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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Altes Kleid in Regattablau
Zwischenüberschrift:
Ein Karmann Ghia bekommt viele Streicheleinheiten für einen neuen Glanz
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück. Fast ein halbes Jahrhundert und Tausende Kilometer hinterlassen bei jedem Auto deutliche Spuren. Auch bei dem regattablauen Karmann Ghia. Ein Jahr nach seiner Rückkehr aus dem sonnigen Kalifornien ist er technisch weitgehend wieder obenauf. Aber der Lack Hier lauert noch ein echtes Problem. Schließlich trägt der Ghia immer noch das Farbkleid, das er bei seiner Fertigung im Mai 1968 erhielt. Und das soll auch so bleiben.
Die Geschichte dieses Karmann Ghia ist schnell erzählt: In Osnabrück gebaut und im Mai 1968 in Richtung Kalifornien ausgeliefert, ist der " Typ 14" vor gut einem Jahr in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Pünktlich zur Vorstellung des Karmann vor 60 Jahren am 14. Juli 1955 soll er wieder fertig sein. Dabei will sein jetziger Besitzer möglichst viel der Originalsubstanz erhalten.
Der Name der Firma an der Pagenstecherstraße ist Programm: pikobello-os.de" strQuickInfo="" bOwnWindow=" false"> " Piko Bello". Hier werden Autos nicht einfach gewaschen und poliert, hier wird mit viel Liebe und noch mehr Fingerspitzengefühl gereinigt und aufbereitet. Das Team um Fatlum Berisha setzt bei der Fahrzeugpflege auf Handarbeit.
In der Halle riecht es nach Reinigungs- und Pflegemitteln. Zwischen einem halben Dutzend fast neuer Autos wirkt der blaue Karmann Ghia wie ein Fremdkörper. Und nicht nur weil er deutlich mehr Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Sein Lack ist stumpf und fühlt sich rau an. Jedenfalls da, wo er noch vorhanden ist. An etlichen Stellen hat die Oberfläche des Ghia in den vergangenen Jahrzehnten gelitten: verkratzt, abgeschabt oder wegpoliert. Auch das Chrom trägt die Spuren eines langen Autolebens.
Am Anfang der Aufbereitung steht die Wäsche. Gründlich und natürlich per Hand. Und mit viel Wasser, damit der gelöste Dreck die ohnehin schon angegriffene Oberfläche nicht noch mehr beschädigt. Viel Schmutz verschwindet so. Trotzdem: Streicht man jetzt über den Lack, fühlt er sich immer noch uneben an. Und wer genau hinschaut, entdeckt Pocken und Pusteln, Dutzende kleine und auch etwas größere Punkte. Zeit für die Reinigungsknete: Es ist wirklich eine Art Knetgummi, das sanft über den noch feuchten Lack geschoben wird. Es trägt Ablagerungen, Flugrost, ausgehärtete Baumharze, angetrocknete Insektenreste, Teer, Eisenstaubpartikel und Bremsstaub ab. Man braucht Geduld für diese Arbeit. Und viel Gefühl. Immer wieder wird der blaue Ballen durchgeknetet. Das Entscheidende: Im Gegensatz zu Lackreinigern greift die Knete die dünne Schicht bei feinfühliger und fachgerechter Anwendung nicht an. Und wirklich, die schon behandelten Stellen fühlen sich glatt und makellos an.
Der letzte Schritt: Polieren und Versiegeln. Auch das ist eine heikle Aufgabe: Da der Lackauftrag nur noch hauchdünn ist, muss die elektrische Polierscheibe noch sorgsamer als sonst eingesetzt werden. Etwas zu viel Druck an der falschen Stelle, und der Farbauftrag, der eigentlich erhalten werden soll, würde sich endgültig verflüchtigen. Ein Job für Marius " Mario" Padurean. Vorsichtig führt er die Maschine, variiert den Druck und zaubert so den Glanz zurück, mit dem der regattablaue Karmann 1968 wohl schon seinen ersten Besitzer in den USA begeistert hat.
Der heutige Besitzer nutzt die Zeit und präsentiert die Fundstücke aus dem Wagen: Eine leere Schachtel Camel Special Lights amerikanischer Herkunft, eine Handvoll Cent-Münzen und ein Foto, das fünf junge Leute zeigt: Was sie mit dem Karmann zu tun haben, bleibt offen.
Rund fünf Stunden dauert es, bis der Karmann wieder glänzt. Nicht ganz wie neu: Da, wo kein Lack mehr ist, helfen eben weder Reiniger noch Polierkünste. Aber die Konservierung sorgt dafür, dass die Oberfläche hier nicht weiter Schaden nimmt. Dafür ist der Karmann einer der wenigen Ghia aus Osnabrück im Originalzustand: unverbastelt und (fast) ungeschweißt. Und das soll auch so bleiben.
Im nächsten Teil unserer Serie begleiten wir den Karmann Ghia zur Hohlraumkonservierung.

Mehr Fotos auf www.noz.de/ os
Bildtext:
Langsam kehrt der Glanz zurück: Fünf Stunden Arbeit stecken in der Aufbereitung des originalen Lacks.
Der Unterschied ist mehr als deutlich.
Fotos:
Michael Gründel

Vor 60 Jahren, am 14. Juli 1955, hat Karmann den Ghia der Presse präsentiert. Wir begleiten einen automobilen Spätheimkehrer, der den Weg zurück nach Osnabrück gefunden hat. Das Automuseum Melle plant ab dem 12. Juli 2015 eine kleine Ausstellung mit Karmann-Fahrzeugen. Mit dabei: der regattablaue Karmann, der nach fast fünf Jahrzehnten unter der Sonne Kaliforniens nach Osnabrück zurückgekehrt ist.
Autor:
Frank Wiebrock


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