User Online: 1 |
Timeout: 18:25Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
02.08.2013
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Straßenkunde
Überschrift:
Wegen kaputter Schuhe in Osnabrück hängen geblieben
Zwischenüberschrift:
Die Carl-Fischer-Straße im Stadtteil Fledder erinnert an den Stahlwerker und Arbeiterschriftsteller
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Bislang
gibt
es
nur
zwei
Hausnummern,
nämlich
für
eine
Autowerkstatt
und
einen
Verbrauchermarkt,
an
der
Carl-
Fischer-
Straße,
die
im
Stadtteil
Fledder
unweit
der
Schellenbergbrücke
einen
kleinen
Ableger
des
Gewerbegebiets
Hasepark
erschließt
und
vor
dem
Zaun
des
Stahlveredlers
Magnum
endet.
Wunsch
der
Stadtplaner
ist
es,
eine
Verbindung
durch
das
Magnum-
Gelände
hin
zur
Hauptfläche
des
ehemaligen
Stahlwerksgeländes
zu
knüpfen.
Dann
könnten
sich
Franz
Lenz
und
Carl
Fischer,
beides
Straßennamenspatrone
mit
Stahlarbeiter-
Hintergrund,
die
Hand
reichen.
Carl
Fischer
kam
1841
in
Grünberg
(Schlesien)
zur
Welt.
Der
Vater
war
Bäcker.
Er
wollte,
dass
der
Sohn
das
Gleiche
macht.
Widerwillig
absolvierte
der
die
Lehre
in
der
väterlichen
Backstube.
Nach
der
Gesellenprüfung
ging
er
auf
Wanderschaft
und
schlug
sich
mit
Gelegenheitsarbeiten
und
Betteleien
durch.
Eher
zufällig
blieb
er
in
Osnabrück
hängen.
Wie
das
kam,
schilderte
er
in
seiner
Autobiografie
so:
"
Als
ich
in
der
Gegend
von
Ostercappeln
einen
Berg
hinaufkletterte,
um
auf
die
Osnabrück-
Bremer
Landstraße
zu
gelangen,
da
riß
mir
ein
ganzes
Stück
von
der
Schuhsohle
ab.
Und
dieses
war
ein
entscheidendes
Ereignis,
denn
als
ich
daraufhin
mein
Schuhwerk
genauer
besah,
da
war
es
mir
bald
klar,
daß
ich
in
diesen
Schuhen
unmöglich
noch
bis
Kiel
kommen
könnte,
[. . .]
da
mußte
ich
wohl
oder
übel
nach
Osnabrück."
Das
war
1869,
Carl
Fischer
war
28
Jahre
alt.
Er
handlangerte
auf
verschiedenen
Baustellen,
bis
er
1871
eine
feste
Anstellung
im
Stahlwerk
fand.
Die
Arbeit
war
hart,
seine
Existenz
entbehrungsreich.
Das
weiß
die
Nachwelt
so
genau,
weil
er
in
den
letzten
Lebensjahren
Autobiografisches
unter
dem
Titel
"
Denkwürdigkeiten
und
Erinnerungen
eines
Arbeiters"
aufschrieb.
Der
frühere
NOZ-
Redakteur
Wendelin
Zimmer
ordnete
sie
so
ein:
"
Fischers
Osnabrück-
Kapitel
gehören
zu
der
anderen,
lange
vernachlässigten
Geschichte
der
Stadt,
zur
Geschichte
der
Industriearbeit
und
der
Arbeiter.
Was
man
von
diesen
Erinnerungen
zunächst
erwartet,
sind
sie
allerdings
nicht:
Also
keine
Klassenkampfliteratur,
keine
Dokumente
zu
einer
sozialistisch
[. . .]
gefärbten
Arbeiterbewegung"
.
Denn
Fischer
sei
ein
Einzelgänger
gewesen,
ein
Mann
ohne
Freunde,
"
ein
Querkopf
wahrscheinlich"
,
unpolitisch
und
eigenwillig
religiös.
In
Fischers
Schilderung
waren
die
30
Jahre,
die
er
in
Osnabrück
verbrachte,
30
freudlose
Jahre.
Ständigen
Demütigungen
und
Ausbeutungen
setzte
er
eine
geradezu
besessene
Arbeitswut
entgegen.
Wurde
ihm
wieder
einmal
wegen
einer
Kleinigkeit
der
Lohn
gekürzt,
dann
machte
er
noch
mehr
Überstunden.
Bis
es
ihm
eines
Tages
im
Jahr
1885
reichte
und
er
gegen
den
Werkmeister
aufbegehrte.
Daraufhin
wurde
ihm
fristlos
gekündigt.
Er
wollte
die
unterbrochene
Reise
nach
Kiel
fortsetzen,
ließ
sich
aber
davon
wieder
abbringen
und
nahm
stattdessen
eine
Stelle
in
der
"
Abkocherei"
des
Ausbesserungswerks
der
Preußischen
Staatseisenbahn
an.
Fischers
Aufgabe
war
es,
die
mit
Fett,
Öl
und
Ruß
verschmutzten
Bleche
und
Maschinenteile
der
auseinandergebauten
Dampflokomotiven
in
einem
Kessel
mit
Lauge
abzukochen.
Die
schweren
Eisenteile
wurden
mithilfe
eines
Flaschenzugs
in
den
Kessel
gehievt,
und
dann
"
fraß
die
scharf
kochende
Lauge
alle
[. . .]
Unreinigkeit
von
den
Eisentheilen
ab,
daß
sie
wieder
aussahen
wie
neu"
.
Zu
der
schweren
körperlichen
Arbeit
kam
das
gefährliche
Hantieren
mit
giftigen
Chemikalien,
gegen
die
die
Arbeiter
nur
unzureichend
geschützt
waren.
Nach
15
Jahren
in
der
Abkocherei
kündigte
Carl
Fischer,
"
denn
man
war
hundemüde
und
wollte
keine
Arbeit
mehr
haben"
.
Den
Lebensabend
von
1900
bis
zu
seinem
Tod
1906
verbrachte
Carl
Fischer
bei
seiner
Schwester
in
Jeßnitz
(Anhalt)
,
wo
er
seine
Lebenserinnerungen
verfasste.
Das
Werk
erregte
unerwartetes
Aufsehen
–
über
300
durchweg
begeisterte
Rezensionen
erschienen
dazu
in
der
deutschen
und
internationalen
Presse.
Der
Literaturwissenschaftler
Frank
Woesthoff,
der
1995
an
der
Universität
Osnabrück
über
Carl
Fischer
promovierte,
spricht
von
einer
neuen
Literaturgattung,
die
Fischer
begründete:
"
Memoiren
kannte
man
zuvor
nur
von
Staatsmännern
oder
anderen
herausragenden
Persönlichkeiten,
die
ein
beispielhaft
geführtes
Leben
vorzuweisen
hatten.
Etwas
'
Denkwürdiges'
aus
der
Feder
eines
einfachen
Handarbeiters
konnte
sich
das
bürgerliche
Lesepublikum
bis
dahin
nicht
vorstellen."
Bildtexte:
Carl-
Fischer-
Straße
Carl
Fischer,
1841-
1906
Autor:
Joachim Dierks