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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Heute freuen sich alle über seine "Fisimatenten"
Zwischenüberschrift:
Der Senator-Wagner-Weg im Stadtteil Sonnenhügel erinnert an den Vater des Bürgerparks
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Bürgerpark ist beileibe nicht das Einzige, was Senator Gerhard Friedrich Wagner (1769–1846) auf die Beine gestellt hat. Aber die Grünanlage auf dem Gertrudenberg ist wohl die nachhaltigste, bis heute von vielen Osnabrückern gern und oft besuchte Einrichtung, die er hinterlassen hat. So war es folgerichtig, den Weg an der Westflanke des Gertrudenbergs nach ihm zu benennen.
Der Kaufmann und Ratsherr dachte sehr fortschrittlich. Er wusste um den Wert von Obstbäumen in zweifacher Hinsicht: zum einen zur Verschönerung des Stadtbildes, zur Freude und Erholung der Bürger, und zum anderen als Wirtschaftsfaktor. War ihm doch geläufig, dass in anderen Landesteilen bereits viel Geld im Obsthandel bewegt wurde, dass " in Sachsen, Thüringen und den Rheinlanden große Summen durch den Handel mit trockenem Obste und reifen Früchten aus Rußland, Polen und dem übrigen Norden eingehen". Völlig uneigennützig ließ er als Vorsitzender der Herrenteichslaischaft vor dem Herrenteichs tor Bäume pflanzen. Mit erbettelten Spendengeldern machte er aus der Alten Poststraße eine Birnbaumallee, die Bohmter Straße ließ er mit Linden säumen, und auf dem Klushügel legte er einen öffentlichen Garten an.
Wagner machte sich um die damals noch in den Kinderschuhen steckende Obstbaumzucht verdient. 1820 gründete er einen " Pomologischen Verein", der seinen Namen von Pomona, der römischen Göttin der Früchte, herleitete. Die Idee dahinter war, dass jedes Mitglied für sich und seine Familienangehörigen einen Obstbaum stiftete. Bei der Heirat eines Kindes, bei der Silberhochzeit und bei weiteren familiären Anlässen war jeweils ein weiterer Baum fällig. Auf diese Weise waren rund 2000 Apfel-, Birnen-, Kirschen-, Zwetschen- und Nussbäume " zur privaten und allgemeinen Benutzung" in der Gartlage, am Klushügel und bis in die Schinkeler Mark hinein angepflanzt worden.
Zunächst erntete Wagner den uneingeschränkten Beifall seiner Mitbürger. Sie waren so angetan von seinem Einsatz für das Stadtgrün, dass sie ihm zu Lebzeiten ein Denkmal setzen wollten. Wagner erfuhr von den Plänen und war nicht begeistert. " Ihre Absicht ist edel, allein nicht anwendbar", schrieb er, der wohl auch vor der Verpflichtung zurückschreckte, die mit einer derartigen Ehrung für ein noch längst nicht vollendetes Werk verbunden wäre. Sein Einspruch nützte nichts, das Denkmal in Form eines mannshohen Obelisken wurde aufgestellt. Es steht heute am Treppenaufgang von der Bohmter Straße zum Klushügel.
Als wenn Wagner es geahnt hätte: Kaum stand das Denkmal, liefen die Dinge für ihn nicht mehr rund. Ein junger Nachwuchs-Pomologe, der 1824 aus Spendengeldern eine Ausbildung in den Herrenhäuser Gärten zu Hannover genossen hatte, damit er die Baumschule übernehmen könne, starb plötzlich an einer Infektion. Bäume wurden mutwillig beschädigt, Obst geraubt, späte Fröste sorgten für schlechte Ernten. Das ganze Unternehmen blieb ein Zuschussbetrieb. Unmut regte sich, die Laischaft strich den jährlichen Zuschuss. Hinzu kam der Spott. Als " Wagnersche Tenten" so die Kurzform von " Fisimatenten", also Dummheiten oder Flausen bezeichneten einige Zeitgenossen Wagners Anstrengungen. Dieses Wort ging dann später in den Namen " Tentenburg" für das Ausflugslokal unter dem Klushügel ein. 1833 wurde die Baumschule verkauft.
Zwei Jahre später gründete Wagner den " Verein zur Erhaltung und Beförderung von Schönheiten vaterländischer Fluren" und gab damit seinem ehrenamtlichen Engagement neben dem Tuchhandel, den er weiterhin an der Krahnstraße, Ecke Nikolaiort, betrieb eine etwas allgemeinere Richtung, die danach strebte, Natur und Stadtentwicklung in Einklang zu bringen. Der Magistrat erteilte ihm die Genehmigung, die alten Kalksteingruben auf dem Gertrudenberg aufzuräumen und das verwilderte Gelände zu einer " Promenade" zu gestalten. Es wurden 30 Fuder Steine bewegt und 60 Fuder Erde angefahren, Obstbäume gepflanzt, dazu Ulmen, gestreifter Ahorn, Wacholder und Rotdorn.
Am 8. Juli 1838 waren die Kalkstein-Höhlen erstmals wieder begehbar, Lampenlicht und Fackeln sorgten für festliche Beleuchtung. Wagner hatte den Grundstein für die Entwicklung eines Stadtparks gelegt, dessen weiterer Ausbau großer Geldmittel bedurfte. Mit Erfolg appellierte er an den Gemeinsinn seiner Mitbürger, von denen mancher das Projekt in seinem Testament bedachte. 1876 ging der Bürgerpark in städtischen Besitz über.
Bildtexte:
Senator Gerhard Friedrich Wagner.
Der Senator-Wagner-Weg liegt an der Westflanke des Gertrudenbergs im Stadtteil Sonnenhügel.
Foto:
Archiv, Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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