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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Vom Kernkraftwerk zur grünen Wiese
 
"Uns bleibt eine relativ lange Vorbereitungszeit "
 
Was passiert, wenn′s doch mal knallt ?
 
Chronologie des Atomausstiegs
 
Selbst für die Klasse!-Seite schreiben
Zwischenüberschrift:
2022 soll das Kernkraftwerk Emsland vom Netz – doch ein einfacher Abriss ist nicht möglich
 
Welche Auswirkungen der Ausstieg aus der Atomkraft für die Stadt Lingen hat
 
Ein kleines Gedankenexperiment
Artikel:
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Originaltext:
Lingen. Ein Besuch im Kernkraftwerk Emsland. Pro Jahr werden hier rund elf Milliarden Kilowattstunden Strom eingespeist noch. Denn voraussichtlich Ende 2022 soll das Atomkraftwerk vom Netz gehen. " Hier wird wieder eine grüne Wiese entstehen", berichtet Olaf Wollny, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit von RWE am Standort Lingen. Doch was wird dann aus dem Kraftwerk?

Das Atomkraftwerk in Lingen soll einmal vollständig zurückgebaut werden. Doch ein Atomkraftwerk kann nicht wie ein altes Haus einfach abgerissen werden:

Erst mal müssen die Brennelemente fünf Jahre lang abkühlen, bevor sie aus dem Reaktorgebäude entfernt werden können. Erst dann kann nach erfolgter Genehmigung der Rückbau beginnen. Beim Rückbau eines Kernkraftwerks muss die Baumasse differenziert werden. Zum einen gibt es die Gebäude des Kraftwerks, die bei einem großen Kraftwerk aus etwa 156 500 Tonnen Bauschutt bestehen und die größtenteils nach Aufbereitung wiederverwertet werden können. Es muss aber genau nachgemessen werden, ob noch eine radioaktive Belastung besteht.

Dazu wird das Material in kleine Teile zerlegt, die dann in einer entsprechenden Messvorrichtung auf Strahlung untersucht werden. Für dieses gut erprobte Verfahren wird geschultes Personal eingesetzt. Zudem ist der Vorgang vom Strahlenschutz stets begleitet, sodass gesichert ist, dass für das Personal keine Gefährdung besteht. Als Abfall werden auch leicht und mittelstark radioaktive Metalle beim Rückbau anfallen, berichtet Jan Wichmann von Greenpeace Osnabrück. Diese Metalle werden nicht radioaktiven Metallen so lange zugemischt, bis die übrige Reststrahlung nicht mehr bedenklich ist. Dabei entsteht auch Abfall, der wiederum entsorgt werden muss. Laut einer Info-Broschüre von RWE müssen nach einem Rückbau etwa 600 Tonnen radioaktiver Müll endgelagert werden. Dann gibt es noch den maschinentechnischen Teil, aus dem insgesamt rund 3500 Tonnen Masse als radioaktiver Abfall in einem Endlager untergebracht werden müssen. " Die Menge ist nicht das Problem", sagt Wollny, " Das ist hoch radioaktiver Abfall, das ist das Problem."

Zurzeit wird der radioaktive Müll, der beim Betrieb des Atomkraftwerkes Emsland anfällt, in einem sogenannten Standortzwischenlager in Castoren eingelagert. Später kommen die verbrauchten Brennelemente in ein Endlager. " Wo dieses Endlager sein wird und wann es fertiggestellt wird, ist zurzeit nicht absehbar", berichtet Wollny.

Problematisch an dem Rückbau sei also vor allem die Endlagerung der nicht recyclingfähigen hoch radioaktiven Bestandteile. " Ein Endlager ist noch nicht gefunden, nach Atomgesetz muss bis 2030 aber eins gefunden sein", erklärt Jann Wichmann. Auch Greenpeace hat ein Gutachten zu der Lagerungsstätte Gorleben gefertigt, was ergab, dass sich im Boden Erdgase befinden. Wenn dies der Fall ist, kann es durch Ausdehnung bei Wärme zu Rissen im Endlager kommen, wie es auch in der Asse der Fall ist. Dann könnte Wasser in das Endlager gelangen: " Das wäre natürlich total problematisch." Greenpeace sieht in dem radioaktiven Müll zudem ein Generationenproblem. " Denn wie sagt man den Menschen, die in zig Jahren auf der Erde leben, dass dort hochgefährlicher Müll gelagert ist?", merkt Jan Wichmann an.
Bildtext:
Noch rauchen die Kühltürme in Lingen. Doch voraussichtlich 2022 soll das Kernkraftwerk vom Netz gehen.
Foto:
Pia Stoppe

Das Kernkraftwerk Emsland
Die Kraftwerksanlage in Lingen, die vom Energiekonzern RWE betrieben wird, besteht neben dem Gaskraftwerk Emsland aus zwei Atomkraftwerken. Das AKW Lingen ist jedoch seit 1977 stillgelegt und soll, wenn dies genehmigt wird, bald zurückgebaut werden. Noch in Betrieb ist das Kernkraftwerk Emsland, das als Nachfolger des stillgelegten AKW gebaut und 1988 fertiggestellt wurde. In der Anlage sind 350 Mitarbeiter der RWE Power AG beschäftigt sowie etwa 250 weitere Mitarbeiter von Partnerunternehmen.
Das Kühlwasser für den Reaktor wird aus der nahe gelegenen Ems bezogen, bei Niedrigwasser kann der Wassermangel mithilfe des Speicherbeckens Geeste ausgeglichen werden, welches sich zwölf Kilometer nördlich von Lingen befindet.
Das Kernkraftwerk Emsland arbeitet mit einem Druckwasserreaktor, welcher 193 Brennelemente enthält. In diesen findet die Spaltung von Uran-235-Atomkernen statt, wodurch dann Energie gewonnen wird. Im Zuge des Atomausstiegs soll das Kraftwerk jedoch 2022 vom Netz genommen werden.

Osnabrück. Wenn das Kernkraftwerk Emsland (KKE) abgeschaltet wird, betrifft das nicht nur den Energiekonzern RWE, sondern auch die Stadt Lingen. Wir haben uns bei Dieter Krone, Oberbürgermeister der Stadt Lingen, schlau gemacht.
Herr Krone, wenn das Kernkraftwerk Emsland abgeschaltet wird, kommt es dann zu einer erhöhten Arbeitslosenrate in Lingen?
Das Kernkraftwerk in Lingen gehört zu denen, die noch bis 2022 am Netz bleiben. Das bestätigt, dass das Kraftwerk vor Ort zu den modernsten in Deutschland zählt. Der RWE und der Stadt Lingen bleibt damit eine relativ lange " Vorbereitungszeit" von neun Jahren bis zum Ausstieg. In dieser Zeit gilt es nun, in erster Linie die Arbeitsplätze und Fachkräfte am Ort zu halten. Der Wirtschaftsstandort Lingen ist sehr breit aufgestellt. So betreibt RWE am Standort neben dem Kernkraftwerk auch zwei Gaskraftwerke. Die Entscheidung des Kabinetts zeigt, dass der Bau des Gas- und Dampfturbinenkraftwerkes richtig und zukunftsweisend war. Das Unternehmen ist und wird so auch weiterhin fest mit der Region verwurzelt bleiben, was die hohen Investitionen am Standort Lingen deutlich gemacht haben. Dennoch gilt es natürlich sicherzustellen, dass das Kraftwerk bis zum letzten Tag auf sicherheitstechnisch höchstem Niveau gefahren wird. Die Stadt Lingen steht in engem Kontakt mit dem Betreiber.
Was geschieht mit den ehemaligen Mitarbeitern?
RWE versucht einen möglichen Arbeitsplatzabbau sozialverträglich zu gestalten, zum Beispiel über Vorruhestandsregelungen, Abfindungen oder alternative Arbeitsplätze im Konzern. Dies wird bereits an anderen betroffenen Standorten erfolgreich praktiziert. Eine definitive Aussage lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt für das KKE aber noch nicht treffen.
Können Arbeitsplätze auch dadurch gesichert werden, dass Mitarbeiter in den Abbau des Kraftwerkes eingebunden werden?
Nach ersten Einschätzungen vonseiten des Kraftwerkes erfolgt nach der Abschaltung eine fünfjährige Nachbetriebsphase. Nach Möglichkeit soll das vorhandene Personal weiterbeschäftigt werden. Der Abbau einer kerntechnischen Anlage erfordert jedoch besonderes Know-how. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich nicht absehen, welche Mitarbeiter für welche Tätigkeiten beim Abbau der Anlage infrage kommen.
Dürfen wir fragen, wie sich die Gewerbesteuereinnahmen für Lingen verändern werden?
Nein, die Gewerbesteuer unterliegt dem Steuergeheimnis.
Bildtext:
Dieter Krone, Oberbürgermeiter der Stadt Lingen

Fürstenau. Ich wohne circa 31 Kilometer vom Kernkraftwerk in Lingen entfernt. Damit liege ich in der sogenannten " Fernzone". Das Kernkraftwerk nehme ich eigentlich nur wegen der Kondensationsfahne des Wasserturms wahr ansonsten scheint es weit weg zu sein!
Aber was würde eigentlich genau passieren, wenn es im Kernkraftwerk Emsland trotz aller Warnsysteme und Schutzmaßnahmen zu einem " radioaktiven Zwischenfall" (so die verharmlosende Bezeichnung) käme?
Angenommen, dass durch die mehrere Meter dicken Betonwände des KKW doch Strahlung austreten würde? Oder ein Kampfflieger rast wegen Radarproblemen unentdeckt auf den Reaktor zu, weil eine Nebelmaschine, die eigentlich zur Verhüllung des KKW im Falle eines Luftanschlages gedacht war, noch im Genehmigungsverfahren steckt …?
Einige Antworten auf solche Fragen sind in einer Notfallbroschüre aufgelistet, die von einer beim Landkreis Emsland angesiedelten Arbeitsgruppe erstellt wurde. Für alle angrenzenden Landkreise wurde zudem ein sogenannter " Anschlussplan" erarbeitet, der auf lokale Besonderheiten eingeht.
Über den Austritt von radioaktiven Stoffen unterrichtet würde man demnach durch Lautsprecherwagen, Sirenen und Medien wie Radio oder Fernsehen. Die Broschüre rät uns, alle Nachbarn zu informieren und sich dann am besten in den Keller zu begeben, weil man dort der Strahlung nicht unmittelbar ausgesetzt ist. Alternativ wird geraten, in einem geschlossenen Raum ohne Lüftung zu bleiben und die Abschirmung des Hauses zu nutzen.
Obst und Gemüse sollte man zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ernten, sondern sich mit Lebensmitteln aus dem Haus ausstatten. Das Wasser aus der Leitung dürfte man allerdings unbesorgt trinken, da die Wasserwerke überwacht würden. Wichtig sei zudem für Personen unter 45 Jahren die Versorgung mit Jodtabletten, die nach Aufforderung in den Wahllokalen ausgeteilt würden.
Möglichst schnell erfolge dann die planmäßige Evakuierung, allerdings nur, " wenn Menschen ein gefährdetes Gebiet rasch und organisiert verlassen müssen".
Für die Entscheidung, ob eine Evakuierung stattfinden muss, ist die Katastro phenschutzbehörde zuständig, die eine geordnete Evakuierung für den Bereich um das Kernkraftwerk vorbereitet. Man könne dann das gefährdete Gelände mit dem Auto verlassen oder von ausgewiesenen Sam melstellen mit Bussen und eventuell Zügen abgeholt werden.
Laut einem Sprecher des Osnabrücker Landkreises, der für den Katastrophenschutz zuständig ist, ist eine Evakuierung allerdings nur für den Abstand von zehn Kilometern vom Kernkraftwerk Lingen entfernt vorgeplant. Für mich würde das heißen, dass ich kurzfristig mithilfe von Medien über eine Evakuierung informiert werden würde.
Falls man nicht (mehr) in der Lage sein sollte, zu einem Sammelplatz zu kommen, soll man " mit einem weißen Tuch oder Bettlaken aus einem Fenster hängend, möglichst zur Straßenseite", auf sich aufmerksam machen und werde dann von Helfern des Katastrophenschutzes abgeholt.
Auch für Kinder, die vielleicht gerade noch im Kindergarten oder in der Schule sind, ist gesorgt. Denn sie würden zusammen mit ihren Lehrern und Erziehern evakuiert und im Sammellager wieder mit ihren Familien zusammengeführt.
Und was tun, wenn man der Strahlung ausgesetzt wurde? " Personen aus solchen Gebieten sollten zu einer Notfallstation kommen. Dort kann eine Kontamination mit radioaktiven Stoffen festgestellt, abgeschätzt und von ausgebildeten Helfern des Katastrophenschutzes beseitigt werden."
Es könnte beruhigend sein zu wissen, dass die zuständigen Stellen sich auf den Fall X eingestellt haben und dass das KKW Emsland eines der modernsten Deutschlands ist. Dennoch kann ich die Bilder aus Fukushima von Chaos, Vertuschung und persönlichem Leid nicht aus dem Kopf bekommen
Foto:
imago

Osnabrück. Deutschland verabschiedet sich von der Atomkraft und das nicht zum ersten Mal. Wie kam es schließlich zum Ausstieg aus der Atomkraft und damit zur Energiewende? Ein kurzer Überblick:
2002 Die rot-grüne Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder verabschiedet 2002 ein erstes Gesetz zur Energiewende. Darin heißt es: 2021 soll das letzte Kernkraftwerk abgeschaltet werden.
2010 Mit dem Regierungswechsel ändert sich die Energiepolitik. Die schwarz-gelbe Regierung will die Atomkraftwerke um bis zu 14 Jahre länger laufen lassen. Am Jahrestag des Reaktorunfalls in Tschernobyl demonstrieren Tausende von Atomkraftgegnern vor Deutschlands ältestem Kernkraftwerk: Biblis, Block A.
2011 Dann ereignet sich die Atomkatastrophe von Fukushima. Schwarz-Gelb beschließt, die ältesten Kraftwerke sofort vom Netz zu nehmen. Der Atomausstieg soll jetzt bis 2022 vollzogen werden.
2012 Die Fotovoltaik-Vergütung wird gekürzt.

Osnabrück. Schüler, die Interesse am Schreiben und Recherchieren haben, können ihr Talent in der Jugendredaktion der Neuen OZ unter Beweis stellen. Etwa einmal im Monat kommen die Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren zu einer Konferenz zusammen, um aktuelle Themen für die Klasse!- Seite zu besprechen. Von der Redaktion erhalten sie dabei Tipps zur Recherche und zum Verfassen der Artikel. Kontakt bei Cornelia Achenbach per E-Mail: c.achenbach @ noz.de.
Autor:
Frederike Kalkmann, Leonie Alefs, Christoph Hehmann, Florian Fromme, Annika Brinkmann, coa


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