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1.
Erscheinungsdatum:
27.06.2013
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Waldbesitzer wirtschaften für ihre Nachfahren
Gut für die Klimabilanz – schlecht für die Industrie
Zwischenüberschrift:
Vor 300 Jahren prägte Hans Carl von Carlowitz den Begriff Nachhaltigkeit und legte den Grundstein für die Forstwirtschaft
Guttenberg: In Deutschland wachsen zu viele Laubbäume, die für die Holzwirtschaft nicht nutzbar sind
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Schon
vor
300
Jahren
erkannten
Waldbesitzer,
dass
nachhaltige
Waldwirtschaft
ihnen
die
Zukunft
sichert.
Das
hat
sich
bis
heute
nicht
geändert.
Georg
Schirmbeck,
Präsident
des
Deutschen
Forstwirtschaftsrates
(DFWR)
,
läuft
durch
seinen
Wald
in
Hasbergen
und
zeigt
auf
eine
Fläche
mit
Nadelhölzern.
"
Die
habe
ich
vor
gut
20
Jahren
gepflanzt.
Erst
meine
Enkel
werden
davon
etwas
ernten
können.
Das
ist
echte
Nachhaltigkeit"
,
sagt
er.
Den
Begriff
Nachhaltigkeit
prägte
1713
Hans
Carl
von
Carlowitz,
Oberberghauptmann
aus
Freiberg.
Holz
war
damals
der
wichtigste
Rohstoff
für
die
Menschen.
Er
wurde
zum
Bauen,
Kochen
und
Heizen
verwendet,
aber
auch
für
den
Schiffs-
und
Bergbau.
Dafür
rodete
man
großflächig
Wälder
in
ganz
Deutschland.
"
Hier
auf
dem
Hüggelberg
waren
damals
keine
Bäume
mehr"
,
erzählt
Schirmbeck.
In
seinem
Privatwald
sind
die
Bäume
im
Schnitt
80
bis
100
Jahre
alt.
"
Sehr
jung
für
einen
Wald"
,
sagt
er.
Die
Konsequenz
war,
dass
Holz
zur
Mangelware
wurde.
Carlowitz
erkannte
das
Problem.
Er
sah,
dass
man
nur
so
viel
Holz
schlagen
durfte,
wie
durch
planmäßiges
Wirtschaften
auch
nachwachsen
konnte.
"
Eine
der
wichtigsten
Ursachen
für
den
gegenwärtigen
Holzmangel
ist,
dass
man
bei
diesem
großen
Holzverbrauch
nicht
Sorge
getragen
hat,
wie
die
noch
vorhandenen
Wälder
durch
Pflanzen
und
Säen
erhalten
werden
können"
,
schrieb
er
damals
in
seinem
Werk
Sylvicultura
Oeconomica.
Und
damit
legte
Carlowitz
den
Grundstein
für
die
deutsche
Forstwirtschaft.
Der
heute
so
inflationär
benutzte
Begriff
Nachhaltigkeit
ist
also
gar
nicht
so
neu.
Aber
wie
sieht
es
heute,
300
Jahre
später,
eigentlich
im
Wald
aus?
Wurde
dem
deutschen
Forst
in
den
Siebziger-
und
Achtzigerjahren
noch
ein
Waldsterben
prophezeit,
steht
es
gut
30
Jahre
später
schon
wieder
besser
um
ihn.
In
den
vergangenen
vier
Jahrzehnten
hat
die
Waldfläche
in
Deutschland
wieder
zugenommen.
"
In
Qualität
und
Quantität
wächst
der
deutsche
Wald
und
wird
auch
artenreicher"
,
sagt
Schirmbeck.
Diplom-
Forstwirt
László
Maráz
von
der
Koordination
AG
Wald
sieht
das
ein
wenig
anders:
"
Förster
und
Waldbesitzer
müssen
ihre
Wälder
vor
Übernutzung
bewahren,
doch
derzeit
wird
eher
daran
gearbeitet,
noch
möglichst
viele
Rohstoffe
aus
dem
Wald
zu
holen.
Dabei
wird
auch
viel
Kleinholz
weggeschafft,
das
dem
Boden
Nährstoffe
gibt."
Die
Folge:
Käfer,
Pilze
und
andere
Lebewesen,
die
den
Waldboden
bevölkern,
gibt
es
kaum
noch,
weil
sie
keine
Nahrung
finden.
Dadurch
nimmt
die
biologische
Vielfalt
in
den
Wäldern
ab.
Auch
die
Aufforstung
mit
Monokulturen
sei
nicht
ganz
im
Sinne
der
Nachhaltigkeit.
So
machen
rund
ein
Viertel
des
Waldes
inzwischen
die
Fichten
aus.
Sie
sind
nicht
sehr
widerstandsfähig,
und
Schädlinge
mögen
das
Gehölz.
Ein
ganzer
Baumbestand
kann
so
schnell
vernichtet
werden.
"
Die
Borkenkäfer
sind
ja
nicht
schuld,
sie
sind
die
Folge
der
Monokulturen"
,
sagt
László.
Um
dieses
Problem
zu
umgehen,
müssten
mehr
Mischwälder
gepflanzt
werden.
Sie
sind
auch
widerstandsfähiger
gegen
Umwelteinwirkungen.
"
Die
Natur
ist
sehr
anpassungsfähig.
Aber
Klimaexzesse
machen
auch
den
Bäumen
zu
schaffen.
Ein
Problem
ist
es,
wenn
die
Bäume
früh
austreiben
und
es
dann
noch
mal
friert"
,
sagt
Schirmbeck.
Raubbau
am
Wald
Die
Forstwirtschaft
hat
in
den
vergangenen
Jahren
viel
geleistet,
damit
es
dem
deutschen
Wald
besser
geht,
"
aber
auch
Begehrlichkeiten
geweckt"
,
sagt
Maráz.
Denn
Holz
ist
noch
ein
vergleichsweise
günstiger
Rohstoff.
Seit
den
stetig
steigenden
Energiepreisen
haben
sich
viele
Verbraucher
einen
Ofen
angeschafft,
um
zu
heizen.
"
50
Prozent
der
Ernte
werden
als
Brennholz
verheizt.
Ich
verstehe
ehrlich
gesagt
nicht,
warum
Holz
noch
so
billig
ist"
,
erzählt
der
Diplom-
Forstwirt.
Darin
sieht
Maráz
ein
Problem.
Die
Gesellschaft
müsse
umdenken
und
mehr
Bereitschaft
zeigen,
ihre
Bedürfnisse
an
die
Leistungsfähigkeit
des
Waldes
anzupassen.
Auch
in
der
Region
Weser-
Ems
ist
die
Nachfrage
nach
Brennholz
"
sehr
hoch"
,
sagen
Ludwig
Hackelberg
und
Uwe
Wessel
Ludwig
vom
Forstamt
Weser-
Ems.
Sie
beraten
und
betreuen
als
Förster
Privatwaldbesitzer
wie
Georg
Schirmbeck
und
achten
drauf,
dass
die
Besitzer
keinen
Raubbau
an
ihrem
Forst
betreiben.
"
Natürlich
könnten
wir
hier
in
der
Region
auch
mehr
einschlagen,
aber
wir
achten
darauf,
dass
nicht
mehr
abgeholzt
wird,
als
nachwachsen
kann"
,
sagen
sie.
Auch
das
Problem
mit
den
Monokulturen
ist
den
beiden
bekannt.
"
Hier
in
unserer
Region
achten
wir
darauf,
dass
keine
Monokulturen
entstehen,
aber
wir
können
nur
beraten.
Die
Entscheidung
liegt
bei
den
Privatwaldbesitzern."
In
Niedersachsen
sind
rund
60
Prozent
des
Waldes
in
privater
Hand.
Aber
natürlich
liegt
es
im
Interesse
der
Waldbesitzer,
nachhaltig
zu
wirtschaften.
"
Man
muss
auch
Spaß
an
der
Forstwirtschaft
haben"
,
sagt
Schirmbeck.
"
Das
ist
mein
Lieblingsbaum,
eine
Kirsche,
davon
habe
ich
5000
neue
gepflanzt."
Nachhaltigkeit
ist
heute
für
viele
Waldbesitzer
eine
Selbstverständlichkeit.
Aber
auch
die
Gesellschaft
kann
nachhaltig
etwas
für
den
Wald
tun.
"
Sie
muss
ihren
Energie-
und
Papierverbrauch
drastisch
reduzieren,
sonst
ist
die
Übernutzung
vorprogrammiert,
und
wir
kommen
in
eine
Situation,
in
der
auch
Herr
von
Carlowitz
sich
genötigt
sah,
das
Konzept
der
Nachhaltigkeit
weiterzuentwickeln"
,
sagt
Forstwirt
Maráz.
Bildtexte:
Noch
vor
gut
30
Jahren
prophezeite
man
dem
Wald
eine
düstere
Zukunft.
Heute
geht
es
ihm
besser,
und
seine
Fläche
wächst.
Borkenkäfer
(von
oben,
rechts)
sind
für
viele
Waldbesitzer
ein
Schrecken,
denn
sie
können
ganze
Bestände
zerstören.
Ein
Rothirsch
(Mitte)
zeigt
sich
auf
einer
Lichtung
im
Wald.
Georg
Schirmbeck
(unten)
in
seinem
Waldgebiet
am
Hüggel
in
Hasbergen.
Fotos:
Picture
Alliance
und
Uwe
Lewandowski
Förster
Du
hast
bestimmt
schon
mal
einen
Spaziergang
durch
den
Wald
gemacht.
Vielleicht
ist
Dir
da
auch
ein
Förster
begegnet.
Sie
tragen
meist
eine
Uniform
und
haben
einen
Hund
dabei.
Der
Wald
ist
der
Arbeitsplatz
des
Försters.
Er
pflegt
und
schützt
ihn.
Er
kümmert
sich
um
die
Holzernte,
baut
Waldwege
und
stellt
Futterkrippen
auf.
Wenn
einige
Tiere
sich
zu
stark
vermehren,
dann
muss
er
sie
auch
mal
jagen.
Ein
Förster
sorgt
also
dafür,
dass
es
dem
Wald
und
seinen
Bewohnern
gut
geht.
Vor
rund
300
Jahren
hießen
Förster
noch
Waldhüter.
Sie
waren
eine
Art
Waldpolizei
und
sollten
zum
Beispiel
aufpassen,
dass
niemand
Holz
stahl.
Oder
sie
mussten
den
Wald
der
reichen
Adligen
und
die
Tiere,
die
darin
lebten,
vor
Dieben
und
Wilderern
schützen.
Es
gab
auch
noch
das
jagdliche
Personal.
Das
kümmerte
sich
um
die
Jagd
an
den
Adelshöfen
und
lernte
im
Laufe
der
Jahrhunderte
immer
mehr
über
den
Wald.
Irgendwann
taten
sich
die
Waldhüter
und
das
jagdliche
Personal
dann
zusammen.
Sie
nannten
sich
"
holzgerechte
Jäger"
und
waren
die
Vorgänger
der
heutigen
Förster.
München/
Berlin.
In
deutschen
Wäldern
wachsen
nach
Ansicht
des
Präsidenten
der
Arbeitsgemeinschaft
Deutscher
Waldbesitzerverbände,
Philipp
Freiherr
zu
Guttenberg,
zu
viele
Laubbäume.
Gut
70
Prozent
der
jungen
Bäume
seien
Laubhölzer,
sagte
Guttenberg.
Das
sei
ein
"
Riesenproblem"
.
Das
Holz
der
Laubbäume
eigne
sich
für
viele
Zwecke
nicht.
Vor
allem
tauge
es
nicht
zum
Bauen,
wo
Holz
immer
stärker
gefragt
ist.
Der
Umbau
reiner
Nadelwälder
in
Mischwälder
sei
zwar
richtig,
die
Entwicklung
gehe
aber
nun
über
das
Ziel
hinaus.
"
Die
Holzverwertung
ist
zu
über
90
Prozent
auf
Nadelholz
ausgerichtet"
,
sagte
Guttenberg.
"
Um
die
Bedürfnisse
der
Gesellschaft
zu
befriedigen,
brauchen
wir
mehr
Nadelholz."
Es
dürfe
auch
keine
prozentuale
Festlegung
für
den
Anteil
von
Laub-
und
Nadelhölzern
geben.
"
Das
muss
sich
am
Standort
orientieren."
Der
Umbau
in
Mischwald
soll
den
Wald
für
den
Klimawandel
widerstandsfähiger
machen.
Weil
früher
Nadelbäume
Vorrang
hatten,
müssen
nun
Laubbäume
nachwachsen.
"
Ein
Laubholzüberhang,
so
wie
er
sich
momentan
abzeichnet,
geht
voll
an
den
Bedürfnissen
der
Gesellschaft
vorbei.
Wir
brauchen
hier
eine
ausgewogene
Politik"
,
verlangte
Guttenberg,
dessen
Familie
zu
den
traditionellen
Waldbesitzern
in
Deutschland
zählt.
Schließlich
solle
Holz
als
nachwachsender
Rohstoff
in
Zeiten
der
Energiewende
und
des
Klimaschutzes
noch
stärker
genutzt
werden.
Holz
von
Laubbäumen
eigene
sich
zwar
zum
Heizen
oder
für
Möbel,
aber:
"
Man
kann
daraus
keinen
Dachstuhl
machen.
Für
den
klassischen
Holzbau
ist
es
aus
physikalischen
Gründen
ungeeignet."
Auch
die
Forderung
nach
Wäldern
aus
rein
einheimischen
Bäumen
sei
ein
"
wissenschaftlicher
Wahnsinn"
.
Douglasie,
Küstentanne
oder
Roteiche
seien
seit
hundert
Jahren
hierzulande
heimisch
und
wiesen
in
vielen
Bereichen
eine
höhere
Toleranz
für
die
sich
ändernden
Klimabedingungen
auf.
Da
niemand
wisse,
wie
das
Klima
in
hundert
Jahren
aussehe,
die
Waldbesitzer
aber
schon
für
diese
Zeit
planen
müssten,
sei
größtmögliche
Vielfalt
der
Bäume
die
richtige
Strategie.
Holz
aus
heimischer
Produktion
könne
zugleich
Tropenholz
weit
stärker
ersetzen
als
bisher.
"
Wir
haben
dafür
fantastische
heimische
Baumarten."
Lärche,
Tanne,
Akazie,
aber
auch
die
Douglasie
und
viele
andere
könnten
es
mit
ihren
Holzeigenschaften
und
neuen
Veredlungsmethoden
leicht
mit
dem
Holz
aus
den
Tropen
aufnehmen.
Dennoch
würden
jährlich
zwei
Millionen
Kubikmeter
Tropenholz
importiert.
In
anderen
Ländern
seien
die
Produktionsvorgaben
aber
meist
nicht
so
streng
wie
in
Deutschland.
"
Man
kann
davon
ausgehen,
dass
fünf
bis
sieben
Prozent
sogar
illegales
Holz
sind
–
und
beim
Rest
stellt
sich
die
Frage
nach
der
nachhaltigen
Produktion."
Der
jüngere
Bruder
von
Ex-
Verteidigungsminister
Karl-
Theodor
zu
Guttenberg
(CSU)
ist
seit
gut
drei
Jahren
Präsident
der
Waldeigentümer.
Er
spricht
damit
für
die
rund
zwei
Millionen
Waldbesitzer
in
Deutschland,
die
einen
Privatwald
bewirtschaften.
Bildtext:
Die
Nachfrage
nach
Holz
steigt:
Viele
Bäume
sind
als
Baumaterial
aber
offenbar
ungeeignet.
Foto:
dpa
Autor:
Kathrin Pohlmann, dpa