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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Langer, steiniger Weg bis zur heutigen Kirche
Zwischenüberschrift:
Die Stephanusgemeinde in Atter feiert 50-jähriges Bestehen – Jubiläumsgottesdienst Sonntag um 11 Uhr
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. O je, die Altarkerzen wollten nicht anbrennen. Und das beim feierlichen Weihegottesdienst der Stephanuskirche in Atter. Landessuperintendent Kurt Degener und die versammelten geistlichen und kommunalen Würdenträger tauschten Blicke aus, die Gemeinde in der voll besetzten Kirche begann zu tuscheln. " Es war mir schrecklich peinlich", erinnert sich der heute 84-jährige Gründungspastor der Stephanusgemeinde, Waldemar Schnare, an jenen Tag vor 50 Jahren.

Am Abend vorher war er zur Generalprobe in die Kirche gegangen und hatte auch die vier mächtigen Altarkerzen schon einmal angezündet, damit der Docht am nächsten Morgen die Flamme schneller annehmen möge. " Mein Fehler war, ich hab die Kerzen zu schnell wieder ausgepustet, bevor der Docht Wachs ziehen konnte", bekennt Schnare heute. Als nach einer gefühlten Ewigkeit alle vier Kerzen schließlich brannten, fiel dem 34-jährigen Pfarrvikar ein Satz ein, mit dem er die Situation in allgemeiner Heiterkeit auflöste: " Liebe Brüder und Schwestern, Sie sehen daran, wie schwer es ist, das Licht des Evangeliums in Atter zum Leuchten zu bringen."

In der Tat war es eine recht schwierige Geburt gewesen, bis im Juli 1965 die Stephanusgemeinde selbstständig wurde und am 4. Advent 1965 auch der Kirchbau geweiht werden konnte. Kirchenvorstandsmitglied Eckard Wagner spricht in einem geschichtlichen Rückblick für den aktuellen Gemeindebrief von einem " zeitraubenden Weg mühsamer Entscheidungen". Bereits um 1950 war die Schar evangelischer Christen in Atter durch den Zustrom Vertriebener aus dem ehemals deutschen Osten so stark angewachsen, dass der Wunsch nach einer eigenen Kirche auf die Tagesordnung kam. Der sonntägliche Weg zur fünf Kilometer entfernten Michaeliskirche in Eversburg war in einer Zeit, als es noch kaum Autos gab, ein großes Hindernis.

Aber in der damals noch selbstständigen, bäuerlich geprägten Landgemeinde Atter überwogen zunächst noch andere Sorgen. Für die vielen neuen Bewohner mussten vorrangig Strukturen der allgemeinen Daseinsvorsorge geschaffen, eine " Ortsmitte" am Mühlengrund der Düte gegenüber der Volksschule entwickelt werden. Anfänge eines evangelischen Gemeindelebens mit Gottesdiensten fanden im Schulkomplex statt.

Neuer Schwung kam in den Gemeindeaufbau, als Pfarrvikar Schnare ab Oktober 1962 ganz für Atter zuständig wurde und 1963 mit seiner Familie in das neu errichtete Pfarrhaus einziehen konnte. Zwar war man jetzt nicht mehr von der Michaeliskirche in Eversburg abhängig, sondern von der 1959 geweihten Markuskirche an der Natruper Straße, aber darin lag entfernungsmäßig keine Verbesserung, sodass der Kirchenbau in Atter weiterhin intensiv verfolgt wurde. Die Ortsplanung sah die tiefer gelegene Wiese gegenüber der Schule an der Leyer Straße für das kirchliche Zentrum vor. Man trat an den Landwirt heran, dem die Wiese gehörte. Die Frau des Landwirts ließ dem Kirchenvorstand ausrichten, dass ihr Mann jetzt keine Zeit für Verhandlungen habe, denn die Bestellung der Äcker und die Aussaat hätten erst mal Vorrang. Das war nur einer der Gründe, die Planung und Bau der Stephanuskirche auf die Namensgebung nach dem ersten großen christlichen Märtyrer hatte man sich im November 1962 geeinigt in die Länge zogen.

Gemeinsames Gotteshaus

Auch galt es, Wünschen aus der Bevölkerung nach einem gemeinsamen Gotteshaus für Lutheraner und Reformierte nachzugehen. Beide Seiten hatten Gespräche aufgenommen. Sie scheiterten an der Frage des Altars, den die Reformierten nicht wollten, den Landessuperintendent Degener aber für unverzichtbar hielt. So kam es, dass die Reformierten ihre eigene Kirche bauten. Sie wurde noch vor der Stephanuskirche fertig, ist inzwischen aber wieder entwidmet und 2008 in den " Treffpunkt Atterkirche" umgewandelt worden.

Der steinige Weg, den die Stephanusgemeinde bis zum eigenen Gotteshaus durchschreiten musste, geriet dadurch noch länger, dass der Entwurf des Architekten Horst Warnecke im November 1963 verworfen wurde. " Im Kirchenvorstand waren wir uns einig, dass der Warnecke-Entwurf mehr an eine Produktionshalle als an eine moderne Kirche mit zeitgemäßer theologischer Aussage erinnerte", blickt Schnare auf die stressigen Entscheidungswochen zurück. Das Architektenpaar Klaus und Gudrun Vogel aus Hannover legte einen neuen Entwurf vor, der mit seinem " steilen, spitzwinkligen Schiffsbug" das Wort von dem " Schiff, das sich Gemeinde nennt", in Architektur umsetzte und allgemeine Zustimmung fand. Baumeister Willy Thies aus Gaste setzte dann alles daran, den Kirchenbau in neun Monaten fertigzustellen, eben in der Zeitspanne, die ein werdender Mensch bis zur Geburt braucht. Es klappte: Kurz vor dem Geburtstag Christi wurde die Kirche im Dezember 1965 fertig. Nach Pastor Schnare (1962 bis 1969) wirkten Pastor Rieß (1971 bis 1979), Pastor Bielawa (1981 bis 2001), Pastor Boehnke (2001 bis 2011) und das Pastoren-Ehepaar Danckwerts (2012 bis 2015) an der Stephanuskirche. Zurzeit ist das Pfarramt in der zu Jahresbeginn gebildeten " Nordwest-Kirchengemeinde", dem Zusammenschluss von Stephanus- und Markusgemeinde, vakant. Der Jubiläums-Gottesdienst mit Superintendent Friedemann Pannen beginnt morgen um 11 Uhr. Anschließend bittet die Gemeinde zu einem Empfang.

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Bildtexte:
Die feierliche Grundsteinlegung für die neue Kirche fand am 2. Mai 1965 statt.
Ein Zeitdokument für das Stilempfinden der Sechzigerjahre die Kirchenbaustelle im Frühjahr 1965.
Landessuperintendent Kurt Degener (rechts), Pfarrvikar Waldemar Schnare und Architekt Klaus Vogel bei der Weihe.
So präsentiert sich die Kirche in diesen Tagen.
Fotos:
Archiv Stephanuskirche, Jörn Martens
Autor:
Joachim Dierks


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