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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Wenn die Inklusion den Sport verdrängt
Zwischenüberschrift:
TSV Widukindland verliert Räume in der Grundschule – Erfolgreiche Billardabteilung wandert zum OSC ab
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Mal angenommen, der VfL Osnabrück steigt in die 2. Bundesliga auf. Doch aufgrund eines politischen Beschlusses muss die Osnatel-Arena verkleinert werden, sodass die Lila-Weißen gezwungen sind, ihre Fußballabteilung auszugliedern. Künftig spielen die Profis unter dem Dach der Sportfreunde Lotte. Klingt unglaublich? Dem TSV Widukindland ist so etwas passiert.

Die Billard-Abteilung des TSV Widukindland spielte lange Jahre in der 2. Bundesliga. Am 1. Juli hat sie sich aufgelöst. Die Spieler sind zum Osnabrücker SC gewechselt. Der Grund: Die Spielstätte der Billard-Abteilung, ein Trakt der Grundschule Widukindland, wird in diesen Sommerferien umgebaut, um die Voraussetzungen für die Inklusion zu schaffen. Behinderte Kinder sollen am normalen Unterricht teilnehmen können. Dies ist ein Beschluss, den die niedersächsische Landesregierung im März 2012 erlassen hat. Die inklusive Schule wird landesweit verbindlich zum Schuljahresbeginn 2013/ 14 eingeführt. Wo sonst die Billard-Spieler die Kugeln rollen ließen, ein Geschäftszimmer und ein Mehrzweckraum dem TSV zur Verfügung standen, entsteht nun ein zusätzlicher Klassenraum.

Ein Jahr hatten die Verantwortlichen des TSV Widukindland Zeit, um nach neuen Räumen zu suchen, in denen die großen Karambolage-Tische aufgestellt werden konnten, berichtet der 1. Vorsitzende des Vereins, Hartmut Thies. Der Ort wäre egal gewesen, meint er. Hauptsache, die Abteilung bleibt im Verein." Doch die Suche blieb ergebnislos. Die Billard-Cracks wanderten notgedrungen ab.

Das Verhältnis des Vereins zur Grundschule sei weiterhin gut, betont Thies. Er berichtet von einem Tischtennis-Projekt, das vom TSV geleitet wird und allen Kindern ermöglichen soll, mindestens zwei Stunden pro Woche Bälle übers Netz zu schlagen. Das Ziel des Vereins ist es, den Breitensport zu fördern", sagt Thies.

Dieses Ziel verliert der TSV angesichts knapper Raum-Kapazitäten aber mehr und mehr aus den Augen. Dabei wäre das Potenzial absolut vorhanden, meint Thies. Durch das Bauen in der zweiten Reihe haben wir im Widukindland großen Familienzulauf und mehr Nachfrage nach Sportangeboten." Die Mitgliederzahl bewege sich seit Jahren konstant um die 800, berichtet Stephan Höricht, Leiter der Vereinsverwaltung. Gerade für Kinder und Jugendliche werden Bewegungsangebote nachgefragt", sagt er. Die Anfragen könnten jedoch nicht positiv beantwortet werden, da es keine freien Stunden in der Turnhalle der Grundschule gebe. Die Sporthalle auf dem Gelände der ehemaligen Briten-Kaserne auf dem Limberg biete zwar Kapazitäten. Der Nachteil ist aber: Für das Gros der Mitglieder, für Senioren, Kinder und Jugendliche, ist der Limberg zu weit weg", so Höricht.

Zweimal seien die Vereinsverantwortlichen in den vergangenen zehn Jahren an die Stadtväter und - mütter mit dem Wunsch herangetreten, eine neue Gymnastikhalle im Stadtteil zu errichten, erzählt Hartmut Thies. Anfangs habe der TSV Hilfe von der Stadt erhalten. Auch die politischen Parteien hätten den Plan unterstützt.

Von der Stadt sei schließlich ein Gutachten in Auftrag gegeben worden, in dem Baukosten in Höhe von 900 000 Euro vorhergesagt worden seien, sagt Hans-Hermann Höricht, 2. Vorsitzender des TSV. Der Verein habe außerdem ein eigenes Gutachten von einem Architekten anfertigen lassen, bei dem unter dem Strich sogar nur 300 000 Euro standen. Nach und nach ist die Zusage aber zurückgezogen worden", sagt Hans-Hermann Höricht. Das Argument der Stadt gegen den Bau einer Sporthalle: Wir haben kein Geld.

Nun sitzen die drei Herren vom TSV Widukindland ziemlich bedröppelt in der Turnhalle der Grundschule. Niemand von ihnen hat etwas gegen die Inklusion behinderter Kinder. Für den Verein ist es aber schade, dass weder die Billard-Spieler noch die Breitensportler genügend Raum für ihre Aktivitäten finden.

Und auch der Wegfall des Geschäftszimmers tut dem traditionsreichen Sportverein weh. Hartmut Thies drückt sein Bedauern so aus: Der TSV ist der einzige Faktor im Widukindland, der Kinder und Jugendliche aus allen Schichten unter einen Hut bekommt."
Bildtexte:
Die Grundschule Widukindland und der TSV Widukindland pflegen traditionell ein freundschaftliches Miteinander. Trotzdem musste der Verein nun seine Räume im Schulgebäude aufgeben.
Die Geschäftsstelle des TSV Widukindland im Schulgebäude wird es in dieser Form nach dem Umbau nicht mehr geben.
Fotos:
Thomas Wübker
Autor:
Thomas Wübker


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