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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Hallo, wir sind wieder wer
Zwischenüberschrift:
Halb Osnabrück war 1951 beim Niedersachsentag auf den Beinen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Festumzug beim Niedersachsentag war in der Nachkriegszeit ein " Format", das wahre Heerscharen mobilisierte. Das " Tageblatt" sprach von 40 000 Menschen, die 1951 in Osnabrück den Weg des Zuges säumten. Besonders viele waren es an Plätzen, die größere Aufstellflächen boten, wie hier vor dem Heger Tor. Heimatliebe und Brauchtumspflege waren das eine sechs Jahre nach Kriegsende kam das Moment einer Leistungsschau der heimischen Wirtschaft und des Wiederaufbaus hinzu. Motto: " Wir sind wieder wer."

Veranstalter war der Niedersächsische Heimatbund (NHB), Spitzenvertretung der Heimatvereine und der an der Heimatpflege beteiligten Behörden. Der NHB hält seit 1902 mit Unterbrechungen durch die Weltkriege seine Jahresmitgliederversammlungen in Form eines Heimatfestes in wechselnden Städten ab. 1930 war Osnabrück erstmals an der Reihe und 1951 zum zweiten Mal. Höhepunkt war jedes Mal der Festumzug.

Der Umzug des Jahres 1951 nahm Aufstellung am Schlachthof und führte über eine sieben Kilometer lange Strecke durch die Innenstadt. Der Zug selbst war zwei Kilometer lang, bestand aus 187 Nummern und wurde von der " Historischen Abteilung" mit Heger Laischaft, einem Modell des Osnabrücker Rathauses und einer Gruppe junger Ratsgymnasiasten auf Steckenpferden, die dem Feldmarschall Piccolomini mit hundertfach wiederholtem " Vivat!" huldigten, angeführt. Es folgten Volkstanzgruppen, der Ponywagen des Tiergartens und dann 18 Städte und Dörfer des Regierungsbezirks, unter anderem Bersenbrück mit einer Artländer Trachtengruppe. Holländerinnen aus Ootmarsum hielten vor der Tribüne auf dem Markt an und überreichten Stadtdirektor Voßkühler ein meterlanges Kuchenbrot als Freundschaftsgabe.

Dann folgte " einer der schönsten Anblicke des Zuges", wie die Zeitung fand, nämlich eine Reitabteilung aus hannoverschen Warmbluthengsten des Landgestüts in Eversburg, komplettiert durch einen Jagdwagen. Weitere Höhepunkte: " Die Post im Wandel der Zeit" mit einem Postreiter von 1648, einer historischen Postkutsche, einer Gruppe Landbriefträger in den Uniformen " von einst bis heute" und einem " modernen Postomnibus". Oder in der Abteilung Landwirtschaft der Beitrag der Molkereien des Osnabrücker Landes mit dem Festwagen " Königin Milch". Bei den Handwerkern stach die Uhrmacherinnung mit einer Gruppe " wandelnder Wecker" heraus, während die Fleischer Würstchen in die Menge warfen.

Handel und Verkehr waren unter anderem durch die Osnabrücker Lagerhausgesellschaft im Hafen vertreten, die einen als Binnenschiff verkleideten Festwagen mit der Aufschrift " Schiffahrt tut not" auf die Reise schickte. Das Musikkorps Herold aus Pye hatte man in die alten Trachten der Piesberger Bergknappen gesteckt. Sie führten die Abteilung Industrie an. Das Stahlwerk fuhr mit einer Schiffskurbelwelle auf, das OKD mit einem großen Braupfannenboden aus Kupfer. Karmann zeigte die Entwicklung der Kraftwagen vom " Adler" aus dem Jahre 1902 bis zum " modernen Sportkabriolett von 1951". Hinter den zahlreichen Abordnungen der Schützen, Turner und Sänger sah man den Festwagen des Einheits-Kurzschriftvereins, auf dem im Takt der Musik und unter der Stabführung eines Dirigenten Schreibmaschine geschrieben wurde.

Die eigentliche Jahreshauptversammlung des NHB fand im Theater am Domhof statt. Oberbürgermeister Herlitzius begrüßte auf Plattdeutsch, Kultusminister Voigt und Landeskonservator Deckert sprachen zu den damals bewegenden Zeitfragen, zu denen auch der " Kampf gegen die Auswüchse der Außenreklame" und Probleme bei der Erhaltung alter Strohdächer gehörten. Allgemeine Ablehnung fand die " Seuche der Omnibusfahrten", durch die das Schulwandern verdrängt werde. In der Staatlichen Oberschule an der Lotter Straße, dem späteren Sitz des EMA-Gymnasiums, wurde eine Ausstellung zur Erschließung des Emslandes, " jener Provinz aus Heide und Moor", eröffnet. Auf dem Markt spielten Jugendgruppen Hoffmanns thals " Jedermann". Auf dem Domhof war an allen Tagen Volksfest mit Karussells und Kirmesbuden.

Der NHB richtet den jährlichen Niedersachsentag nach wie vor aus. Die mittlerweile 94. Auflage fand im Mai in Rinteln statt. Traditionell bekommt die Landesregierung dabei eine " Rote Mappe" mit kritischen Fragen und Anregungen zu Heimat- und Kulturpflege, Naturschutz, Denkmalpflege, Erhalt des Plattdeutschen und ähnlichen Themen überreicht.

Etwas verwirrend ist der Umstand, dass zusätzlich seit 1981 jährlich ein " Tag der Niedersachsen" über die Bühne geht. Veranstalter ist das niedersächsische Innenministerium im Verein mit der ausrichtenden Stadt.
Bildtexte:
Die Entwicklung des Automobils war eine der viel bestaunten Nummern im Festumzug zum Niedersachsentag. Hier passiert ein 1902 bei Karmann gebauter " Adler" den Platz vor dem Heger Tor.
Etwas kahl präsentiert sich heute der Straßenraum vor dem Heger Tor. Viele Bäume mussten der Verkehrsentwicklung und zuletzt der Mauerwerkssanierung weichen.
Foto:
Hugo Mittelberg, Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks
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