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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Weltenbummler und Baumeister
Zwischenüberschrift:
Die Dr.-Gerd-Lüers-Straße in Sutthausen erinnert an den tatkräftigen Architekten mit Herz
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Als am 7. März 1970 Sutthausen die Herrschaft wechselte zuvor ein Teil Holzhausens, nun der Stadt Osnabrück –, mussten sich die Stadtväter einen neuen Namen für die Sutthauser Nelkenstraße in der Kniebusch-Siedlung einfallen lassen, denn die seit 1922 so benannte Nelkenstraße im Stadtteil Schinkel besaß die älteren Rechte. Eine überzeugende Alternative für die Sutthauser Nelkenstraße drängte sich geradezu auf: Der vier Jahre zuvor verstorbene Architekt Dr. Gerd Lüers (1889–1966) hatte die Kniebusch-Siedlung in den frühen 1950er-Jahren geplant und dann auch selbst dort bis zu seinem Tode gewohnt.
Lüers war ein sozial gesonnener Stadtplaner voller Organisationstalent und umtriebiger Tatkraft. Genau solche Leute brauchte das Nachkriegsdeutschland, um den katastrophalen Wohnungsnotstand schnell zu beheben. Unter seiner Ägide baute die Soziale Wohnungsbaugenossenschaft (SWG) binnen zehn Jahren 5300 neue Wohnungen. Als geschickter Netzwerker, so würde man heute sagen, knüpfte er Kontakte in politische Kreise und Verwaltungen, um schnellere Fortschritte für seine Projekte zu erwirken. Häufig reiste er nach Hannover und unterbreitete den Ministerien seine Pläne. Er war sehr überzeugend im Präsentieren″, berichtet der heute 79-jährige Sohn Götz Lüers, meistens schaffte Vater es ohne langwierigen Schriftverkehr, die erbetenen Gelder lockerzumachen.″ Das Schicksal der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen lag Gerd Lüers besonders am Herzen. Denn er war selber einer.
Allerdings kein typischer mit Generationen langer Verwurzelung im Osten. Sein Elternhaus stand in Oldenburg, wo der Vater eine angesehene Malerwerkstatt betrieb. Gerd schlug den vorgezeichneten Weg ein, erlernte ebenfalls den Malerberuf und ging als fertiger Geselle auf Wanderschaft. Die Kreise, die er dabei zog, waren aber bereits ungewöhnlich. Er bereiste Deutschland, die Schweiz, Italien und Griechenland. Damit nicht genug, setzte er mit dem Schiff nach Ägypten und Palästina über, pilgerte von einem Kloster zum nächsten, erhielt dabei Kost und Logis meistens umsonst, nahm dazu immer wieder kleine Maleraufträge an, um den sonstigen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Er sammelte dabei nicht nur Lebenserfahrung, er sah auch viele kunstvolle Baudenkmäler, die in ihm den Wunsch aufkommen ließen, das Malerhandwerk dranzugeben und Architektur zu studieren.
Er schrieb sich an der Kunstgewerbeschule Zürich ein, wechselte dann nach Hamburg, wo er neben dem Besuch der dortigen Gewerbeschule in Abendkursen 1913 das Abitur nachholte. Damit konnte er an der TH Darmstadt ein vollakademisches Architekturstudium beginnen. Der Erste Weltkrieg unterbrach die Studien. Lüers meldete sich als Kriegsfreiwilliger und stand vier Jahre an der Front. Zum Glück nur leicht verwundet, konnte er das Studium 1919 fortsetzen und ein Jahr später beenden.
Eine erste Anstellung erhielt er in der Stadtverwaltung Worms, wechselt dann in die Bauindustrie nach Duis burg. 1923 zum Dr. Ing. promoviert, folgten Positionen als Stadtbaurat in Velbert, von 1930 bis 1939 in Jena und von Dezember 1939 bis 1942 in Posen. In den letzten drei Kriegsjahren schickte ihn die mit Rüstungsbauten befasste Organisation Todt″ nach Nordnorwegen, wo er Eisenbahnstrecken und Erzverladeeinrichtungen plante.
Gerd Lüers′ Familie er hatte mit seiner Frau acht Kinder floh vor den Russen aus Posen erst nach Berlin und nach dem dort erlebten Kriegsende aus der total zerstörten Hauptstadt ins Osnabrücker Land. Über verwandtschaftliche Bande hatte Gerd Lüers von einem leer stehenden Kotten in Melle-Meesdorf erfahren, der zur ersten neuen Heimat der Familie wurde. Beruflich startete er im Februar 1946 mit der Übernahme des Büros des verstorbenen Architekten Gürtler an der Schlossstraße. Als die Aufträge mehr wurden, bildete er eine Bürogemeinschaft mit Architekt Johannsen.
Im September 1949 wechselte Lüers zur neu gegründeten SWG, die er bis 1960 als Geschäftsführer leitete und deren Geschicke er auch danach als Aufsichtsrat begleitete. Der Eigenheimbau für Flüchtlinge lag ihm sehr am Herzen. Im Ruhestand setzte er sich besonders für Landschaftspflege und Naturschutz ein. Mehrfach besuchte er Graf Bernadotte auf der Insel Mainau, um sich fachlichen Rat zu holen. Mithilfe seines guten Drahtes zu Regierungspräsident Egon Friemann gelang ihm 1962 die Gründung des Naturparks Teutoburger Wald/ Wiehengebirge. Gerd Lüers starb am 14. Juli 1966 im Alter von 76 Jahren im ihm zur neuen Heimat gewordenen Sutthausen.
Bildtext:
Dr. Gerd-Lüers . . .
. . . und die nach ihm benannte Straße.
Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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