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1.
Erscheinungsdatum:
06.07.2013
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Stolpersteine
Überschrift:
Die Papenhütte als Station auf dem Weg zu den Mördern
Zwischenüberschrift:
Nationalsozialisten ermordeten die Sintifamilie Schmidt in Auschwitz
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Die
Nationalsozialisten
hatten
sie
bereits
erniedrigt
und
in
ein
Lager
eingewiesen.
Doch
damit
nicht
genug:
Am
1.
März
1943
trieben
sie
Maria
Schmidt,
ihre
sieben
Kinder
und
zwei
Enkel
mit
vielen
weiteren
Sinti
in
einen
Zug,
der
sie
zu
ihren
Mördern
nach
Auschwitz
brachte.
23
Stolpersteine
erinnern
an
der
ehemaligen
Papenhütte
an
die
Opfer
des
Rassenwahns
–
alleine
zehn
davon
an
die
Familie
Schmidt.
Wo
sonst
Dieselmotoren
den
Ton
angeben,
spielte
Dany
Weiss
auf
seiner
Gitarre
nach
Art
des
Virtuosen
Django
Reinhardt
(1910–1953)
.
Kaum
jemals
versammeln
sich
so
viele
Menschen
dort,
wo
der
Kiefernweg
in
die
Klöcknerstraße
mündet
–
und
wohl
kaum
jemals
zum
Gedenken.
Bei
der
Stolpersteinverlegung
für
23
Mordopfer
der
Nationalsozialisten
ließen
Polizisten
den
Strom
der
Lastwagen
auf
deren
Weg
in
das
Hafengebiet
zumindest
kurz
abbremsen.
Jazz-
Melodien
aus
den
1930er-
Jahren
erklangen.
Vor
Jahrzehnten
verliefen
hier
Wege
mit
den
Namen
Odenburger
Straße,
An
der
Kläranlage
und
An
der
Papenhütte.
Es
war
die
letztere
Bezeichnung,
die
dem
Gebiet
zur
Zeit
des
Nationalsozialisten
einen
Stempel
aufdrückte
–
den
des
Grauens
für
viele,
die
hier
leben
mussten.
Die
Vorgeschichte
begann
bereits
in
den
1920er-
Jahren,
als
die
Stadt
hier
Baracken
für
60
obdachlose
Familien
bauen
ließ.
Die
Historiker
Duncan
Cooper
und
Michael
Schubert
legten
kürzlich
die
Ergebnisse
ihrer
Recherchen
vor:
Von
1933
an
ließen
Nationalsozialisten
20
weitere
Baracken
für
zwanzig
Familien
bauen.
Die
beiden
Historiker
formulieren
es
so:
„
Die
Stadt
konzentrierte
als
‚
asozial′
stigmatisierte
Bürgerinnen
und
Bürger
am
Rande
der
Stadt
und
wollte
sie
durch
diese
Ausgrenzung
einer
‚
besonderen
Aufsicht
und
Erziehung′
unterstellen.″
Welche
Rolle
die
Rassen-
Ideologie
dabei
spielte,
erläutern
Duncan
und
Schubert
so:
„
Durch
die
zwangsweise
Umsiedlung
städtischer
Familien,
die
als
‚
gemeinschaftsfremd′
galten,
wollte
die
Stadt
‚
normalen
Wohnraum′
für
‚
erbgesunde
und
im
völkischen
Leben
durchaus
brauchbare
Familien′
frei
machen.″
Die
Nationalsozialisten
entzogen
den
Sinti
die
Berufsgrundlage.
Unter
anderem
durften
sie
keinem
Gewerbe
mehr
nachgehen
und
mussten
Sondersteuern
zahlen,
die
Regierung
verweigerte
ihnen
die
Bildung
und
degradierte
sie
zu
enteigneten
Zwangsarbeitern.
Bald
war
die
Rede
von
einer
„
endgültigen
Lösung
der
Zigeunerfrage″.
Am
1.
März
1943
verschleppten
Nationalsozialisten
54
Osnabrücker
Sinti
in
das
Konzentrationslager
Auschwitz-
Birkenau,
insgesamt
sollten
es
mindestens
60
werden.
Wie
Cooper
und
Schubert
errechneten,
überlebten
von
ihnen
nur
16.
In
Auschwitz
rissen
Nationalsozialisten
die
Familie
Schmidt
auseinander
und
ermordeten
deren
Mitglieder
innerhalb
von
zwei
Jahren:
Maria
musste
im
Alter
von
41
Jahren
sterben,
ihre
Tochter
Franziska
wurde
umgebracht,
als
sie
27
Jahre
war,
Alma
im
Alter
von
24
Jahren,
Josef
als
14-
jähriger,
Klara
und
Adolf
mit
zwölf
Jahren,
Lilly
mit
sieben
Jahren,
Maritta
mit
drei
Jahren,
Clemens
mit
zwei
Jahren,
und
Christa
ist
vielleicht
noch
nicht
einmal
ein
Jahr
alt
geworden
–
die
Nationalsozialisten
töteten
im
Rassenwahn
auch
Säuglinge.
Bei
der
Stolpersteinverlegung
stellte
Manfred
Böhmer
vom
Verband
Deutscher
Sinti
fest:
„
Die
Papenhütte
war
der
verlängerte
Arm
von
Auschwitz.″
Stephan
Rolfes
sprach
für
die
Stadtwerke
von
einem
„
bösen
Lehrstück″.
Bürgermeisterin
Birgit
Strangmann
wünschte:
„
Dieser
Ort
wird
hoffentlich
als
ein
Mahnmal
für
ein
‚
Nie
wieder!
′
in
Erinnerung
bleiben.″
Wie
die
Historiker
Cooper
und
Schubert
feststellten,
blieben
Sinti
nach
dem
Krieg
ausgegrenzt:
„
Bis
Mitte
der
1980er-
Jahre
wurde
ihre
Verfolgungsgeschichte
in
der
Erinnerungskultur
der
Bundesrepublik
Deutschland
nicht
anerkannt.
15
Sintifamilien
lebten
bis
in
die
1980er-
Jahre
in
großer
Armut
am
Rande
der
Stadtgesellschaft
an
der
‚
Papenhütte′.″
Am
Ende
der
Zeremonie
ließ
Dany
Weiss
wieder
seine
Gitarre
erklingen
–
mit
Melodien
des
berühmten
Sinto
Django
Reinhardt.
Bildtexte:
Hier
befand
sich
die
Siedlung
Papenhütte:
An
der
Ecke
Klöcknerstraße/
Kiefernweg
erinnern
Stolpersteine
an
Opfer
des
Nationalsozialismus
–
vor
allem
Sinti.
Melodien
im
Stil
von
Django
Reinhardt:
Dany
Weiss
spielte
bei
der
Stolpersteinverlegung
nach
dem
berühmten
Vorbild.
Heiko
Schlatermund
(stehend)
leitete
die
Zeremonie.
Diese
Mordopfer
waren
zwischen
41
und
vielleicht
noch
nicht
mal
einem
Lebensjahr
alt:
Die
Sintifamilie
Schmidt
wurde
Opfer
des
Rassenwahns
der
Nationalsozialisten.
1943
und
1944
wurden
sie
in
Auschwitz
ermordet.
Fotos:
Jörn
Martens
Stolpersteine
Die
in
den
Gehwegen
verlegten
Stolpersteine
mit
Messingplatten
erinnern
an
Opfer
des
Nationalsozialismus
–
jeweils
vor
den
Wohn-
oder
Wirkstätten
der
Juden,
Sinti,
Roma,
Deserteure
sowie
Menschen,
die
aus
politischen
oder
religiösen
Gründen,
einer
psychischen
Erkrankung,
ihrer
sexuellen
Orientierung
oder
einer
Behinderung
verfolgt
und
ermordet
wurden.
Der
Kölner
Künstler
Gunter
Demnig
ist
Initiator
des
Projekts,
dem
sich
seit
1995
nach
und
nach
mehrere
Hundert
Kommunen
angeschlossen
haben:
außer
in
Deutschland
auch
in
Ländern
wie
Österreich,
Ungarn,
Tschechien,
Polen,
der
Ukraine
und
den
Niederlanden.
In
Osnabrück
werden
die
Gedenksteine
seit
2007
verlegt.
Patin
der
Stolpersteine
für
die
Familie
Schmidt
an
der
Ecke
Klöcknerstraße/
Kiefernweg
sind
die
Stadtwerke.
Verlegt
haben
sie
die
Schüler
Gero
Beiderwellen
und
Marcel
Nordhoff
vom
Berufsschulzentrum
am
Westerberg.
Das
Büro
für
Friedenskultur
(Marienstraße)
nimmt
für
weitere
Gedenktafeln
gern
Hinweise
von
Zeitzeugen
über
Opfer
des
NS-
Regimes
entgegen.
Die
Telefonnummer
lautet
05
41/
323-
22
87.
Autor:
Jann Weber