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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
10 500 Einwohner weniger in Osnabrück
 
Stadt zweifelt Ergebnis der Volkszählung an
 
Weniger Niedersachsen als angenommen
Zwischenüberschrift:
Zensus korrigiert Bevölkerungszahl nach unten
 
Zensus 2011 weicht stark vom Melderegister ab
 
Bevölkerung nach Zensus um 1,8 Prozent nach unten korrigiert – Mehr Frauen als Männer
Artikel:
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Originaltext:
Hannover. Osnabrück ist hinter Hannover, Braunschweig und Oldenburg nur noch die viertgrößte Stadt Niedersachsens. Das hat eine erste Auswertung der Volkszählung (Zensus 2011) ergeben. Lingen hingegen ist größer als gedacht.
Wie der Landesbetrieb für Statistik gestern in Hannover mitteilte, zählte Osnabrück nach der Berechnung auf Grundlage des Zensus Ende 2011 nur noch 154 513 Einwohner. Das sind 10 508 weniger als nach der alten Berechnungsbasis. Dieses Minus von 6, 4 Prozent ist nach Angaben der Statistiker bundesweit das sechstgrößte bei den Städten mit über 100 000 Einwohnern. Oldenburg zog mit 157 706 Bürgern an Osnabrück vorbei.
Die Verantwortlichen in der Osnabrücker Stadtverwaltung zeigten sich überrascht. " Wir können uns diese Zahl nicht annähernd erklären", sagte Rita Maria Rzyski, Allgemeine Vertreterin des Oberbürgermeisters. Man habe zwar mit einem Rückgang gerechnet, jedoch nicht in diesem Ausmaß. " Unser Melderegister spricht eine andere Sprache", erklärte die Stadträtin. Die darin verzeichnete Einwohnerzahl liegt um 2613 Personen höher. Rzyski zweifelt deshalb das Verfahren, das dem Zensus zugrunde liegt, an und verlangt Aufklärung.
Möglicherweise sei die für Osnabrück gewählte Stichprobe zu klein gewesen, vielleicht spielten auch " Übertragungsfehler" eine Rolle, mutmaßte sie. Der immense Bevölkerungsrückgang sei in der bislang drittgrößten Stadt des Landes jedenfalls nicht spürbar. Es werde rege gebaut, und es ließen sich immer mehr junge Familien, Studenten und Berufsanfänger in Osnabrück nieder. Allein im vergangenen Jahr habe es 1282 Zuzüge gegeben. Rzyski: " Damit sind wir sehr weit vorn in Niedersachsen."
Im Lingener Rathaus dagegen gab es gestern nach dem Zahlenstudium aus Hannover überaus zufriedene Gesichter. Die Einwohnerzahl der Stadt ist mit 51 735 höher als bisher angenommen. Bislang war die Landesstatistikbehörde von einer Einwohnerzahl von 51 007 in Lingen ausgegangen. " Bei den kreisangehörigen Städten mit 50 000 Einwohnern und mehr ist Lingen die einzige Stadt, die deutliche Zuwächse zu verzeichnen hat", sagte Oberbürgermeister Dieter Krone gestern. " Das ist ein fantastisches Ergebnis für unsere Stadt und beweist, dass wir die richtigen Akzente in der Stadtentwicklung gesetzt haben."
Die erste Volkszählung im wiedervereinten Deutschland ergab auch insgesamt eine geringere Einwohnerzahl als gedacht: 2011 lebten in der Bundesrepublik gut 80, 2 Millionen Menschen. Nach den alten Berechnungsgrundlagen war man von rund 1, 6 Millionen Einwohnern mehr ausgegangen.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ist die Diskrepanz in den Zahlen vornehmlich darauf zurückzuführen, dass erheblich weniger Ausländer in Deutschland leben als bisher angenommen. Allein dadurch ergebe sich eine Lücke von 1, 1 Millionen Bürgern (14, 9 Prozent). Insgesamt weist die Statistik für die Bundesrepublik 6, 2 Millionen Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit aus. 15 Millionen Einwohner stammten aus einer Zuwandererfamilie.
Kritik an der Volkszählung übte Datenschutzbeauftragter Peter Schaar. Er monierte, dass in Kliniken, Haftanstalten und Altersheimen personenbezogene Daten erhoben wurden.

Osnabrück. Wo sind all die Osnabrücker hin? Laut Volkszählung ist die Zahl der Einwohner um mehr als 10 500 geschrumpft. Statt wie bisher angenommen, hatten zum Stichtag 31. Dezember 2011 nicht 165 021 Personen ihren Hauptwohnsitz in der Hasestadt, sondern nur 154 513. Die Stadt Osnabrück zweifelt das Ergebnis des Zensus an.

Von der Feststellung der Einwohnerzahl durch das Statistische Bundesamt hängt für die Kommune viel ab. Verkürzt lässt sich sagen: Je geringer die Bevölkerung, desto weniger Geld kommt von Land und Bund. Darüber hinaus ist die Zahl ein wichtiger Faktor zur Berechnung des örtlichen Bedarfs etwa an Schulen, Kinderbetreuungs- und Pflegeplätzen sowie Jugendhilfeeinrichtungen.

Die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung zeigten sich vom Resultat der Erhebung überrascht. " Wir können uns diese Zahl nicht annähernd erklären", sagte Rita Maria Rzyski, Allgemeine Vertreterin des Oberbürgermeisters. Man habe zwar mit einem Rückgang gerechnet, jedoch nicht in diesem Ausmaß. " Unser Melderegister spricht eine andere Sprache", erklärte die Stadträtin. Das verzeichnete zum Jahresende 2011 exakt 157 126 Einwohner eine Differenz von 2613 gegenüber dem Zensus. Verglichen mit der alten amtlichen Einwohnerzahl von 165 000, die auf einer Volkszählung von 1987 basierte, ist der Unterschied sogar viermal so hoch.

" Ich zweifele die Zahlen an", sagte Rzyski, " sie sind mit dem gesunden Menschenverstand nicht nachzuvollziehen." Auch die Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung und Integration, Patricia Mersinger, äußerte sich erstaunt. " Wir haben erwartet, dass die neue Zahl ganz nah am Melderegister ist." Stattdessen liege man deutlich darunter wie viele andere große Städte in Niedersachsen zwar auch. Im Vergleich schneide Osnabrück aber besonders schlecht ab. " Das kann ich mir überhaupt nicht erklären", sagte Mersinger. Die Stadt will sich nun die amtlichen Zahlen kommen lassen und prüfen, wie gerechnet wurde. Möglicherweise seien " Übertragungsfehler" die Ursache für die große Abweichung, die auffällig viele Städte mit (ehemaligen) Grenzdurchgangslagern betrifft. In vier Wochen, so Rzyski, sei man schlauer. Was man schon jetzt weiß ist, dass für den Zensus 2011 eine Stichprobe zugrunde gelegt wurde, die in Osnabrück 3, 4 Prozent der Haushalte erfasste. Das Ergebnis der Stichprobe (153 699) wurde anschließend hochgerechnet auf den jetzt amtlichen Wert von 154 513. Die Stadtverwaltung hält die Stichprobe für zu klein, um aussagekräftig zu sein. " Für mich als alte Statistikerin ist das kein geeignetes Verfahren, um eine Einwohnerzahl festzustellen", monierte Rzyski.

Eine Frage bringe sie sehr ins Grübeln: " Warum merken wir nicht, wenn hier 10 000 Menschen weniger leben?" Der Widerspruch zur Statistik, die das Rathaus führe, sei eklatant. Die Einwohnerzahl steige stetig an, seit 2008 mit der Vermarktung der Konversionsflächen begonnen wurde also jener Gebiete und Wohnungen, die durch den Abzug der britischen Armee frei wurden. " Wir sind absolut auf Wachstum eingerichtet und tun als Stadt alles Mögliche, um attraktiv zu sein", sagte Rzyski. Es werde rege gebaut, 2012 habe es 1282 Zuzüge gegeben. " Damit sind wir weit vorn in Niedersachsen." Und der Trend setze sich fort: Heute seien im Melderegister sogar 158 400 Menschen verzeichnet, wie Johann Wesner vom Team Strategische Entwicklung und Statistik mitteilte.

" Der Zensus hat die Menschen verschlungen, aber wir holen sie da wieder raus", kündigte Stadträtin Rzyski an. " Wir lassen niemanden in der Statistik verschwinden."
Bildtext:
Wo steckt der Fehler?
Fotos:
Colourbox, Martens
Montage:
Neue OZ/ Langer

Zensus im Landkreis Osnabrück
Für den Landkreis Osnabrück ermittelte der Zensus eine Bevölkerungszahl von 350 147 (Stichtag 9. Mai 2011). Davon sind 172 400 Männer und 177 750 Frauen. Insgesamt bedeutet das einen Rückgang von 6131 Einwohnern. Größte Stadt im Landkreis bleibt Melle, kleinste Gemeinde Glandorf. Die Resultate der 21 Kommunen im Einzelnen (in Klammern die bisherige amtliche Einwohnerzahl): Artland 22 052 (23 054), Bad Essen 15 120 (15 647), Bad Iburg 10 555 (11 582), Bad Laer 9183 (9145), Bad Rothenfelde 7486 (7502), Belm 13 416 (13 519), Bersenbrück 27 847 (28 375), Bissendorf 14 331 (14 238), Bohmte 12 738 (12 896), Bramsche 30 158 (30 922), Dissen 9260 (9421), Fürstenau 15 784 (16 391), Georgsmarienhütte 31 959 (32 037), Glandorf 6678 (6692), Hagen 13 722 (13 945), Hasbergen 10 963 (11 001), Hilter 10 193 (10 272), Melle 45 855 (46 065), Neuenkirchen 10 211 (10 296), Ostercappeln 9439 (9640), Wallenhorst 23 197 (23638).

Kommentar
Zurück in der Realität

Der werbeträchtige Titel " drittgrößte Stadt Niedersachsens" ist futsch. Und das Ergebnis der Volkszählung hat die Verantwortlichen der Stadt Osnabrück bis ins Mark getroffen. Dabei war es zumindest im Rathaus kein Geheimnis, dass die bis zuletzt landauf, landab kolportierte Einwohnerzahl von 165 000 nicht der Wirklichkeit entspricht. Das Melderegister mit seinen rund 157 000 Einträgen stutzte Osnabrück schon zum Jahresende 2011 auf die Größe Oldenburgs zurecht. Nur laut gesagt hat es keiner. Jetzt ist der Aufschrei groß.

Dass der immense Bevölkerungsrückgang gegenüber der alten amtlichen Zahl nicht spürbar ist, mag daran liegen, dass die bisherige Berechnung auf 26 Jahre alten Daten beruhte, damit schlicht überholt war und falsch. Osnabrück hätte dann lange (zu Unrecht) von Städtevergleichen und Finanzausgleich profitiert daraus aber das Beste gemacht: Dass die Stadt heute immer mehr jungen Familien eine Heimat bietet, unentwegt Studenten und Berufsanfänger anzieht und als extrem wirtschaftsfreundlich gilt, sollte alle zuversichtlich stimmen.

Hannover. 7 777 992 das ist jetzt nach der Volkszählung Zensus 2011 die korrekte Einwohnerzahl von Niedersachsen. Der bislang für den Stichtag 31. Dezember 2011 auf der Basis veralteten Datenmaterials hochgerechnete Wert muss damit um 1, 8 Prozent (139 249 Personen) abgesenkt werden.

Nach Abgaben des zuständigen Vorstands im Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie, Eckart Methner, ergab sich der Korrekturbedarf maßgeblich aus einer wesentlich niedrigeren Zahl von Ausländern. Sie musste um 20, 7 Prozent auf 426 750 Menschen reduziert werden. Methner verwies zur Begründung für diese Diskrepanz zwischen der tatsächlichen und der angenommenen Ausländerzahl unter anderem auf Probleme beim Melderecht. Wenn jemand in Niedersachsen gearbeitet habe, sich dann aber wieder in sein Heimatland zurückziehe, erfolge dies oft ohne Abmeldung bei der Behörde, sodass diese Personen weiter als hier lebende Bürger registriert seien.

Die Statistiker äußerten die Vermutung, dass davon insbesondere größere Städte betroffen seien. Unter diesen Kommunen habe Osnabrück mit einem Minus von 6, 4 Prozent die größte Abweichung aufzuweisen. Welche Faktoren im Einzelnen den starken Korrekturbedarf für Osnabrück ausmachen könnten, vermochten die Vertreter des Landesbetriebs jedoch nicht zu sagen. Auf die Frage, ob es Unregelmäßigkeiten bei der bisherigen Erfassung gegeben haben könnte, antwortete Methner ausweichend: " Ich schließe nichts aus, sage aber auch nichts."

Ein leichtes Plus gegenüber der bisherigen Statistik haben der Erhebung zufolge in Niedersachsen bei den Kreisen und kreisfreien Städten nur die Landkreise Holzminden, Cloppenburg und Lüchow-Dannenberg zu verzeichnen.

Größte Stadt bleibt trotz eines Rückgangs um 3, 1 Prozent Hannover mit 509 485 Einwohnern gefolgt von Braunschweig mit 243 829 vor Oldenburg und Osnabrück. Unter 100 000 Bürger gesunken sind Salzgitter und Hildesheim, die damit den prestigeträchtigen Großstadt-Status einbüßten. Emden verlor um 3, 3 Prozent auf 49 848 Einwohner. Von den kreisangehörigen Städten über 50 000 Einwohnern registrierte allein Lingen einen Zuwachs: um 1, 4 Prozent auf 51 735. Nordhorn sackte um 1, 8 Prozent auf 52 085 Bewohner ab, Melle um 0, 5 Prozent auf 45 878.

Der Landkreis Osnabrück büßte 1, 6 Prozent der Bevölkerung ein und steht jetzt bei 350 418 Einwohnern. Im Emsland betrug das Minus 0, 6 Prozent bei nunmehr 311 634 Einwohnern. Die Grafschaft Bentheim schnitt um ein Prozent schlechter ab (133 400), der Kreis Leer um 0, 6 Prozent (163 991) und der Landkreis Aurich um 0, 9 Prozent (186 713).

Weitere Erkenntnisse der Statistiker in Kurzform:

Geschlecht: 48, 9 Prozent der Niedersachsen sind männlich, 51, 1 Prozent weiblich.

Religion: 3, 93 Millionen Menschen (50, 5 Prozent) gehören der evangelischen Kirche an, 1, 4 Millionen (18, 1 Prozent) sind römisch-katholisch.

Ausländer: 426 000 der in Niedersachsen lebenden Menschen (5, 5 Prozent) haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Ausländische Wurzeln (Migrationshintergrund) besitzen 1, 27 Millionen Bürger, das sind 16, 5 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Familienstand: Ledig sind 39, 4 Prozent der Niedersachsen, verheiratet beziehungsweise in einer Lebenspartnerschaft 46, 5 Prozent, verwitwet 7, 4 Prozent und geschieden 6, 6 Prozent.

Wohnungen: In 2, 25 Millionen Gebäuden in Niedersachsen befinden sich insgesamt 3, 94 Millionen Wohnungen mit einer durchschnittlichen Größe von 100, 8 Quadratmetern. Landesweit die höchste Quote beim Wohneigentum (jeweils über 65 Prozent) weisen die Kreise Emsland, Grafschaft Bentheim, Leer, Aurich und Wittmund sowie Cloppenburg, Osterholz und Gifhorn auf.

Kommentar
Es geht ums Geld

Die erste Auswertung der Volksbefragung Zensus 2011 liegt vor und sie sorgt mancherorts für eine unangenehme Überraschung. Denn die auf den neuesten Stand gebrachte Erhebung der Einwohnerschaft bewirkt mehr als nur einen Prestigeverlust in einigen Kommunen; es geht auch handfest um Geld.

Wenn Osnabrück plötzlich 10 000 Einwohner weniger aufweist, als bisher angenommen, dann verändert das die Berechnungsgrundlage für die Verteilung öffentlicher Mittel etwa beim kommunalen Finanzausgleich. Niederschlagen könnten sich gesunkene Einwohnerzahlen bis hin zur Besoldung von Beamten.

Auffällig ist neben den Ausreißerwerten für Osnabrück auch die kräftig überschätzte Zahl der registrierten Ausländer. Dass sich plötzlich bis zu 20 Prozent dieses Personenkreises bei einer behördlichen Zählung quasi in Luft auflösen, erscheint schwer erklärbar. Ob es wirklich nur daran liegt, dass Bürger sich bei der Rückkehr in ihre Heimat nicht abmelden und weiter die Einwohnerstatistik zieren?

Wie auch immer: Die Bereinigung der Statistik hat Folgen monetär wie psychologisch. Osnabrück wird es kaum gefallen, von Oldenburg vom dritten Platz verdrängt zu werden. Aber auch Städte, die unter Statusgrenzen absacken wie Hildesheim und Salzgitter (100 000) oder Emden (50 000), werden sich grämen.
Autor:
Hans Brinkmann, Thomas Pertz, Sebastian Stricker


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