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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Spaß, Chaos, Eierwürfe: 40 Jahre Ferienpass
 
Gewinnspiel Ferienpass
Zwischenüberschrift:
Drei Viertel aller Osnabrücker Familien nutzen das Sommerangebot der Stadt – Rückblick auf eine Erfolgsgeschichte
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Verträumt und etwas desinteressiert schaut die kleine Annette Bentner auf dem Zeitungsfoto von 1982 in die Ferne. Damals war sie acht Jahre alt und bei der Ferienpass-Aktion " Gesundes Frühstück" im Osnabrücker Haus der Jugend. " Ich war ein Ferienpass-Junkie", gesteht die 39-jährige Mutter von vier Kindern heute. Ihre Leidenschaft trägt sie weiter. Ihr siebenjähriger Sohn nimmt im 40. Jubiläumsjahr des Ferienpasses schon zum zweiten Mal an den vielen Angeboten teil.

Auch Gert Böhlau schaut auf ein altes Schwarz-Weiß-Foto. Es zeigt ihn in einer Lederhose mit kurzen Beinen, seine Brust ist durch sein offenes Hemd entblößt. Er sieht gut gelaunt aus. Das lag aber nicht an den beiden Frauen, mit denen er auf dem Bild spricht, sondern an dem Spaß, den er hatte. Der heute 65-jährige Rentner organisierte von 1974 bis 1977 den Ferienpass in Osnabrück. Er sagt sogar: " Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte es den Ferienpass hier nicht gegeben."

" Böhlau hat den Ferienpass organisiert", sagt Fred Werner Riederich, der 1974 der erste Ferienpass-Koordinator war. 26 Jahre lang war er im Dienst der Stadt. Vor zwölf Jahren hat sich der heute 68-Jährige dann verabschiedet. Der Auftrag für den ersten Ferienpass sei vom damaligen Dezernenten des Jugendamts gekommen, sagt Riederich. Der hat auch Geld bewilligt. " Nicht viel", meint er augenzwinkernd. Das erste Programm habe auf ein kleines Blatt Papier gepasst. Der " Badespaß" gehört aber von Anfang an dazu. Damit hatten die Osnabrücker Kinder und Jugendlichen während der Sommerferien freien Eintritt in das Moskaubad und das Freibad an der Wellmannsbrücke.

Riederich glaubt, der erste Ferienpass habe eine Mark gekostet. 30 000 Kinder hätten an den Aktionen teilgenommen. Bei dieser Rechnung ist aber zu berücksichtigen, dass mehrere Kinder zu mehreren Veranstaltungen gegangen sind. " Wir sind damals überrannt worden", sagt Riederich. Böhlau berichtet, dass er mit Studenten der Katholischen Fachhochschule (KFH) durch Osnabrück gezogen sei. In den Stadtteilen hätten sie zwei Wochen lang Tapeziertische aufgebaut und die Ferienpässe verkauft. " Eine Gruppe von Eltern ist durch Osnabrück gezogen und hat ihre Kinder frühzeitig für die Fahrten angemeldet", erzählt Roderich. Er fügt an, dass der Bedarf so groß war, dass nicht genügend Busse für die Fahrten zur Verfügung standen. " Es war ein Chaos", sagt er und lacht.

Neben den Fahrten waren vor allem Kreativangebote bei den Kindern und Jugendlichen beliebt. Roderich hebt die Töpferkurse mit " Frau Switala" im Haus der Jugend hervor und die Aktion " Mit dem Förster durchs Revier", die auch heute noch Kinder durch den Wald am Gut Leye in Atter führt. " Damals sind wir mit Hörnerklang vom Gutsherrn Clemens Ostman von der Leye empfangen worden", erinnert sich Roderich schmunzelnd.

" Richtigen Spaß entwickelten die Kinder bei den Kreativangeboten, wo ihre Fantasie gefragt war", sagt Organisator Böhlau. Er erinnert sich noch gut an das Schrottorchester. Im Haus der Jugend bastelten Kinder aus Müll Musikinstrumente und zogen anschließend lärmend durch die Altstadt zum Rathaus. Auch die Modenschau bei der " Juniorfete" förderte die Kreativität der Kinder: Sie schneiderten sich schicke Klamotten aus alten Zeitungen.

Eines dieser Kreativangebote war Drachenbau im Haus der Jugend. Daran hat Annette Bentner teilgenommen. Lebhaft in Erinnerung ist ihr aber das " Gesunde Frühstück". " Das muss meine Mutter für mich ausgesucht haben", sagt sie und lacht herzlich. Mit ihrer drei Jahre älteren Schwester sei sie früher mit dem Bus oder mit dem Fahrrad ins Haus der Jugend gefahren, wo sie die Angebote besucht hätten, die sie vorher mit ihrer Mutter ausgewählt hätten. In dem Ferienpass-Zentrum sei sie mal auf der Toilette eingeschlossen und erst eine halbe Stunde später von der Putzfrau entdeckt worden, erzählt die Kinder-Therapeutin. Doch dies sei die einzige negative Erfahrung gewesen.

Toll seien die Kurse im Judo oder im Tennis gewesen, das Töpfern, die vielen kostenlosen Badbesuche und die Besichtigung von Cola Heydt. Anschließend hätten die Kinder einen Film über die Geschichte der braunen Brause gesehen. " Der war total langweilig", sagt Annette Bentner. Auf den Tischen hätten aber unheimlich viele Cola-Flaschen gestanden. Die Kinder durften so viel davon trinken, wie sie wollten. " Das hätte meine Mutter bestimmt nicht gut gefunden." Den Ferienpass habe sie auch noch als 19-Jährige benutzt, sagt sie.

In der Frühzeit des Ferienpasses entwickelten Studenten der KFH das Programm. " Der Ferienpass stand dort im Vorlesungsverzeichnis", sagt Böhlau. Heute würden neue Angebote wie zum Beispiel die " Kinderstadt" mit anderen Ferienpass-Städten ausgetauscht, berichtet Hans-Georg Weisleder, der 1986 im Haus der Jugend als Mitarbeiter angefangen hat und seit 1993 als Stadtjugendpfleger inhaltlich und finanziell für den Ferienpass verantwortlich ist. Vom 13. bis 15. November treffen sich die Ferienpass-Städte aus Deutschland, der Schweiz und Österreich in Osnabrück, um sich über die Aktionen für 2014 auszutauschen.

Obwohl immer wieder neue Veranstaltungen im Ferienpass-Programm auftauchten, seien doch Klassiker wie " Mit dem Förster durchs Revier", Kino, Kreativangebote oder Aktionen in der Natur nach wie vor sehr beliebt bei den Kindern und Jugendlichen. " Das Geheimnis des Ferienpasses liegt darin, das Bedürfnis zu befriedigen, in den Ferien etwas erleben zu wollen", glaubt Weisleder. Der Ferienpass sei ohne Beispiel, sagt er. Seit etwa acht Jahren steige der Bedarf zunehmend. Drei Viertel aller Osnabrücker Familien nutzen den Ferienpass, so Weisleder. " Der Ferienpass ist Tradition geworden", sagt Weisleder.

Auch in diesem Jahr deute sich ein " Riesenbedarf" an, sagt Weisleder. In den 1990er-Jahren habe es jedoch eine Krise gegeben. Damals musste neben dem Preis für den Ferienpass zusätzlich eine Mark bei vielen Angeboten bezahlt werden. Außerdem sei das Anmeldeverfahren kompliziert gewesen, so Weisleder. " Das haben wir schnell geändert." Seitdem schreibe der Ferienpass wieder Erfolgsgeschichten.

Eine ganz persönliche Erfolgsgeschichte erlebte übrigens Gert Böhlau durch den Ferienpass. Seine spätere Frau Lisa fragte ihn 1975 nach einer Praktikumsstelle. Die damalige Sozialpädagogik-Studentin bekam sie. Gert Böhlau sah damals, dass seine Zukünftige kräftig anpacken konnte, denn die Arbeit war schwer.

Er berichtet von einem Studenten, der einen Lkw-Führerschein besaß und an einem heißen Sommertag im Jahr 1976 um 5.30 Uhr mit einem Laster Spielzeug aus dem Haus der Jugend holte und in den Schlossgarten brachte. Dort wurden bis zu 600 Kinder beim " Schlossgartenzauber" bespaßt. Fred Werner Roderich erinnert sich lachend, dass die Kinder damals so viel Spaß hatten, dass sie nach dem " Eierlaufen" ihre Eltern mit den Eiern bewarfen, die anschließend mit Eigelb beschmiert waren. " Und niemand hat geschimpft", sagt er und das Erstaunen darüber schwingt immer noch mit.

1976 war auch Ulrich Terfehr als Betreuer beim " Schlossgartenzauber" mit dabei. " Da ist mir eine Hose auf dem Hüpfkissen geplatzt", erzählt er. Das zerrissene Beinkleid und die Hitze sind Terfehr noch sehr präsent. In jenem Jahr sang Rudi Carrell das Lied " Wann wird′s mal wieder richtig Sommer?". Schon um Ostern herum herrschte Tropenhitze in Osnabrück. Terfehr erinnert sich, dass er in diesem Sommer ein Zeltlager am Stadtrand Osnabrücks betreut hat. Die Feuerwehr fuhr mit einem Löschzug in den Wald und befüllte einen Tank mit Wasser. Auf Wunsch der Kinder produzierten die Feuerwehrleute mit dem Schlauch eine Fontäne, unter der sich die Mädchen und Jungen abkühlen konnten. " Die Kinder hatten großen Spaß", sagt Terfehr rückblickend.

Obwohl die Arbeit bei den Ferienpass-Aktionen anstrengend gewesen sei Böhlau spricht von einer 80- bis 90-Stunden-Woche –, sei sie auch schön gewesen. " Die Zeit war intensiv, aber sie war einfach super."
Bildtexte:
Wasserspiele standen auch früher schon hoch im Kurs bei den Kindern. Mit dem Ferienpass hatten sie freien Eintritt in Osnabrücker Bäder. Auf diesem Bild musste ein Gartenschlauch für eine Abkühlung reichen.
Das Schrottorchester zog lärmend durch die Altstadt. Die Musikinstrumente hatten die Kinder im Haus der Jugend aus Müll gebastelt.
Annette Bentner mit einem alten Zeitungsartikel, dessen Bild sie als achtjährige Teilnehmerin einer Ferienpass-Aktion zeigt. Selbst mit 19 Jahren nahm sie die Angebote noch wahr.
1974 arbeitete Gert Böhlau. Er gehört zu den Ferienpass-Machern der ersten Stunde.
2013 blickt der Rentner freudig zurück. Dem Ferienpass verdankt er sogar seine Ehe.
Tauziehen war beliebt in den Siebzigerjahren.
Spaß mit Fingerfarbe.
Modenschau für Kleine.
Beim " Schlossgartenzauber" ging es rund. Die Ferienpass-Macher der ersten Stunde erinnern sich an einen besonders heißen Tag im Sommer 1976, bei dem die Spielsachen mit einem Lastwagen aus dem Haus der Jugend geholt wurden.
Fotos:
Archiv, privat, Wübker

Für Osnabrücker sollte nicht schwer festzustellen sein, wo dieses Foto im Jahr 1982 aufgenommen wurde. Um einen von fünf Einkaufsgutscheinen in Höhe von 50 Euro in einem Warenhaus der freien Wahl zu gewinnen, müssen Teilnehmer des Gewinnspiels aber wissen, an welcher Ferienpass-Aktion diese Kinder teilgenommen haben. Kleiner Tipp: Das Lösungswort beschreibt eine Veranstaltung für Schnäppchenjäger und Liebhaber von gebrauchten Gegenständen. Sie können per Telefon oder per SMS teilnehmen: Rufen Sie uns unter der Nummer 01 37/ 8 08 40 03 86 (0, 50 Euro/ Anruf aus dem Festnetz der Deutschen Telekom) an und hinterlassen Sie Name, Adresse, Telefonnummer und das Lösungswort. Oder senden Sie uns eine SMS mit der Kennung " mobil win" plus kleingeschriebenem Lösungswort an die Kurzwahlnummer 5 20 20 (0, 49 Euro/ SMS inkl. 0, 12 Euro VF-D2-Anteil). Dahinter fügen Sie ein Leerzeichen und Ihre Anschrift ein (Beispiel: mobil win lösungswort max mustermann musterstraße musterstadt). Teilnahmeschluss ist am Mittwoch, 26. Juni, um 12 Uhr. Die Gewinner werden bei der Ferienpass-Eröffnung am 27. Juni auf dem Marktplatz bekannt gegeben. Mitarbeiter des Medienhauses und deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Foto:
NOZ-Archiv
Autor:
Thomas Wübker


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