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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Der fleißige "Bürgermeister der Neustadt"
Zwischenüberschrift:
Die Erdbrinkstraße in Widukindland erinnert an den verdienten Kaufmann und Senator
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Als im Widukindland zu Beginn der 1960er-Jahre eine neue Wohnsiedlung bis fast an die Stadtgrenze gegen Belm-Powe herangeschoben wurde, war die Zeit national pathetischer Straßennamen wie Kameradschaftsweg und Cheruskerweg, die im westlichen Widukindland vorherrschen, vorbei. Die neuen Straßen wurden nach verdienten Osnabrücker Bürgern benannt.

Als Namenspaten dienten etwa Regierungspräsident Petermann, der Direktor des Ratsgymnasiums Fortlage, Heimatforscher Rothert und Bürgervorsteher Bußmann. Ihnen begegnet auf Augenhöhe der Kaufmann und ehrenamtliche Kommunalpolitiker Bernhard Wilhelm Rudolph Erdbrink.

Als dieser 1853 geboren wird, repräsentiert er bereits die dritte Generation des alteingesessenen und angesehenen Kaufmannshauses. Der Großvater zog 1802 von Dissen nach Osnabrück in die Johannisstraße 3 direkt hinter die Stadtmauer und das damals noch existierende Johannistor, um hier eine Tabakmanufaktur zu betreiben. Der Vater Johann Rudolph Erdbrink verlegt das Geschäft zur Johannisstraße 1 und damit an den Standort, den sehr viele Osnabrücker noch mit der Eisenwarenhandlung Erdbrink in Verbindung bringen. Der Vater lässt von der Tabakherstellung ab und bietet fortan Kolonialwaren, Farben, Eisenwaren und Landwirtschaftsbedarf an. 1865 lässt er die Firma unter seinem Namen J. R. Erdbrink in das Handelsregister eintragen.

B. W. Rudolph Erdbrink durchläuft eine Banklehre in dem Osnabrücker Bankhaus Westerkamp & Fortlage und volontiert danach bei einem kollegial befreundeten Eisenhandelsbetrieb in Bremen. 1880 tritt er als Teilhaber in das Familienunternehmen ein, das er mehr und mehr in Richtung Eisenwaren, Öfen, Beschläge und Werkzeuge spezialisiert. 1889, nach dem Tod der Mutter, wird er alleiniger Inhaber. Zugleich ist er engagiertes Mitglied im Kirchenvorstand von St. Katharinen und setzt sich 25 Jahre lang als Bürgervorsteher und ab 1913 als Senator ehrenamtlich für die Interessen seiner Mitbürger in der Neustadt ein.

Er geht dabei so geschickt und wirkungsvoll vor, dass er bald inoffiziell als " Bürgermeister der Neustadt" tituliert wird. Maßgeblich treibt er den Bau der Straßenbahn voran. Quasi zum Dank fährt sie ab 1906 vor seinen Schaufenstern entlang. Als er sich 1919 aus Altersgründen nicht erneut zur Wahl stellt, verabschiedet ihn Oberbürgermeister Rißmüller mit den Worten: " Ihr fester Wille, nur dem Wohle der Stadt zu dienen, haben Ihre Mitarbeit besonders wertvoll und fruchtbringend gestaltet." Am 28. November 1934 stirbt B. W. Rudolph Erdbrink 81-jährig in Osnabrück.

In der vierten Generation führen Rudolf und Alfred das Handelshaus fort, das 1924 um den Großhandel in Eisenwaren, Heiz- und Kochgeräten erweitert wird. Für damalige Begriffe großzügige Lagermöglichkeiten werden auf den Nachbargrundstücken Petersburger Wall 1–5 geschaffen. Im Zweiten Weltkrieg wird der Gebäudekomplex viermal von Bomben getroffen. 1949 ist das Großhandelslager wiederaufgebaut, zwischen 1951 und 1959 in Stufen auch der Einzelhandel auf dem Eckgrundstück Johannisstraße/ Petersburger Wall. Der zurückgenommenen Baufluchtlinie der verbreiterten Johannisstraße wird geschickt Folge geleistet, indem ein Arkadengang für Fußgänger in das Gebäude eingezogen wird. Dadurch steht in den Obergeschossen weiterhin die alte Gebäudetiefe zur Verfügung. Die fünfte Unternehmergeneration mit Jürgen und Werner Erdbrink tritt in die Firma ein.

Leider geht der radikale Strukturwandel im Einzelhandel wie auch im Großhandel mit Eisenwaren und Küchengeräten nicht spurlos an Firma Erdbrink vorbei. In den 1980er-Jahren treten wirtschaftliche Schwierigkeiten zutage. Ein Überlebensversuch wird gestartet, indem man die wirtschaftlichen Aktivitäten der in gleicher Branche tätigen Firma Gebrüder Schaper (Lotter Straße) übernimmt. Leider vergebens. 1985 fällt die Firma Erdbrink in Konkurs. Teile der Gebäude werden heute von den Möbelhandelsbetrieben " rs" und " Yellow" genutzt.
Bildtexte:
Das Einzelhandelsgeschäft Erdbrink an der Ecke Johannisstraße/ Petersburger Wall um 1965.
B. W. Rudolf Erdbrink (1853– 1934). Ölgemälde im Familienbesitz
Die Erdbrinkstraße im Stadtteil Widukindland verbindet die Petermannstraße mit der Rothertstraße.
Fotos:
Firmenarchiv Erdbrink, Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks
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