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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Vergebliche Flucht in die Niederlande
Zwischenüberschrift:
Nationalsozialisten ermordeten die Jüdin Gertrud Leichtentritt
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück. Es war unheimlich geworden in Deutschland. Der Hass auf Juden schien geradezu verordnet zu sein, seit Adolf Hitler 1933 die Macht übernommen hatte. Offenbar gab Gertrud Leichtentritt nach drei Jahren die Hoffnung auf: 1936 zog sie nach Enter in die Niederlande. Doch wenige Jahre später verfolgten die Nationalsozialisten sie auch dort, verschleppten und ermordeten sie in Auschwitz.
In Osnabrück lebte Gertrud Leichtentritt zuletzt an der Gutenbergstraße 5 mit ihrer Tochter Erna. 1928 war ihr Ehemann, der Kaufmann Georg Leichtentritt, gestorben. Es war die Zeit der Demokratie der Weimarer Republik. Im Gefängnis hatte Adolf Hitler sein Buch " Mein Kampf" geschrieben. Dass er eines Tages an die Macht kommen und seine Gewaltfantasien umsetzen könnte, dürfte damals kaum jemand für möglich gehalten haben.
Juden waren nach Hitlers Ideologie nicht Angehörige einer Religionsgemeinschaft, sondern einer Rasse und er sprach von einer Weltverschwörung, die sie plane. Bereits 1919 hatte Hitler in einem Brief formuliert, Ziel müsse " unverrückbar die Entfernung der Juden überhaupt sein" von 1933 an begannen die Nationalsozialisten, überall in Deutschland darauf hinzuarbeiten. Auch in Osnabrück boykottierten sie Juden und entzogen ihnen im Laufe der 1930er-Jahre nach und nach ein Recht nach dem anderen.
Als Gertrud Leichtentritt mit ihrer Tochter Erna 1936 das Land verließ, machten sich die Nationalsozialisten daran, Juden ihr Eigentum zu nehmen. Wahrscheinlich hat sie noch mehr " Unheil herankommen sehen", wie Harald Schartau, Pate des Stolpersteins an der Gutenbergstraße, vermutet. Gertrud Leichtentritt begann in dem niederländischen Ort Enter ein neues Leben. Sie heiratete einen Niederländer.
Doch das Unerwartete geschah: 1940 überfiel die deutsche Wehrmacht das Nachbarland und besetzte es. Bald verfolgten sie auch in den Niederlanden Juden. Was Gertrud Leichtentritt während der Zeit erleben musste, ist nicht überliefert. Harald Schartau stellt fest: " Ihre Hoffnung auf ein sorgenfreies Leben wurde durchkreuzt." Nationalsozialisten verschleppten sie mit ihrem Ehemann in das Konzentrationslager Auschwitz und ermordeten sie dort. Wann alles geschah und unter welchen Umständen, ist nicht überliefert. Damit gehörten sie zu den mehr als 100 000 Juden aus den Niederlanden, die Opfer der Massenmorde wurden. Gertruds Tochter Erna Leichtentritt überlebte. Eine niederländische Familie hatte sie offenbar versteckt und gerettet.
In Osnabrück geriet Gertrud Leichtentritt für Jahre in Vergessenheit, bis Peter Junk und Martina Sellmeyer für die Recherchen zu ihrem Buch " Stationen auf dem Weg nach Auschwitz" auf den Namen der Jüdin stießen. Und jetzt erinnert auch ein Stolperstein an sie. Den Paten Harald Schartau und seiner Frau Christa liegt am Herzen: " Das Vergessen ist die Voraussetzung dafür, dass sich so etwas wiederholen kann und das wollen wir nicht."
Bildtext
Gutenbergstraße 5: Hier lebte Gertrud Leichtentritt. Die Jüdin wanderte 1936 in die Niederlande aus. Dennoch fiel sie später den Nationalsozialisten zum Opfer.
Fotos:
Jörn Martens

Stolpersteine
Die in Gehwegen verlegten Stolpersteine aus Messing erinnern an Opfer des Nationalsozialismus jeweils vor den Wohn- oder Wirkungsstätten der Juden, Sinti, Deserteure, Menschen, die aus politischen und religiösen Gründen, wegen ihrer sexuellen Orientierung, einer psychischen Erkrankung oder einer Behinderung ermordet wurden. Der Kölner Künstler Gunter Demnig ist Initiator des Projekts. Paten des Stolpersteins an der Gutenbergstraße 5 sind Harald Schartau und Christa Uldrich-Schartau. Verlegt haben ihn die Schüler Gero Beiderwellen und Marcel Nordhoff vom Berufsschulzentrum am Westerberg. Das Büro für Friedenskultur nimmt gern Hinweise über das Schicksal von weiteren Opfern des NS-Regimes entgegen. Die Telefonnummer: 05 41/ 3 23-22 87.
Autor:
Jann Weber


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