User Online: 1 | Timeout: 22:18Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Vom Eisen zum Kupfer
Zwischenüberschrift:
Die Schemmannstraße in der Weststadt erinnert an den langjährigen OKD-Direktor
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Als für die neuen Wohngebiete rund um die Illoshöhe neue Straßennamen gesucht wurden, griff man 1950 auf den Christlichen Gewerkschafter Ludwig Bredow (1882–1938) zurück und, vielleicht als Gegengewicht, auf den OKD-Direktor Emil Schemmann. Die Schemmannstraße führt auf den nicht mehr genutzten Osteingang des Sportparks Illoshöhe zu, jenen der Stadt zugewandten Eingang, der einmal Zielpunkt einer pompösen Aufmarschstrecke werden sollte. Die Vorkriegsplanungen blieben im Ansatz stecken, sodass sich die Schemmannstraße zu einer ruhigen Wohnstraße entwickeln konnte.
Emil Schemmann kam am 17. Februar 1841 in Schwelm als Sohn eines Rendanten zur Welt. Mit 16 Jahren hatte er die Gewerbeschule in Bochum abgeschlossen. Nach zwei praktischen Jahren als Schlosser und Kupferschmied besuchte er die Großherzoglich-Badische Polytechnische Schule in Karlsruhe, die Vorgängerin der TH. Zwei Semester reichten damals, um anschließend als Maschineningenieur sein Brot zu verdienen. 1862 bekam der 21-Jährige eine Anstellung auf der sechs Jahre zuvor gegründeten Georgsmarienhütte. Schemmann arbeitete sich rasch in die Eisenverhüttung ein. Mit Fritz Lürmann zusammen bildete er eine tatkräftige Doppelspitze in der Betriebsleitung, die das Werk aus einfachsten Anfängen auf der grünen Wiese aufbaute.
Nach sieben arbeitsreichen Jahren verließ er 1869 die Roheisenproduktion und wechselte zum Stahlwerk Osnabrück, das im Jahr zuvor in Betrieb gegangen war. Hier war seine Aufgabe, die Betriebsabläufe zu organisieren, um aus dem in Georgsmarienhütte gewonnenen Roheisen nach dem Bessemer-Verfahren Stahl herzustellen und daraus Produkte für den boomenden Eisenbahnbau zu gießen und zu schmieden.
Er tat dies mit Erfolg, was auch anderen Osnabrücker Industrieunternehmen nicht verborgen blieb. In der Drahtzieherei und Stiftfabrik Witte & Kämper, 1873 gegründet, lief das Geschäft nach den Aufschwungjahren in Folge des gewonnenen Kriegs 1870/ 71 um 1880 mehr schlecht als recht. Die Eigentümer suchten einen erfahrenen Betriebsdirektor, der mit neuen Ideen die Firma aus dem Tal herausführen sollte. Sie fanden ihn in Emil Schemmann. Der trat am 1. Juli 1880 die neue Stelle an.
Dass er als Sanierer geholt worden war, wusste er da noch nicht. Es wurde ihm erst klar, als der Inhaber Witte ihm die bis dahin sorgfältig geheim gehaltenen Bilanzen vorlegte. Witte & Kämper hatte einen Verlust von fast einer Million Mark angehäuft. Schemmann ließ sich auf die schwere Aufgabe ein, die ihn nun nicht nur technisch, sondern auch betriebswirtschaftlich herausforderte. Da die Banken nichts mehr gaben, musste frisches Eigenkapital beschafft werden, wozu dann auch Freunde und Verwandte des Inhabers Beiträge leisteten.
Bald zeigten sich Silberstreifen am Horizont. Das Exportgeschäft nach den USA und Argentinien wuchs. Dort gab es einen großen Bedarf an Walzdraht und gezogenem Draht, die für Einfriedigungen im Dienste der Viehwirtschaft benötigt wurden. Im Zeitraum 1882 bis 1886 wurden mehr als 70 Prozent der Gesamtproduktion ausgeführt. Witte & Kämper schrieb endlich wenn auch bescheidene schwarze Zahlen.
Der Durchbruch aber gelang Schemmann mit der Produktionsaufnahme von Kupferdraht und Kupferblech im Jahr 1888. Deutschland wurde elektrifiziert, was einen enormen Bedarf an Kupferkabeln auslöste. Die AEG in Berlin bombardierte das Werk mit Aufträgen, Geld für die Ausdehnung der Fabrikanlagen musste her. Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft war der nächste folgerichtige Schritt. Unter der Firmierung Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerk (OKD) formte Schemmann zunächst gemeinsam mit dem Sohn des Gründers, Hermann Witte, ab 1896 als alleiniger Vorstand einen der größten Osnabrücker Industriebetriebe. Nach mehreren Umwandlungen gehört der Betrieb heute zum europäischen Konzern KME, der als Weltmarktführer für Halbzeuge aus Kupfer und Kupferlegierungen gilt.
Schemmann stand 32 Jahre lang an der Spitze des Unternehmens. Dass er daneben Zeit fand, sich als Bürgervorsteher und ab 1904 als bürgerlicher Senator ehrenamtlich für die öffentlichen Belange einzusetzen, kann heute nur erstaunen. 1912 trat Schemmann in den Ruhestand, blieb aber noch bis zu seinem Tod im Aufsichtsrat. In seinen Lebensaufzeichnungen schreibt er: " So blieb das Geschäft ein fortwährender Kampf. Ich mußte froh sein, das Werk aus dem Schmutz herausgehoben und über Wasser gehalten zu haben. So zog ich den Karren weiter, immer das Ansehen des Werkes im Auge behaltend, bis ich alt und schwach wurde, daß ich nicht mehr konnte." Am 19. Juli 1916 starb Emil Schemmann.
Bildtext:
Emil Schemmann (1841–1916). Die Federzeichnung entstammt der Festschrift " OKD 1873–1923", Archiv Museum Industriekultur.
Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


Anfang der Liste Ende der Liste