User Online: 2 | Timeout: 10:35Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Leserbriefe
Zwischenüberschrift:
Meinungsfreiheit deckt keine homophoben Aussagen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zur aktuellen Diskussion um den ehemaligen Güterbahnhof, unter anderem mit Bezug auf den Leserbrief von Heike Drosselmeier " Toleranz auch gegenüber der ' Lebensquelle'" (Ausgabe vom 29. Mai)..

" Heike Drosselmeier ist beizupflichten, wenn mehr Sachlichkeit in der emotional aufgeladenen Debatte um die ' Lebensquelle' eingefordert wird. Auch der Wunsch nach Toleranz, verstanden als Geltenlassen anderer Weltanschauungen, Religionen, Lebensentwürfe, Überzeugungen und Handlungsweisen, wird geteilt.

Energischer Widerspruch muss jedoch erfolgen, wenn Homophobie und andere Formen der Ausgrenzung und Stigmatisierung von Menschen mit Verweis auf eine christlich-religiöse Terminologie (Sünde, Gnade, Vergebung, Liebe Gottes . . .) legitimiert werden sollen. Die grundgesetzlich verbürgte Ausübung der Religions- und Meinungsfreiheit hebt auch mit Verweis auf die Bibel nicht die ebenfalls grundgesetzlich verbriefte Würde des Menschen sowie die freie Entfaltung der Persönlichkeit auf.

In Begrifflichkeiten einer religiös gedeuteten ' Homosexualität als Sünde' müssten nämlich die diese ' Sünde' praktizierenden Menschen im Rahmen einer Beichte ihre schuldhafte Verfehlung eingestehen, um dann Vergebung erwarten zu dürfen. Was diese Deutung mit Sachlichkeit und Toleranz zu tun hat, verschweigt Frau Drosselmeier.

Ich würde mir wünschen, wenn Herr Gervelmeyer sich künftig den Worten Günter Strunks in dem gleichen os1.tv-Interview widmen würde, wonach die ' Lebensquelle' den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Osnabrück mit dem Evangelium, der guten Nachricht von Gottes Liebe, dienen möchte. Gleichzeitig gehe ich davon aus, dass dieses Dienen nicht verstanden wird als Umdeutung von ' Homosexualität als Sünde', ansonsten würde es den Menschen der Friedensstadt sehr gut zu Gesicht stehen, auch künftig gegen diese Form der Ausgrenzung, Bevormundung und Intoleranz in den kritisch-konstruktiven Dialog zu gehen und homophobe Äußerungen nicht als Ausdruck von Religions- und Meinungsfreiheit zu tolerieren."

Frank Arens

Osnabrück

Lebendig und anregend

"[. . .] Eine Bezeichnung von Homosexualität als ' Sünde' kann ich nach meiner auf den Menschenrechten basierenden humanistischen Grundauffassung nicht vertreten und im Rahmen einer ' Religionsfreiheit' gutheißen.

Als Werte-und-Normen-Lehrerin am Gymnasium vermittle ich den Schülerinnen und Schülern eine tolerante Grundauffassung gegenüber religiösen und humanistischen Weltanschauungen. [. . .] Ich möchte keinen Verein dulden, der zur Diskriminierung einer Bevölkerungsgruppe beiträgt.

Jugendliche, die sich ihrer Homosexualität bewusst werden, haben es schwer genug, akzeptiert zu werden, wenn sie sich denn überhaupt trauen, sich zu ihrer Neigung zu bekennen, was schon für Erwachsene nicht einfach ist. Der von der Lebensquelle vermittelte Gedanke, ' in Sünde zu leben', stellt eine Schädigung der Entwicklung für die Betroffenen dar und ist krank machend. Das wird jeder Psychologe bestätigen.

Das Kulturzentrum Petersburg hat in den vergangenen Jahren etwas aufgebaut. Die dort entstandene Kulturvielfalt bietet sich in keinem anderen Osnabrücker Areal. Der Austausch ist lebendig und anregend. Hier wird eine Lebenskunst verwirklicht, bei der alternative Ideen zu konservativen Werthaltungen Freiraum haben. Dieser geistige Freiraum ist Basis jedes Kunstschaffens. Der Stadtrat Osnabrück sollte diese Kapazitäten erhalten und weiter fördern, indem er die Initiative Petersburg im Bebauungsplan entsprechend berücksichtigt!"

Hildegard Diekmann

Osnabrück

Nicht normal

" Wir sind tolerant, und in unserer Gesellschaft kann jeder nach seiner Façon selig werden, solange er andere nicht beeinträchtigt. Minderheiten genießen daher unseren Schutz. Das betrifft Homosexuelle ebenso wie die Freikirche ' Lebensquelle'.

Oder doch nicht? Offensichtlich sind einige Minderheiten gleicher als andere. Man sieht dies an dem fatalen Satz von Wowereit: ' Ich bin schwul, und das ist gut so'. Korrekt hätte er sagen sollen: ' Ich bin schwul, aber das geht keinen etwas an, und ich vergreife mich nicht an kleinen Jungs.'

Dass die Freikirche Homosexualität mit Sünde gleichsetzt, sollten wir tolerieren, solange die Kirche nicht zur Gewalt gegen Homosexuelle aufruft. Schließlich ist Homosexualität nicht normal, in dem Sinne, dass es nicht den Normalbürger, das heißt etwa 90 bis 95 Prozent der Bevölkerung, tangiert. Welche Gründe gibt es also tatsächlich, der Freikirche den Grundstückskauf am Güterbahnhof zu verbieten? In einer toleranten freien Gesellschaft ist schließlich Platz für allerlei Skurrilitäten. [. . .]"

Prof. Dr. Horst Behncke

Lotte

Scham für unsere Stadt

Zu den Artikeln " Proteste bei Gottesdienst am Bahnhof" und " Anhaltender Protest gegen Schwulenhass" (Ausgabe vom 3. Juni).

" Ich bin nicht autonom. Man mag mich sogar als eher konservativ bezeichnen kön nen. [. . .] Ich habe sechs Jahre lang mit Freude katholische Theologie hier in Osnabrück studiert, glaube an Gott und bezeichne mich durchaus als religiös. Zufällig bin ich zudem lesbisch. Zum einen war es mir daher ein persönliches Anliegen, an diesem Sonntag meine Stimme erheben zu können gegen eine Gruppierung, welche mich als Sünder bezeichnet, nur weil ich mir selber treu bin, meinem Herzen und Gewissen folge. Zum anderen wollte ich etwas unternehmen gegen die Scham, welche ich leider neuerdings für unsere Stadt empfinde. Die Stadt, in der ich zu Hause bin, gerade weil sie die Vielfalt hinsichtlich der Herkunft, Religion und auch Sexualität ihrer Einwohner toleriert, ja sogar wertschätzt.

Doch welchen Eindruck erweckt sie bei Menschen, die zum ersten Mal nach Osnabrück kommen, das Bahnhofsgebäude verlassen und empfangen werden von einer Menschenmenge, die ekstatisch und lauthals ' Jesus, Jesus, Jesus' skandiert?

Ich will mir nicht anmaßen zu sagen, dass man den Freikirchen keinen Raum geben darf, doch frage ich mich ernsthaft, ob dies der richtige Ort und Rahmen für ihre Veranstaltung war. [...]

In jedem Fall finde ich es sehr bedauerlich, dass der Autor des Artikels diese Protestaktion als autonome Randale Jugendlicher abtut, da der Widerstand gegen die Homophobie der Freikirchen eine Herzensangelegenheit zahlreicher, auch heterosexueller und erwachsener Osnabrücker und Osnabrückerinnen ist."

Isabell Wonschik

Osnabrück
Autor:
Frank Arens, Hildegard Diekmann, Prof. Dr. Horst Behncke, Isabell Wonschik


Anfang der Liste Ende der Liste