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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Leserbriefe
Zwischenüberschrift:
Gekaufte Akzeptanz
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zu den Artikeln " Bürger können sich an Stromautobahnen beteiligen" und " Schwarz-Gelb will das ' Volksnetz'" (Ausgabe vom 6. Juli).

" Neuerdings wird es als tolle Idee verkauft, dass sich die Anlieger von Stromtrassen als deren Financiers betätigen können und sollen, um die Akzeptanz von Stromtrassen zu verbessern. Die in Aussicht gestellten hohen Renditen wird wieder der Stromkunde mit geringem Einkommen zusätzlich bezahlen müssen, der dieses Geld nicht hat.

Unabhängig hiervon sei die Frage erlaubt, ob diejenigen, die sich am Anblick von Stromtrassen stören, keinen Strom beziehen wollen? Auch wenn Straßen und Autobahnen von Privatunternehmen finanziert werden, wird der Steuerzahler zusätzlich für die langfristigen und lukrativen hohen Gewinne dieser Unternehmen aufkommen müssen. Viele Politiker in diesem Land sind offenbar nicht imstande oder nicht willens, die langfristigen Folgekosten und problematischen Aspekte von Entscheidungen zu betrachten. Dieser Entwicklung sollten die Medien entgegenwirken."

Dr. Dr. med. Jürgen Lünebrink

Bohmte

" Vom ' Volkswagen' zum ' Volksnetz' muss man noch überrascht sein? Die Neue OZ [...] teilt mit und lässt eine Nachricht kommentieren, dass betuchte Bürger – ' wenn der Geldbeutel dick' ist vom Ausbau der Stromtrassen mit bis zu fünf Prozent ' attraktiver Rendite' profitieren können, derweil der Normalbürger die Kosten dafür über den Strompreis mitfinanzieren soll.

Mit Speck fängt man Mäuse. ' Lebenskluge' Bestechung der Bürger. Die im 3. Reich betriebene Einbeziehung der Bürger in die Politik durch Verlockungen wie KdF, KdF-Stadt (später Wolfsburg) und Volkswagen kopieren unsere heutigen Politiker ähnlich schamlos mit Angeboten von Beteiligung an den skandalösen, gesundheitsschädlichen, Lebens-, Natur- und Landschaftsbestand ruinierenden, mit 60 Metern und noch höher gebauten Strommasten inklusive ihrer elektromagnetischen Strahlung vorgesehenen Freileitungen statt Erdverkabelung –, die den Wirtschaftsstandort Deutschland weiter forcieren sollen.

Gesundheit, Lebensqualität, Natur hin und her: Was zählt, sind Renditen und Gewinn. Vor langer Zeit gab es mal ein Drama mit Namen ' Faust', wo ein Teufelspakt zugunsten kurzfristiger Freuden und anschließender Verdammnis geschlossen wurde.

Nach Goethe wusste Enzensberger, ein Osnabrücker Friedenspreisträger: Du bist ' verdorben' jeder Nasführung ausgeliefert, ein Hut voll mutlosen Winds, eigener Handschellen Schmied, Geburtshelfer eigenen Tods, Konditor des Gifts, das dir selbst wird gelegt werden.' Alle Bürger, die an ihr eigenes Wohl und das ihrer Nachfahren, Kinder, Enkel und folgender Generationen denken, müssen sich empören. (Stéphane Hessel, ' Indignez Vous')."

Dr. Hartmut Hoefer

Osnabrück

" Akzeptanz vom lateinischen ' accipere' steht für gutheißen, annehmen, billigen. Das sogenannte ' Volksnetz' soll also die Akzeptanz für den Ausbau der Stromnetze erhöhen? Ein Dorf darf sich freuen! Mit der Entscheidung der Bundesregierung gehören auch alle Bürgerinnen und Bürger von Wellingholzhausen zu dem bevorzugten Personenkreis, der künftig seine Beteiligung mit fünf Prozent von den Stromkonzernen vergütet bekommt.

Auch Amprion als Vorhabenträger für die geplante 380-kV-Höchstspannungsleitung von Gütersloh nach Lüstringen wird aus nachfolgenden Gründen sehr zufrieden sein: Haupteigentümer der Amprion ist ein Konsortium von Finanzinvestoren unter der Führung der Commerzbank. Mit lediglich noch 25 Prozent ist die RWE beteiligt. Die Investoren genießen eine gesicherte Rendite von neun Prozent.

Der von vielen Experten angezweifelte Netzausbau wird schon die letzten Jahre mit stetig steigenden Strompreisen vorfinanziert. Entgegen den Darstellungen wird auch die Leitung in Wellingholzhausen nur zu zehn Prozent für Strom aus Windenergie ausgebaut. Vielmehr dient sie der Aufnahme der dann unter Höchstlast produzierenden Kohlekraftwerke und dem Weiterverkauf auf dem europäischen Markt. Dies waren letztes Jahr bereits 30 Prozent des in Deutschland produzierten Stroms, Tendenz steigend.

Ganz sicher ist, dass auch die Mehrkosten dieser angekündigten Rendite in den nächsten Jahren auf die Stromkosten umgelegt werden. Die Gesundheit unserer Kinder und der Erhalt unserer Landschaft sind Werte, die nicht mit Renditeversprechen aufgewogen werden können. Von Akzeptanz kann insofern keine Rede sein. Mit den Worten von Willy Brandt ' Wir wollen mehr Demokratie wagen' war seinerzeit sicher nicht der Kauf bürgerlicher Akzeptanz gemeint. Im Gegenteil! Wie wäre es mit durchdachten energiepolitischen Konzepten, gepaart mit Transparenz und Ehrlichkeit? Das würden wir auch zum Nulltarif mit Akzeptanz belohnen."

Frank Vornholt

Melle
Bildtext:
Eine Schneise durch die Natur ziehen Hochspannungsleitungen wie bei Goldisthal im Thüringer Wald. Daher sind sie bei vielen Bürgern umstritten.
Foto:
dpa
Autor:
Dr. Dr. med. Jürgen Lünebrink, Dr. Hartmut Hoefer, Frank Vornholt


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