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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Bahnschranke bremste Mönters Hausschwein
Zwischenüberschrift:
Konditormeister Anton Mönter
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Verdienstvolle Osnabrücker, die es auf ein Straßenschild geschafft haben, lassen sich meistens in die Berufsgruppen Wissenschaftler, Politiker, Künstler oder Industrielle einsortieren. Doch mindestens zwei Handwerkern wurde diese Ehre auch zuteil. Beide waren Bäckermeister, beider Namen beginnen mit dem Buchstaben M, beider Straßen wurden 1960 gewidmet und liegen im Stadtteil Schinkel-Ost nur wenige Hundert Meter auseinander. Die Rede ist von Heinrich Meinker und Anton Mönter.
Die Liste der Gemeinsamkeiten ist noch länger. Beide waren Mitglieder im Stadtrat, Obermeister ihrer Innungen und wurden 71 Jahre alt. Heute soll der Bäcker- und Konditormeister Anton Mönter vorgestellt werden.
Anton Mönter kam am 8. Juni 1882 als eines von zwölf Kindern auf dem Hof Mönter in Bohmte zur Welt. Die Eltern betrieben neben der Landwirtschaft ein Kolonialwarengeschäft. Der Umgang mit Lebensmitteln wurde dem jungen Anton sozusagen in die Wiege gelegt. Als 15-Jähriger ging er bei Bäcker Wehrmeyer in der Hasestraße in die Lehre. Nach der Gesellenprüfung riet man ihm, eine Konditorlehre anzuschließen, um für eine spätere eigene Existenz breiter aufgestellt zu sein. Konditormeister Meyer in der Möserstraße brachte ihm bei, wie man Torten und edles Backwerk für Gaumen und Auge ansprechend herstellt. Weitere Gesellenjahre führten ihn in die Konditorei Wagner an der Lotter Straße und nach Düsseldorf. Dort, in der Konditorei Sauer, holte er sich den letzten Schliff für die Meisterprüfung.
Wieder in Osnabrück, arbeitete er bei Konditor Teepe in der Rehmstraße. Dort lernte er das Dienstmädchen Anna Stertenbrink aus Lechtingen kennen. Die beiden wurden ein Paar und schmiedeten bald große Pläne. Sie kauften das Wohnhaus Iburger Straße 20 an der Ecke zur Wörthstraße und bauten es im Erdgeschoss zu einem Bäckerladen mit angeschlossenem Café um.
Es war die Zeit, als vier Brötchen noch zehn Pfennige kosteten und es zu Silvester zwölf Berliner für eine Mark gab. Die Iburger Straße war noch keine vierspurige Ausfallstraße und nur lückenhaft bebaut. Es ging gemächlich zu. Besonders dann, wenn die Bahnschranke am Rosenplatz geschlossen war. Und das war sie häufig. " Andere fluchten darüber, aber für meine Großeltern war es manchmal auch ein Segen, weil dann das Hausschwein ausgebremst wurde", weiß Enkelin Barbara Herrmann aus Erzählungen. Für das " Reste-Schwein" fiel in dem großen Haushalt immer reichlich zu fressen ab. Es wurde bisweilen übermütig. Wenn es das Tier nach etwas anderem als immer nur den Tortenresten gelüstete, büxte es aus. Die Lehrjungen mussten los und es wieder einfangen. Gut, wenn dann die Schranke unten war und das Schwein nicht weiterkam.
Anton Mönter war ein umsichtiger Patriarch, der alles in der Familie und im Betrieb wohlgeordnet hatte. Das Geschäft lief gut, Baumkuchen und " Bunte Schüsseln" waren der Renner, das Café zu einem beliebten Treffpunkt der Neustadt geworden. Mönter fand daneben die Zeit für zahlreiche Ehrenämter. " Er rührte in fast allen Pötten der Neustadt", fasst es die Enkelin zusammen: Kirchenvorstand in St. Joseph, Liedervater des Kirchenchors, Präsident des Neustädter Schützenvereins. Und dann die berufsständischen Ämter: Vorstand der Handwerkskammer, Konditorenobermeister, Kreishandwerksmeister, Aufsichtsrat der Bäcker-Einkauf GmbH. " Er war fast keinen Abend zu Hause, hat meine Oma immer geseufzt", erinnert sich Barbara Herrmann.
Ihr Vater Heinz, Jahrgang 1914, war der designierte Betriebsnachfolger. Als Konditormeister stand er im Dienst der kriegswichtigen Ernährungswirtschaft und wurde nicht eingezogen. 1944 meldete er sich freiwillig. Er kehrte nicht vom Balkan-Einsatz zurück. Bis zu seinem Tod am 26. Januar 1954 hoffte Anton Mönter, dass der vermisste Sohn eines Tages heimkehren werde. " Er hat diese Hoffnung mit ins Grab genommen", weiß Herrmann, die damals zehn Jahre alt war. Mutter und Großmutter führten das Geschäft weiter, bis Barbaras Bruder Heinz-Joachim es 1967 übernehmen konnte. Später zog sich der Bruder auf die Herstellung von Diabetiker-Pralinen zurück. Seitdem sind die Ladenräume an der Straßenecke vermietet.
Bildtext:
Anton Mönter
Autor:
Joachim Dierks
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