User Online: 7 | Timeout: 07:56Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Ruhender Pol in schweren Zeiten
Zwischenüberschrift:
Reimerdesstraße erinnert an den langjährigen Stadtsyndikus
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Nur ein einziges Straßenschild weist auf die kurze Stichstraße am Westerberg hin, die nach dem langjährigen hohen Verwaltungsbeamten Max Reimerdes (1860 bis 1942) benannt ist. Und dieses eine Schild ist ziemlich zugewachsen, sodass man es kaum findet. Eigentlich schade, denn Reimerdes verdient es, dass man ihn ans Licht holt und seine Verdienste für die Stadt beschreibt.
Die städtischen Gremien wussten, was sie an ihm gehabt hatten, als sie ihn 1926 in den Ruhestand verabschiedeten, und verliehen ihm das Ehrenbürgerrecht. Das war eine seltene Auszeichnung, die die Stadt zuvor nur sechsmal vergeben hatte. Unter den sieben Ehrenbürgern war Reimerdes der einzige Kommunalbeamte. Ein Jahr später kam ein zweiter hinzu: Oberbürgermeister Julius Rißmüller, der 1927 Pensionär wurde.
Beide, Rißmüller und sein Stellvertreter Reimerdes, bildeten eine kongeniale Verwaltungsspitze. Beide promovierte Juristen und somit von ähnlicher Denkart, führten sie Osnabrück durch den Ersten Weltkrieg und die Notzeiten danach, durch Hunger und Inflation. Dabei stellten sie die Weichen für den Aufstieg von einer Mittelstadt mit 50 000 Einwohnern zu einer industriestarken Großstadt mit 90 000 Einwohnern. Als die innenpolitischen Gegner in der zweiten Hälfte der Weimarer Republik immer zahlreicher wurden, versank das Osnabrücker Bürgervorsteherkollegium mit seinen Vertretern von Rechtsaußen bis Linksaußen zeitweise in politischen Schaukämpfen. An der Spitze des Magistrats waren Rißmüller und Reimerdes die ruhenden Pole, die darauf achteten, dass die richtigen Sachentscheidungen zum Wohle der Stadt getroffen wurden.
Zur Reimerdesstraße, einer ruhigen Wohnstraße am Nordhang des Westerbergs, muss man sagen, dass Max Reimerdes eigentlich zweite Wahl war. Als die Straße 1938 angelegt wurde, stand ein Kampfgenosse Hitlers höher im Kurs als ein Kommunalbeamter aus der Weimarer Zeit. Die Dietrich-Eckart-Straße erschloss genau wie die parallel verlaufende Litzmannstraße eine Neusiedlung, die von einer Wohnungsbaugenossenschaft für verdiente Kriegsveteranen angelegt worden war. 1945 wurden auch die Straßennamen entnazifiziert. Aus der ideologisch schwer belasteten Litzmannstraße wurde die Schoellerstraße, und Dietrich Eckart wurde zugunsten von Reimerdes entsorgt.
Max Reimerdes kam am 3. November 1860 als Sohn des Obergeometers und Katasteramtsleiters Ferdinand Reimerdes in Osnabrück zur Welt. Er besuchte die Bürgerschule und das Ratsgymnasium. Nach dem Abitur 1880 folgte das Jurastudium in Göttingen, Leipzig und Freiburg. Als Referendar kam er erst ans Amtsgericht Zellerfeld im Harz, kehrte dann zu weiteren Ausbildungsstationen nach Osnabrück zurück. 1890 legte er die große Staatsprüfung für den höheren öffentlichen Dienst ab.
1894 trat Reimerdes als " rechtskundiger Senator" in städtische Dienste. Mit dieser Stelle war gleichzeitig das Amtsgeschäft des Polizei direktors verbunden. 1901 wählten die Kollegien ihn zum Stadtsyndikus und damit zum Stellvertreter von Bürgermeister Rißmüller. Die beiden blieben ein " Team" bis zu Reimerdes′ Pensionierung 1926. Reimerdes förderte das Schulwesen durch Neubauten und Reformen genauso wie das Theater. Als er das Theaterdezernat übernahm, wurde noch an der Großen Gildewart gespielt. Mit großer Energie setzte er sich für den Neubau am Domhof ein. Die Osnabrücker kannten und schätzten Reimerdes auch, weil er in zahlreichen Vereinen und karitativen Einrichtungen Ehrenämter bekleidete.
Bildtexte:
Max Reimerdes hatte immer das Wohl der Stadt im Auge.
Nur ein kleines Schild, das fast zugewachsen ist, erinnert an den verdienten Kommunalbeamten.
Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


Anfang der Liste Ende der Liste