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1.
Erscheinungsdatum:
03.08.2013
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Stolpersteine
Überschrift:
Ohne Verteidiger vor dem SS-Gericht
Zwischenüberschrift:
1945 ermordeten Nationalsozialisten den Regimekritiker Friedrich Deters
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Lautsprecher
stehen
auf
dem
Bürgersteig
an
der
Artilleriestraße
vor
dem
Haus
mit
der
Nummer
9a.
Die
Blicke
richten
sich
auf
einen
Stolperstein,
der
gleich
verlegt
werden
soll.
Darauf
steht
der
Name
Friedrich
Deters.
Bis
1942
hatte
er
hier
gelebt
–
und
sich
als
Gegner
des
Hitler-
Regimes
offenbart.
Dann
holte
ihn
die
Gestapo.
Keine
drei
Jahre
später
musste
er
seine
Haltung
mit
dem
Leben
bezahlen.
Die
Stimme
aus
dem
Lautsprecher
ist
die
von
Gerhard
Hinkeldey.
Der
Pate
dieses
Stolpersteins
trägt
vor,
was
er
über
Deters′
Schicksal
herausgefunden
hat.
Er
beginnt
mit
dem
Tod
des
Regimekritikers
–
und
was
die
Nationalsozialisten
daraus
machten.
Kurz
vor
Ende
des
Zweiten
Weltkriegs
erhielt
die
Ehefrau
Anna
Deters
einen
Brief
aus
Lieberose,
einer
Außenstelle
des
Konzentrationslagers
Sachsenhausen.
Der
Wortlaut:
"
Als
Führer
der
Einheit
FPNR
00512,
K.S.
obliegt
mir
die
traurige
Pflicht,
Ihnen
vom
Ableben
Ihres
Mannes,
des
SS-
Grenadiers
Friedrich
Deters,
Mitteilung
zu
machen.
Getreu
seinem
Fahneneid
hat
er
am
6.3.1945
für
Führer,
Volk
und
Vaterland
sein
Höchstes
hingegeben.
Als
Todesursache
konnte
ein
Herzschuss
festgestellt
werden.
Mit
Ihrem
Mann
verliert
die
Kompanie
einen
tapferen
Soldaten,
der
im
Kameradenkreis
beliebt
war
und
von
seinen
Vorgesetzten
gern
gesehen
wurde.
Zugleich
im
Namen
der
Kampfschule
spreche
ich
Ihnen
meine
aufrichtige
Teilnahme
aus.
In
Lieberose
wurde
Ihr
Mann
auf
dem
Heldenfriedhof
mit
allen
militärischen
Ehren
beerdigt."
Unterschrieben
hatte
ein
SS-
Hauptscharführer.
Militärische
Ehren
auf
einem
Heldenfriedhof
für
einen
Kritiker
des
Regimes?
Gerhard
Hinkeldey
erläutert
den
Besuchern
der
Stolpersteinverlegung:
"
Diese
Mitteilung
ist
ein
exemplarisches
Beispiel
für
die
Verlogenheit
des
damaligen
Systems
und
seiner
Träger.
Deters
gab
nicht
‚
sein
Höchstes′
hin,
schon
gar
nicht
für
den
Führer,
das
Leben
wurde
ihm
genommen."
Und
er
berichtet
von
einem
Dokument
im
Niedersächsischen
Staatsarchiv,
das
als
Todesort
das
SS-
Strafbataillon
999
angibt,
und
von
einer
Nachkriegs-
Entschädigungsakte,
in
der
Friedrich
Deters
als
"
Deserteur"
bezeichnet
wird.
Friedrich
Deters
war
1901
in
Osnabrück
als
Sohn
katholischer
Eltern
geboren
worden,
er
besuchte
die
Volksschule
und
wurde
Glasschleifer.
1925
heiratete
er.
Er
und
seine
Frau
Anna
wurden
Eltern
von
drei
Kindern:
Hildegard,
Friedrich
und
Helga.
Seit
1932
lebte
die
Familie
an
der
Artilleriestraße
9a.
Kurz
nach
Beginn
des
Zweiten
Weltkriegs
wurde
Friedrich
Deters
ausgemustert,
später
als
"
arbeitsverwendungsfähig"
eingestuft
und
der
Luftschutzpolizei
zugeteilt
–
bis
die
Gestapo
auf
ihn
aufmerksam
wurde.
Im
Juni
1943
verurteilte
das
SS-
und
Polizeigericht
II
in
Düsseldorf
den
Osnabrücker
wegen
Zersetzung
der
Wehrkraft
zu
acht
Jahren
Zuchthaus.
Im
Urteil
hieß
es:
"
Deters
ist
heute
noch
kommunistisch
eingestellt
und
hat
aus
dieser
Einstellung
heraus
seine
zersetzende
Tätigkeit
fast
zwei
Jahre
lang
ausgeübt.
Dabei
hat
er
in
der
übelsten
und
gehässigsten
Form
nicht
nur
den
Führer
geschmäht,
sondern
auch
jede
Zuversicht
seiner
Kameraden
auf
die
gerechte
Sache
und
ihren
guten
Ausgang
zu
zerstören
versucht."
Gerhard
Hinkeldey
dazu:
"
Die
Abschrift
des
Feldurteils
beweist,
dass
Deters
vor
diesem
Gericht
keinen
Verteidiger
hatte.
Ein
Handwerker
allein
gegen
vier
SS-
Juristen!
"
Bald
darauf
war
er
Häftling
in
Dachau
–
offenbar
bis
Januar
1945,
als
er
von
dort
aus
den
letzten
Brief
schrieb,
den
seine
Familie
erhielt.
Was
ihm
dann
bis
zu
seinem
Tod
zwei
Monate
später
widerfuhr,
ist
nicht
überliefert.
Im
Alter
von
43
Jahren
wurde
er
umgebracht.
Jetzt
erinnert
ein
Stolperstein
an
dieses
Opfer
des
Nationalsozialismus.
Was
den
Paten
Gerhard
Hinkeldey
aber
stört,
ist
der
Name
der
Straße:
"
Einen
Kanonenweg
und
eine
Artilleriestraße
würde
man
in
der
Friedensstadt
Osnabrück
auch
nicht
erwarten."
Was
er
sich
wünscht,
ist
dies:
"
Es
ist
durchaus
vorstellbar,
dass
der
letztgenannte
Straßenname
nicht
Bestand
haben
muss,
sondern
hier
ein
Mensch
in
das
ihm
gebührende
Licht
gestellt
werden
könnte:
Friedrich
Deters."
Bildtext:
Artilleriestraße
9a:
Hier
lebte
Friedrich
Deters,
bis
die
Gestapo
ihn
1942
festnahm.
Fotos:
Jörn
Martens
Stolpersteine
Die
in
den
Gehwegen
verlegten
Stolpersteine
aus
Messing
erinnern
an
Opfer
des
Nationalsozialismus
–
jeweils
vor
den
Wohn-
oder
Wirkungsstätten
der
Juden,
Sinti,
Deserteure,
Menschen,
die
aus
politischen
und
religiösen
Gründen,
wegen
ihrer
sexuellen
Orientierung,
einer
psychischen
Erkrankung
oder
einer
Behinderung
verfolgt
und
ermordet
wurden.
Der
Kölner
Künstler
Gunter
Demnig
ist
Initiator
des
Projekts.
Pate
des
Stolpersteins
für
Friedrich
Deters
an
der
Artilleriestraße
9a
ist
Gerhard
Hinkeldey.
Verlegt
haben
ihn
die
Schüler
Gero
Beiderwellen
und
Marcel
Nordhoff
vom
Berufsschulzentrum
am
Westerberg.
Das
Büro
für
Friedenskultur
nimmt
gern
Hinweise
über
das
Schicksal
von
Opfern
des
NS-
Regimes
entgegen:
Telefon
05
41/
323-
22
87.
Autor:
Jann Weber