen, weil er am Neumarkt falsch gefahren ist, und ärgert sich darüber. Brigitte Kohl (66) hat für die Lösung dieser Probleme eine Idee: „ Der Neumarkt hätte untertunnelt werden sollen!″ Viele Osnabrücker seien von Anfang an für diese Variante gewesen. Diese Stimmen habe man jedoch nicht beachtet. Fragt man Passanten in der Großen Straße nach dem meist genutzten Verkehrsmittel, so nennt die Mehrheit das Auto. Gleichzeitig gibt es aber auch viele überzeugte Fahrradfahrer. „ Durch Radfahren kommt man in Bewegung und ist an der frischen Luft″, erklärt Peter Pohl (66). Außerdem sei man mit dem Fahrrad flexibler und schütze nebenbei die Umwelt. Ähnlich sieht das auch Sandra Nee (46), doch trotzdem lässt sie ihre Töchter (11 und 13) nicht alleine mit dem Fahrrad in die Stadt fahren. Es gebe zu viele gefährliche Ecken, in denen die Verkehrslage für Radfahrer verbessert werden müsste: „ Zum Fahrradfahren könnte Osnabrück um einiges sicherer sein!″ Eine 49-jährige Passantin weist zudem auf die hohe Zahl von Fahrradunfällen im Stadtkreis Osnabrück hin, die auch durch die schlechten Radwege zustande komme. Die Alternative zum Radfahren ist oft der Bus. Doch auch mit den Busverbindungen sind nicht alle zufrieden. „ Das Busnetz ist nicht weit genug, und teilweise gibt es zu wenig Haltestellen″, beschwert sich eine 55-jährige Busfahrerin. Sarah (23) fügt hinzu, dass die Busse unregelmäßig fahren würden und man sich nicht auf sie verlassen könne. Viele Osnabrücker sind offenbar der Meinung, dass die Stadt trotz der durch die Neumarktsperre verursachten Umwege eine Autostadt ist: Damit sie als Fahrradstadt bezeichnet werden kann, muss noch einiges getan werden. Bildtext: Autos, Fußgänger, Busse: Am Neumarkt herrscht zurzeit Chaos. Foto: Timmermann Osnabrück. Das elektronische Fahrrad, kurz auch E-Bike, hat in den letzten Jahren immer mehr an Popularität in Deutschland gewonnen. 2014 erreichten die Elektrofahrräder mit einer Zahl von 480 000 einen Anteil von 12 Prozent aller Räder. Im selben Jahr waren E-Bikes allerdings in 3700 Unfälle mit Verletzten verwickelt. Nach Angaben des Auto Club Europa (ACE) wurden dabei 1120 Menschen schwer verletzt, 95 Menschen starben. Je nach Höchstgeschwindigkeit werden die elektrischen Fahrräder in jeweils verschiedene Kategorien eingeordnet. Einige beispielsweise werden schon der Gruppe der „ Kleinkrafträder″ zugeordnet, und um sie fahren zu dürfen, benötigt man einen Mofa-Führerschein. Zum Vergleich: Das sogenannte Pedelec (Pedal Electric Cycle) unterstützt den Fahrer mit einem Elektromotor bis maximal 250 Watt während des Tretens und nur bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde. Für Anfänger empfiehlt sich erst einmal, die Handhabung zu üben. „ Viele Unfälle passieren etwa, weil von einer hohen Geschwindigkeit zu stark heruntergebremst wird″, so Anja Smetanin vom Verkehrsklub Deutschland (VCD). Wie die Osnabrücker zum Thema E-Bike stehen, haben wir sie bei einer Umfrage in der Innenstadt gefragt. „ Ich persönlich würde mir kein E-Bike kaufen, da mir die körperliche Betätigung beim Fahrradfahren sehr wichtig ist. Jedoch finde ich, dass das E-Bike gut für die Umwelt ist und der älteren Generation die Fortbewegung erleichtert″, sagt Milan Bruders, 17 Jahre alt, aus Lienen. Ähnlich sieht das auch Jürgen Ansmann, 41 Jahre alt, aus Osnabrück: „ Ein normales Fahrrad reicht für mich aus, da ich körperlich fit bin. Außerdem ist mir das E-Bike einfach zu teuer.″„ Wir möchten, so lange wie wir können, noch Fahrrad fahren. Allerdings finden wir, dass E-Bikes eine tolle Alternative zu Fahrrädern darstellen, da sie auch Menschen, die sich im Alltag nicht gut fortbewegen können, die Möglichkeit bietet, fit zu bleiben″, sagt Toni Scheller, 75, aus Hamburg.„ Grundsätzlich sind E-Bikes eine gute Sache, jedoch ist es allgemein gefährlich, mit Zweirädern in die Innenstadt zu fahren, da man nur unzureichend geschützt ist. Auf dem Land aber stellen E-Bikes einen ökologischen Ersatz zum Auto dar. Außerdem finde ich, dass es mehr Ladestationen geben sollte, da dies mir den Umstieg auf ein E-Bike erleichtern würde″, so Dagmar Nieberding, 75 Jahre, auch aus Hamburg Der Großteil der Befragten findet E-Bikes gut, da sie umweltfreundlich sind und die ältere Generation, die nicht mehr so in die Pedale treten kann, mobiler macht. Solange sie aber noch fit sind, wollen die meisten normale Fahrräder nutzen. Andere Befragte bemängeln die wenigen Ladestationen. Sie würden einen Umstieg auf ein E-Bike erleichtern. Bildtexte: Toni Scheller und Dagmar Nieberding. Milan Bruders braucht noch kein E-Bike. Fotos: Joswig, Kalthoff Osnabrück. Der 32-jährige Daniel Doerk aus Osnabrück berichtet auf seinem Blog itstartedwithafight.de rund ums Thema Radfahren – und vor allem über die Verkehrslage für Fahrradfahrer in der Osnabrücker Innenstadt. Im Interview erzählt er uns, wie sein Hobby zu einer Berufung wurde und warum er Menschen zum Radfahren motivieren will. Hallo Herr Doerk. Ihr Blog trägt den Titel „ It started with a fight…″. Was hat dieser provokative Name zu bedeuten? Das habe ich mir schon gedacht, dass diese Frage als Erstes kommt. Das habe ich noch nie jemandem verraten. Das behalte ich für mich. Da werdet ihr nichts aus mir herauskriegen. Haben Sie vor, es mal aufzuklären? Ja, vielleicht mal, aber ich lass es erst mal offen. Es gibt auch viele Spekulationen vor allem aus den USA, da sind Leser immer begeistert über den Namen. Die finden das immer ganz cool. Was möchten Sie denn mit ihrem Blog bewirken? Am Anfang wollte ich eigentlich gar nichts damit bewirken, da hab ich es einfach aus Interesse gemacht. Aber jetzt versuche ich Aufmerksamkeit für den Radverkehr zu generieren, dass die Leute sich damit beschäftigen und damit es mit dem Radverkehr vorangeht. Haben Sie ein bestimmtes Ziel im Bereich Radverkehr vor Augen? Die Leute sollten natürlich viel Fahrradfahren, aber jeder nach eigenen Vorstellungen. Mein persönliches Ziel wäre es, dass der Radverkehr gleichberechtigt mit dem Autoverkehr gesehen wird. Also, dass nicht immer erst an den Autoverkehr gedacht wird und dann, wenn noch Geld übrig ist, an den Radverkehr. Dass man in der Planung gleichviel an Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer denkt – vor allem in Städten. Denn grade hier lösen Fahrradfahrer viele Probleme wie Umweltprobleme, Lärmprobleme, Stau und so weiter. Sind Sie für einheitliche Radwege? Ich war lange dafür, dass es keine Radwege gibt, sondern dass der Radfahrer auf der Straße fährt, weil das sicherer ist. Das denken viele zwar nicht, weil man dann mit Autos zusammen fährt und man das für gefährlicher hält. Aber auf Radwegen ist es tatsächlich gefährlicher, da dort, wo Straßen kreuzen, Radfahrer oft im toten Winkel sind und es zu schweren Unfällen kommt. Aber ich bin jetzt nicht mehr dafür, dass alle Radfahrer auf die Straße sollen, weil sich das viele nicht trauen und dadurch weniger Rad gefahren wird. Fühlen Sie sich manchmal von Autofahrern bedroht? Bedroht nicht, aber ab und zu bedrängt, wenn Autofahrer mich mit zu wenig Abstand überholen oder keinen Schulterblick machen. Bei Autos, die hupen, weil ich ihnen zu langsam fahre, fahre ich im Zweifel extra weiter in die Mitte, damit sie mich nicht überholen können, da diese auch oft diejenigen sind, die zu knapp an mir vorbeifahren. Jetzt mal eine allgemeine Frage: Tragen Sie einen Helm beim Radfahren? Nein, ich persönlich nicht. Kindern würde ich aber empfehlen, einen Helm zu tragen, da sie noch nicht so vorausschauend fahren und da sie größere Risiken eingehen. Glauben Sie, dass Ihnen irgendwann die Themen für Ihren Blog ausgehen? Wenn es beim Thema Radverkehr irgendwann nichts mehr zu kritisieren gibt, dann bin ich glücklich. Bildtext: Daniel Doerk ist Fahrradblogger. Foto: Maaske
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Lena Küter-Luks, Sophia Rogalla, Lara Lawniczak, Leon Seelhöfer, Kira Langkamp, Swantje Timmermann, Jana Schauland, Kristina Joswig, Philomena Kalthoff, Lara Kutsch, Lea Maaske, Natascha Lübbe
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