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1.
Erscheinungsdatum:
18.05.2013
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Stolpersteine
Überschrift:
"Kinderfachabteilung" als Stätte des Grauens
Zwischenüberschrift:
Nationalsozialistische Ärzte ermordeten den 13-jährigen Siegfried Spitzley in Lüneburg
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Ein
kleiner
Junge
musste
sterben,
weil
er
unter
epileptischen
Anfällen
litt.
Die
"
Kinderfachabteilung"
der
Landes-
Heil-
und
-
Pflegeanstalt
erwies
sich
nicht
als
Ort,
den
seine
Bezeichnung
vermuten
ließ,
sondern
als
Stätte
des
Grauens,
an
der
nationalsozialistische
Ärzte
über
Leben
und
Tod
entschieden.
Siegfried
Caesar
Friedrich
Spitzley
wurde
1944
im
Alter
von
13
Jahren
ermordet
– "
mit
an
Sicherheit
grenzender
Wahrscheinlichkeit"
,
wie
es
in
den
Recherchen
des
Initiativkreises
Stolpersteine
heißt.
Das
Haus,
in
dem
Siegfried
Spitzley
mit
seinen
Eltern
Ida
und
Fritz
und
vier
Geschwistern
einst
lebte,
steht
nicht
mehr.
Heute
befindet
sich
an
der
Kommenderiestraße
77
die
Zufahrt
zu
einem
Parkplatz.
Als
der
Junge
im
Februar
1944
in
die
Lüneburger
Anstalt
eingewiesen
wurde,
war
die
Stadt
längst
von
Bombenangriffen
gezeichnet.
Doch
erschütterten
sie
kaum
die
Ideologie
der
Nationalsozialisten.
Deren
Rassenwahn
wirkte
weiter.
Dazu
gehörte
die
Bewertung
von
Menschen
nach
ihrer
Nützlichkeit.
Die
Nationalsozialisten
unterschieden
zwischen
"
wertem"
und
"
unwertem"
Leben.
Im
letzteren
Fall
sprachen
sie
von
"
Ballastexistenzen"
.
Die
Ideologen
verachteten
Fürsorge,
Mitgefühl
und
Nächstenliebe.
Ärzte
unter
anderem
in
der
Lüneburger
"
Kinderfachabteilung"
erhielten
vom
Reichsausschuss
in
Berlin
eine
"
Behandlungsermächtigung"
,
mit
der
Kinder
zur
Tötung
freigegeben
wurden.
Offenbar
handelte
es
sich
nicht
um
Anweisungen.
Die
Ärzte
entschieden
nach
eigener
Willkür,
ob
sie
helfen
oder
töten
würden
–
mit
dem
Schlafmittel
Luminal,
mit
Morphium
oder
Nahrungsentzug.
Vor
den
Angehörigen
verschleierten
Ärzte
die
wahren
Todesursachen.
Offiziell
waren
die
Kinder
unter
anderem
an
"
Bronchitis"
und
"
Mandelentzündung"
gestorben.
Einer
der
Ärzte
hatte
Siegfried
Spitzley
als
"
folgsam
[...
und]
an
sich
sauber"
beschrieben.
Angaben
über
seinen
Tod
im
August
1944
sind
nicht
überliefert
–
und
erst
recht
nicht
die
wahren
Umstände,
ob
"
Spritze
oder
Reduzierkost"
,
wie
es
Margret
Trentmann
bei
der
Stolpersteinverlegung
an
der
Kommenderiestraße
77
formulierte.
Die
Vorsitzende
sprach
für
den
Verein
"
Lebenshilfe
für
Menschen
mit
geistiger
Behinderung"
,
die
Patin
des
Gedenksteins
für
Siegfried
Spitzley
ist.
"
Heute
hätte
er
wohl
ganz
normal
unter
uns
leben
–
und
wir
hätten
ihn
kennenlernen
können."
Stattdessen
wurde
der
damals
13-
jährige
Junge
Opfer
der
sogenannten
"
Kinder-
Aktion"
,
während
deren
allein
in
der
Lüneburger
Anstalt
etwa
350
Kinder
aus
Norddeutschland
ermordet
wurden
–
etwa
die
Hälfte
der
dortigen
kleinen
Patienten.
Es
wird
geschätzt,
dass
mehr
als
weitere
hundert
an
den
Folgen
von
Mangel-
und
Fehlversorgung
starben.
In
ganz
Deutschland
dürften
nationalsozialistische
Ärzte
und
ihre
Mitarbeiter
bis
Ende
des
Zweiten
Weltkriegs
mehr
als
5000
Kinder
ermordet
haben.
Im
Nürnberger
"
Ärzteprozess"
1946
wurden
die
Taten
als
Kriegsverbrechen
und
Verbrechen
gegen
die
Menschlichkeit
eingestuft.
In
Lüneburg
erinnert
eine
Gedenkstätte
an
die
ermordeten
Kinder
–
und
in
Osnabrück
ein
Stolperstein
an
Siegfried
Spitzley.
Bildtext:
Kommenderiestraße
77:
Das
Haus,
in
dem
Siegfried
Spitzley
gelebt
hat,
steht
nicht
mehr.
Nationalsozialistische
Ärzte
ermordeten
den
Jungen
in
Lüneburg.
Fotos:
Klaus
Lindemann
Stolpersteine
Messingplatten
in
Gehwegen
erinnern
an
Opfer
des
Nationalsozialismus
–
jeweils
vor
den
Wohn-
oder
Wirkungsstätten
der
Juden,
Sinti,
Deserteure,
Menschen,
die
aus
politischen
und
religiösen
Gründen,
wegen
ihrer
sexuellen
Orientierung,
einer
psychischen
Erkrankung
oder
einer
Behinderung
verfolgt
und
ermordet
wurden.
Der
Kölner
Künstler
Gunter
Demnig
ist
Initiator
des
Projekts
Stolpersteine,
dem
sich
Hunderte
Kommunen
angeschlossen
haben.
Patin
für
den
Gedenkstein
an
der
Kommenderiestraße
77
ist
die
Lebenshilfe
für
Menschen
mit
geistiger
Behinderung.
Verlegt
haben
ihn
die
Schüler
Nando
Christ,
Jan
Rotert
und
Atilla
Ilman
vom
Berufsschulzentrum
am
Westerberg.
Das
Büro
für
Friedenskultur
nimmt
Hinweise
über
Schicksale
von
Opfern
des
Nationalsozialismus
entgegen.
Die
Telefonnummer
lautet
05
41/
323-
22
87.
Autor:
Jann Weber