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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Spurensuche nach verschollenem Hecker-Bild
Zwischenüberschrift:
Osnabrück Anno Domini 1648 – Nicht im Museumsdepot, vielleicht aber auf einem städtischen Dachboden
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Ein historisierendes Monumentalgemälde von Franz Hecker mit dem Titel " Die Stadt Osnabrück Anno Domini 1648", beschäftigt derzeit Museumsdirektorin Eva Berger: " Wir haben das Museumsdepot durchsucht, aber nichts gefunden", so berichtet die Leiterin des Kulturgeschichtlichen Museums, " womöglich steht das Bild irgendwo in irgendeinem städtischen Amtszimmer hinter dem Schrank. Oder es ist verloren."
Das wirft ein Schlaglicht auf die Verwaltungspraxis beim Umgang mit angekauften Kunstgegenständen: Leider sei der städtische Kunstbesitz bis heute nirgendwo vollständig registriert, so klagt Eva Berger.
Angestoßen hat die Suche nach dem großformatigen Ölgemälde der CDU-Fraktionsvorsitzende Fritz Brickwedde. Dessen Vater Bernard Brickwedde (1895 bis 1971) war nämlich Maler und Restaurator und hat viele seiner Arbeiten in einem umfangreichen Album dokumentiert. So findet sich darin auch ein Foto aus dem Jahr 1946, das Brickwedde vor dem Hecker-Gemälde mit dem Titel " Die Stadt Osnabrück Anno Domini 1648" zeigt: Ein Ölbild im Format 140 mal 170 Zentimeter, gemalt 1940 von Franz Hecker nach einem Kupferstich von Matthäus Merian und im Auftrag der Stadt Osnabrück. " Das Gemälde war im Krieg durch Brand-, Rauch- und Wasserschaden stark zerstört", so hat der Restaurator überliefert.
Wieder lebensfrisch
Ebenfalls beigefügt ist hier noch ein Dankschreiben des damaligen Oberstadtdirektors Dr. Willi Vollbrecht vom 4. Dezember 1946 für die geleistete Arbeit. Brickwedde habe es verstanden, das arg ramponierte Bild wieder " lebensfrisch" zu machen, schreibt Vollbrecht, zugleich aber " das allzu Helle, Sommerliche des Originals abzudämpfen, was dem Charakter der schweren Zeit, dem das Gemälde gilt, auch besser entspricht". Das monumentale Stadtpanorama sei nun im Sitzungsaal des Stadthauses die Stadtverwaltung war zu jener Zeit im heutigen Berufsschulgebäude an der Natruper Straße untergebracht aufgehängt worden, so der Verwaltungschef.
Das ein wenig unscharfe Foto aus dem Brickwedde-Album ist bis heute das einzige Zeugnis für dieses Bild von Franz Hecker. Auch die Kunsthistorikerin Dr. Ulrike Hamm, Verfasserin des Hecker-Werkverzeichnisses, hatte bislang davon keine Kenntnis. Sie kann allerdings aus dem Nachlass des Malers einen Briefwechsel beisteuern, der etwas Licht ins Dunkel bringt. Im August 1942 schreibt Franz Hecker an den Osnabrücker Kulturfunktionär Ludwig Bäte, seit zwei Jahren warte er auf das Honorar für ein großes Bild, das er für die Stadt gemalt habe: " So langsam fängt die Sache an zu verjähren. Ich kann der Stadt das Bild doch nicht schenken!" Durch die Vermittlung Bätes wird offenbar gezahlt; denn zwei Wochen später berichtet Hecker, das Geld für das fragliche Bild sei eingegangen: " Gott sei Dank, dass die Sache aus der Welt ist. Solche Geldgeschichten sind mir immer unangenehm und peinlich."
Womöglich hatte Ludwig Bäte dem Künstler den monumentalen Auftrag auch vermittelt. Denn 1940 plante der städtische Kulturfunktionär Bäte mit Blick auf das Jubiläumsjahr 1948 bereits eine " Reichsausstellung" zum Westfälischen Frieden, die zugleich den erhofften " Siegfrieden" über Frankreich verherrlichen sollte und verstrickte sich darüber in heillose lokalpatriotische Scharmützel mit dem Münsteraner Stadtarchivar, welche der beiden westfälischen Friedensstädte denn den größeren Ruhm zu tragen hätte. Da wäre ein dekoratives Bild der vieltürmigen Stadt in ihrem Mauerkranz eine willkommene Illustration gewesen. Letztlich kam alles anders. Das Friedensjahr 1948 wurde nur recht verhalten gefeiert wie ja auch der Restaurator Brickwedde den Charakter des Hecker-Bildes nachträglich von Dur nach Moll verschoben hatte.
Ob das monumentale Osnabrück-Bild heute noch existiert oder in den Wirren der Nachkriegszeit untergegangen ist, bleibt derzeit offen. Die Suche im Museumsdepot war ergebnislos, so berichtet Eva Berger.
Inventar nicht vollständig
Dass das Bild heute noch in irgendeinem städtischen Amtszimmer hinter dem Schrank steht oder in einer Schule auf dem Dachboden liegt, könne sie aber nicht ausschließen. Denn ein vollständiges Inventar aller Kunst- und Kulturgüter im städtischen Eigentum gibt es bislang offenbar gar nicht. " Die Kunstgegenstände im Rathaus sind inventarisiert", so berichtet Berger, " und bei der Ausleihe von Bildern für Dienstzimmer in Ämtern oder Schulen wurden zwar Leihscheine ausgestellt. Aber damit sind die Ausleiher nicht immer ausreichend für die Rückgabe motiviert."
Bildtext:
Im Familienalbum entdeckte Fritz Brickwedde ein Foto seines Vaters, das diesen bei der Restaurierung des verschollenen Gemäldes zeigt. Das unscharfe Foto ist das einzige Zeugnis für das Hecker-Bild.
Der Restaurator Bernard Brickwedde im Jahr 1946 in seinem Atelier vor dem Hecker-Gemälde " Osnabrück 1648". Es war im Krieg beschädigt worden
Foto:
Egmont Seiler
Autor:
Frank Henrichvark


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