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1.
Erscheinungsdatum:
08.07.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
1956 ging es noch aufwärts
Zwischenüberschrift:
Rascher Aufstieg, tiefer Fall: die Bekleidungswerke Solida-Wehrmeyer
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Fünf
stolze
Geschosse
für
das
neue
Betriebsgebäude
der
Firma
Solida
sind
an
der
Johannisfreiheit/
Ecke
Detmarstraße
im
Jahr
1956
rasch
in
die
Höhe
gewachsen.
Der
Hersteller
von
"
Mode
für
Haus
und
Beruf"
wächst
an
Umsatz
und
Mitarbeiterzahl
ebenso
rasch.
Osnabrück
ist
stolz
auf
seine
Textil-
und
Bekleidungsindustriebetriebe,
in
deren
Reihen
Solida-
Wehrmeyer
mit
in
der
Spitze
1850
Beschäftigten
einen
vorderen
Platz
einnimmt.
Der
Rohbau
scheint
nahezu
abgeschlossen
zu
sein.
Aber
noch
steht
der
Zementsilo
im
Innenhof.
Die
Aufschrift
"
Hüttenzement"
verrät,
dass
dem
in
Georgsmarienhütte
hergestellten
Zement
granulierte
Hochofenschlacke
zugesetzt
wurde
im
Sinne
der
Ressourcenschonung.
Am
rechten
Bildrand
erkennt
man
das
noch
nicht
verglaste
Treppenhaus
mit
der
charakteristischen
Kreisbogenkrümmung.
Das
Foto
erhielten
wir
von
unserem
Leser
Helmut
Kiehling,
dessen
Vater
beruflich
mit
der
Baustelle
zu
tun
hatte.
Er
war
angestellter
Architekt
in
einem
größeren
Osnabrücker
Büro.
Sohn
Kiehling
meint
sich
zu
erinnern,
dass
es
das
Architekturbüro
Garthaus
war.
Im
Vordergrund
erkennen
wir
einen
VW-
Bulli
mit
der
Werbeaufschrift
"
Gepflegt,
wer
Solida
trägt"
. "
Solida"
war
der
Markenname,
den
sich
Firmengründer
Georg
Hartmann
für
seine
"
Erfindung"
modisch
geprägter
Haus-
und
Berufskleidung
einfallen
ließ.
Hartmann
war
ein
ausgesprochen
unternehmungslustiger
und
innovativer
junger
Mann
von
gerade
einmal
18
Jahren,
als
er
sich
im
September
1919
selbstständig
machte,
zunächst
mit
einem
Großhandel
in
Textilien.
Der
Markt
war
schwierig:
Anonyme
Kollektionen
aus
anonymen
Grundstoffen
gingen
zu
niedrigsten
Preisen
über
den
Ladentisch.
Besonders
traurig
sah
es
bei
den
"
gesichtslosen"
Artikeln
aus,
die
als
Haus-
und
Berufskleidung
produziert
wurden.
Hartmann
sah
voraus,
dass
Frauenarbeit
bald
nicht
mehr
nur
den
unteren
Gesellschaftsschichten
vorbehalten
sein
würde.
Mit
der
Emanzipation
wuchsen
die
Möglichkeiten
der
Frauen,
in
Männerberufe
vorzudringen.
Dafür
brauchten
sie
Arbeitskleidung.
Hartmann
kam
den
Frauen
entgegen,
indem
er
Haus-
und
Berufskleidung
mit
modischen
Akzenten
entwerfen
ließ
und
die
Eigenproduktion
aufnahm.
Was
er
besser
machte
als
die
anderen
Hersteller,
sollte
man
erkennen
und
unterscheiden
können.
Deshalb
erfand
er
den
Markennamen
"
Solida"
und
ließ
ihn
in
jedes
Kleidungsstück
einnähen.
Das
war
ein
Novum.
Viele
Händler
waren
irritiert
und
schnitten
die
Etiketten
wieder
heraus.
Das
ändert
sich
mit
dem
wachsenden
Bekanntheitsgrad
von
"
Solida"
.
1924
beschäftigt
Hartmann
bereits
30
Mitarbeiter
und
beliefert
Kunden
in
ganz
Nordwestdeutschland.
"
Die
Umsätze
stiegen
wie
der
Rocksaum
der
Frauen"
,
heißt
es
in
einer
Chronik
der
Hauszeitschrift
"
Mit
Nadel
und
Faden"
.
1927
heiratet
Georg
Hartmann.
Frau
Herta
übernimmt
die
modische
Weiterentwicklung,
darunter
der
zweireihig
geknöpfte
Kittel
"
Solida-
Form"
,
die
"
praktische
Lösung
auch
für
schwierigere
Figuren"
.
1937
entwickelt
ein
amerikanischer
Chemiker
die
Kunstfaser
Nylon.
Es
dauert
nicht
lange,
und
Hartmann
beginnt
damit
zu
experimentieren.
Der
Krieg
verhindert
die
rasche
Einführung.
Er
hinterlässt
alle
Produktionsstätten
zerstört.
Noch
1945
fängt
Hartmann
in
einer
Baracke
mit
100
Mitarbeitern
wieder
an.
Der
Bedarf
an
konfektionierter
Berufskleidung
ist
schier
grenzenlos,
die
Entwicklung
verläuft
rasant.
1948
wird
ein
erstes
Gebäude
an
der
Detmarstraße
errichtet,
1949
geht
die
Wirkereigesellschaft
Osnabrück
an
den
Start,
die
ab
1951
als
eine
der
ersten
in
Deutschland
Perlon-
Fasern
verarbeitet,
vom
Aufschwung
des
Petticoats
profitiert
und
aus
der
später
die
Tochterfirmengruppe
Florbell
in
Sutthausen
erwächst.
Auch
die
Stammfirma
Solida-
Bekleidungswerke
vormals
Wehrmeyer
&
Co.
expandiert
beständig.
1956
wird
der
repräsentative
Neubau
an
der
Detmarstraße
bezogen,
in
den
Folgejahren
kommt
Solida
den
Arbeiterinnen
aus
ländlichen
Räumen
entgegen
und
gründet
Zweigbetriebe
und
Lohnbetriebe
in
Lohne,
Mettingen,
Riesenbeck,
Kattenvenne,
Oesede,
Esens,
Harpstedt,
Barnstorf
und
Helmstedt.
1965
stirbt
der
Firmengründer,
Sohn
Helmut
macht
weiter,
dehnt
den
Export
aus,
gründet
Töchter
in
Innsbruck,
Zürich
und
Amsterdam.
Täglich
werden
18
000
Teile
produziert.
Auch
1969
ist
die
Welt
noch
in
Ordnung,
das
50-
jährige
Jubiläum
wird
ganz
groß
mit
Howard
Carpendale
und
Wim
Thoelke
gefeiert.
1970
beginnen
die
Schwierigkeiten
mit
der
Billigkonkurrenz
aus
Fernost.
Im
November
1980
kündigt
die
Firmenleitung
an,
die
gesamte
Produktion
ins
Ausland
zu
verlagern.
Die
Gewerkschaft
Textil-
Bekleidung
kämpft
vergeblich
gegen
die
Massenentlassungen
an.
Ihr
Sekretär
Peter
Donath
reagiert
sarkastisch:
"
Dann
müssen
sich
Osnabrücker
Frauen
demnächst
wohl
in
Hongkong
um
Arbeit
bemühen."
Die
gekündigten
Mitarbeiterinnen
ergattern
schwarzen
Stoff,
schneiden
daraus
Trauerfahnen
und
hängen
sie
aus
jedem
Fenster.
Es
hilft
nichts.
Die
letzten
350
Produktionsarbeitsplätze
gehen
verloren,
Solida
wird
zum
Handelshaus,
das
Produktionsgebäude
an
der
Detmarstraße
übernimmt
die
Privatschule
Blindow.
Eine
kleine
"
Feuerwehrkapazität"
wird
noch
in
Wallenhorst-
Hollage
vorgehalten.
Im
August
1982
ist
auch
das
vorbei.
Solida
meldet
Konkurs
an
und
geht
somit
den
gleichen
Weg
wie
der
größte
Teil
der
Osnabrücker
Textil-
und
Bekleidungsindustrie.
Heute
gehört
der
Bau
Detmarstraße
zum
Niels-
Stensen-
Klinikverbund
und
beherbergt
unter
anderem
die
Verwaltung
des
Marienhospitals
und
das
Bildungszentrum
für
Gesundheitsberufe
St.
Hildegard.
Stadt
im
Wandel:
mehr
Texte
und
Fotos
auf
www.noz.de/
historisch-
os
Bildtexte:
Wie
der
Neubau
an
der
Detmarstraße
wächst
und
gedeiht
die
Firma
Solida
1956
prächtig.
Die
Außenansicht
des
Gebäudes
im
Eck
von
Johannisfreiheit
(links)
und
Detmarstraße.
Der
Innenhof
des
heute
zum
Marienhospital
gehörenden
Gebäudes.
Fotos:
Privatarchiv
Kiehling,
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks