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1.
Erscheinungsdatum:
03.06.2013
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
9.
Sinfonie
für
den
Frieden:
Beim
Klassik-
Open-
Air
vor
dem
Osnabrücker
Dom
gedenken
Musiker
aus
Wolgograd
und
Osnabrück
mit
zeitgenössischer
Musik
der
Toten
von
Stalingrad
–
und
setzen
mit
Beethoven
ein
Zeichen
der
Verbundenheit.
Überschrift:
Klassik-Open-Air vor Osnabrücker Dom
Utopie mit todernstem Hintergrund
Die Stimme des unbekannten Soldaten
Zwischenüberschrift:
Kein Event, sondern Gedenkkonzert: Klassik-Open-Air mit den Orchestern aus Wolgograd und Osnabrück
Die Komponistin Elena Firsova über ihr Werk "Erwartung" – Mit der Aufführung sehr zufrieden
Artikel:
Originaltext:
Ein
größeres
Klassik-
Spektakel
hat
Osnabrück
noch
nicht
erlebt:
120
Musiker
aus
Wolgograd
und
Osnabrück
sowie
150
Sänger
der
Chöre
aus
Dom,
St.
Marien
und
dem
Theater
bereiteten
dem
großen
Wolgograd-
Projekt
des
Osnabrücker
Symphonieorchesters
ein
fulminantes
Finale.
Auf
dem
Programm:
das
düstere
Auftragswerk
"
Erwartung"
der
Komponistin
Elena
Firsova
und
die
Funken
sprühende
neunte
Sinfonie
von
Ludwig
van
Beethoven.
Gegen
die
schneidende
Sommerkälte
hatten
sich
2200
Zuhörer
vor
der
Bühne
sowie
etliche
Zaungäste
mit
Decken
und
Sitzkissen
gewappnet.
Foto:
Pentermann
Osnabrück.
Der
Wind
rüttelte
heftig
in
der
Takelage
der
Klassik-
Open-
Air-
Bühne
auf
dem
Osnabrücker
Domvorplatz.
Auch
war
es
empfindlich
kühl
–
doch
dem
Gemeinschaftskonzert
dreier
Osnabrücker
Chöre
und
der
Sinfonieorchester
aus
Osnabrück
und
Wolgograd
schadete
das
kein
bisschen.
2200
zahlende
Gäste
und
etliche
Zaungäste
feierten
begeistert.
Es
war
ein
großes
Ereignis
nicht
nur
nach
quantifizierbaren
Parametern
wie
Publikumszahl,
Ensemble-
und
Bühnengröße.
Nein,
das
gemeinsame
Gedenkkonzert
unter
dem
Motto
"
Alle
Menschen
werden
Brüder"
hatte
eine
wichtige
gesellschaftliche
Dimension:
Ist
es
doch
der
Versuch,
mit
Mitteln
der
Musik
Brücken
zu
schlagen.
Auf
Initiative
des
Osnabrücker
Orchestermusikers
Christian
Heinecke
war
das
Osnabrücker
Symphonieorchester
nach
Wolgograd
gereist,
um
70
Jahre
nach
dem
Ende
der
Schlacht
um
Stalingrad
ein
Zeichen
der
Begegnung
zu
setzen.
Und
was
konnte
den
Geist
der
Versöhnung
besser
repräsentieren
als
Beethovens
neunte
Sinfonie,
die
das
Ideal
der
Brüderlichkeit
zur
Leitlinie
menschlichen
Miteinanders
erhebt?
Ein
derartiges
Ereignis
hat
natürlich
auch
eine
politische
Dimension.
Die
Osnabrücker
Bürgermeisterin
Karin
Jabs-
Kiesler
erinnerte
ausführlich
an
die
Bedeutung
für
die
Friedensstadt
Osnabrück
und
dankte
Heinecke
für
sein
Engagement.
Und
der
Chef
der
Wolgograder
Philharmonie,
Viktor
Nikolajevitsch
Kijaschko,
regte
an,
den
Orchesteraustausch
kontinuierlich
zu
pflegen.
Nun,
das
ist
Zukunftsmusik.
Eine
Fernbeziehung
über
Tausende
von
Kilometern,
sprachliche
und
kulturelle
Barrieren
hinweg
zu
pflegen
kostet
Zeit,
Mühe
und
Geld.
Aber
sie
hat
eine
Basis
–
menschlich,
das
zeigte
die
Euphorie
der
russischen
und
deutschen
Musiker
bei
der
anschließenden
Party
im
Innenhof
des
Theaters.
Und
musikalisch:
Das
war
auf
dem
Domvorplatz
zu
hören.
Nun
war
dieses
Konzert
keineswegs
als
götterfunkelndes
Event
angelegt,
sondern
als
Gedenkkonzert
mit
todernstem
Hintergrund.
Deshalb
hatte
das
Osnabrücker
Orchester
die
russische
Komponistin
Elena
Firsova
mit
der
Komposition
von
"
Erwartung"
beauftragt,
einer
Art
Requiem
für
die
Toten
von
Stalingrad.
Darin
wehen
dünne
Morgennebel,
es
tobt
die
Schlacht,
es
klagen
die
Stimmen
der
unbekannten
Soldaten.
Unter
Generalmusikdirektor
Andreas
Hotz
nimmt
das
zwanzigminütige
Konzert
plastisch
Gestalt
an,
mit
filigranen
Klängen
und
hervorragenden
Instrumentalsolisten
sowie
einem
bestens
disponierten
Chor
aus
Domchor,
Marienkantorei
und
den
Theaterchören.
Herbe
Kost
bleibt
es
trotzdem.
Breiteren
Raum
nimmt
die
Utopie
Beethovens
ein:
"
Alle
Menschen
werden
Brüder."
Hatte
der
Wolgograder
Dirigent
Edvard
Serov
in
Wolgograd
den
Breitwand-
Sound
à
la
Karajan
gepflegt,
legt
Hotz
nun
die
historischen
Klangstrukturen
frei.
Dafür
wählt
er
straffe
Tempi,
setzt
auf
knackige
Transparenz,
die
sich
auch
dank
der
hervorragenden
Verstärkung
erschließt,
und
disponiert
mit
Blick
für
Kulminationspunkte
und
Brüche.
Die
Chöre,
vorbereitet
von
den
Kirchenmusikern
Clemens
Breitschaft
und
Carsten
Zündorf
sowie
dem
Theatermann
Markus
Lafleur,
vollenden
diesen
Eindruck
zusammen
mit
den
Solisten,
der
Sopranistin
Lina
Liu,
Almerija
Delic
(Mezzosopran)
,
dem
Gasttenor
Thomas
Mohr
und
Bariton
Daniel
Moon.
Wenn
dann
erstmals
das
Motiv
von
"
Freude,
schöner
Götterfunken"
in
Bässen
und
Celli
erklingt,
mag
manche
Träne
der
Ergriffenheit
und,
ja,
der
Freude
geflossen
sein
–
über
den
krönenden
Abschluss
dieses
wahnsinnigen
Projekts.
Bildtexte:
Gemeinsam
gestalten
sie
das
Gedenkkonzert:
Musiker
aus
Osnabrück
und
Wolgograd
spielen
Beethovens
9.
Sinfonie
in
einem
Open-
Air-
Konzert.
Er
sorgte
für
ein
straffes
Klangbild:
Osnabrück
Generalmusikdirektor
Andreas
Hotz
stellte
die
Musiker
bestens
ein.
Stark:
Bariton
Daniel
Moon
vom
Theater
Osnabrück.
Gastgeber:
Osnabrücks
Intendant
Ralf
Waldschmidt.
Die
grandiose
Kulisse:
Beethovens
9.
Sinfonie
erklang
vor
dem
Osnabrücker
Dom.
Partner
beim
Versöhnungsprojekt:
der
Direktor
der
Wolgograder
Philharmonie,
Viktor
Nikolajevitsch
Kijaschko,
und
Vasily
Kusnezow
vom
Goethe-
Institut
Moskau,
der
Kijaschkos
Ansprache
übersetzte.
Fotos:
Hermann
Pentermann
Osnabrück.
Elena
Firsova
ist
nicht
zum
ersten
Mal
in
Osnabrück:
Ihr
achtes
Streichquartett
mit
dem
Titel
"
Der
steinerne
Gast"
wurde
hier
im
Schloss
uraufgeführt.
Jetzt
ist
die
russische
Komponistin
wieder
da
und
hört
die
Deutsche
Erstaufführung
ihres
Werkes
"
Erwartung"
beim
Klassik-
Open-
Air
auf
dem
Domvorplatz.
Frau
Firsova,
wie
haben
Sie
in
Ihrer
Komposition
dem
Ende
der
Schlacht
um
Stalingrad
Rechnung
getragen?
Ich
habe
komponiert
wie
immer,
habe
mich
aber
natürlich
vom
zugrundeliegenden
Text
inspirieren
lassen.
Das
ist
einigermaßen
kurios:
Mein
Lieblingsdichter
ist
Ossip
Mandelstam.
Doch
Texte
von
ihm
zu
verwenden
hätte
in
Russland
zu
Problemen
führen
können:
Die
unterliegen
in
Russland
dem
Urheberschutz,
weil
sie
nicht,
wie
im
Rest
der
Welt,
siebzig
Jahre
nach
dem
Tod
des
Autors
frei
werden,
sondern
siebzig
Jahre
nach
der
Veröffentlichung.
Auf
der
Suche
nach
einem
passenden
Gedicht
stand
ich
nun
vor
meinem
Bücherregal,
und
ein
Buch
des
Dichters
Alexander
Blok
fiel
heraus.
Als
ich
es
aufhob,
war
eine
Seite
aufgeschlagen
mit
dem
Gedicht
eines
unbekannten
Soldaten.
Blok
selbst
überreichte
mir
das
Gedicht,
das
ich
"
Erwartung"
zugrunde
legte.
Ihre
Musik
spricht
sehr
explizit
vom
Krieg.
Deshalb
habe
ich
es
"
Erwartung"
genannt.
Es
beschreibt
die
Vorbereitung
auf
eine
Schlacht.
Anfangs
ist
die
Landschaft
noch
beschaulich
und
weit.
In
der
Mitte
des
Stücks
beginnt
eine
Passage
für
Schlagwerk:
Das
ist
die
Beschreibung
der
Schlacht.
Darüber
stülpt
sich
das
Orchester
in
drei
Wellen,
und
schließlich
setzt
der
Chor
ein.
Das
ist
die
Situation
nach
der
Schlacht:
ein
Requiem,
das
den
unbekannten
gefallenen
Soldaten
eine
Stimme
gibt.
Dieses
Requiem
verschwindet
im
Nichts.
Wie
muss
man
das
verstehen?
Das
Stück
endet
mit
Schlägen
der
Militärtrommel.
Denn
auch
wenn
sich
das
Stück
auf
die
Schlacht
um
Stalingrad
bezieht
–
seit
1943
hat
es
unzählige
weitere
Kriege
gegeben
und
unzählige
weitere
Opfer.
Hat
es
Sie
beeinflusst,
dass
dieses
Werk
neben
Beethovens
Neunter
erklingen
sollte?
Ich
war
mir
anfangs
nicht
sicher,
ob
ich
einen
Chor
ein-
setzen
sollte
–
allerdings
weniger
wegen
Beethoven,
sondern
weil
das
Stück
in
Wolgograd
uraufgeführt
wurde
und
die
russischen
Chöre
ziemlich
schlecht
sind.
Andererseits:
Wann
hat
man
schon
mal
die
Gelegenheit,
für
ein
großes
Orchester
und
Chor
zu
schreiben?
Der
Kompromiss
war
dann,
den
Chor
erst
am
Ende
einzusetzen,
sodass
der
Chorpart
nicht
zu
lang
und
auch
für
russische
Chöre
machbar
werden
würde.
Sie
haben
"
Erwartung"
dann
erstmals
auf
dem
Live-
Mitschnitt
der
Radioübertragung
aus
Wolgograd
gehört.
Waren
Sie
zufrieden?
Oh
ja!
Der
Chor
war
gut
–
für
einen
russischen
Chor
überwältigend
gut.
Bildtext:
Komponistin
Elena
Firsova.
Foto:
Hermann
Pentermann
Kommentar
Publikum
erreicht
Das
Osnabrücker
Symphonieorchester
hat
beim
Klassik-
Open-
Air
mit
einem
Konzert
mehr
Publikum
erreicht
als
mit
zwei
oder
drei
regulären
Abo-
Abenden
im
Konzertsaal.
Vermutlich
hätte
sich
der
Platz
vor
dem
Dom
sogar
locker
ein
zweites
Mal
gefüllt.
Und
das
mit
einer
Kunst,
die
den
Ruch
des
Elitären
nicht
loswird.
Nun
war
dieser
Abend
Teil
des
Wolgograd-
Projektes
–
das
zog
sicher
beim
Publikum.
Doch
es
existiert
ein
Markt
für
Klassik-
Open-
Airs
–
Konzerte
auf
der
Berliner
Waldbühne
sind
ein
ebensolcher
Renner
wie
Operngalas
mit
all
den
Netrebkos,
Kaufmanns,
Schrotts.
Und
dort
wird,
bei
aller
Melodienseligkeit,
ernsthaft
Musik
gemacht.
Die
Schwelle
zu
den
Kulturtempeln
bleibt
trotzdem
hoch:
Die
wenigsten
werden
nach
einer
Operngala
tatsächlich
ins
Opernhaus
finden.
Umso
sinnvoller
ist
es,
die
Botschaften
hinauszutragen:
in
die
Stadt,
zu
den
Bürgern.
Das
geht
mit
Würde
und
Anspruch;
die
Osnabrücker
Symphoniker
haben
es
bewiesen.
Sie
haben
hervorragende
Werbung
für
sich
gemacht
–
und
leisten
damit
einen
Beitrag
zur
Zukunftssicherung.
Zur
Nachahmung
empfohlen.
Persönlich
Ohne
Vasily
Kusnezow
wäre
das
Wolgograd-
Projekt
der
Osnabrücker
Symphoniker
vermutlich
kläglich
gescheitert.
Der
Mann
vom
Goethe-
Institut
Moskau
verfügt
über
profunde
Sprachkenntnisse:
Beim
Opern-
Air-
Konzert
übersetzte
er
die
Reden
vom
Deutschen
ins
Russische
und
umgekehrt.
Autor:
Ralf Döring