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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Werden Vögel zu Tausenden geschreddert?
Zwischenüberschrift:
Bremer Umwelt-"Tatort" wirft Fragen auf – Vermeintlich grüner Strom im Zwielicht
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Am Ende war der " Tatort" aus Bremen am Sonntagabend eine unfreiwillige Groteske. Doch er hat Fragen aufgeworfen: Kostet der " grüne Strom" aus den Offshore-Windparks tatsächlich unzählige Vögel das Leben? Gibt es wirklich dramatische Auswirkungen auf die Schweinswale? Und: Sind Umweltschutzorganisationen käuflich? Wir haben nachgefragt bei Greenpeace, Nabu und BUND.
Dass der " Tatort" ins Sonderbare abglitt, war wohl kaum die Absicht von Wilfried Huismann, als er das Drehbuch von " Wer Wind erntet, sät Sturm" zusammen mit Dirk Morgenstern und Boris Dennulat erarbeitete. Der Schöpfer von starken TV-Dokumentationen wie " Der Pakt mit dem Panda" und kritischster Lektüre wie dem " Schwarzbuch WWF" hatte eigentlich den Finger in eine Wunde legen wollen, wie er im Presseheft von Radio Bremen erläutert: " Windkraft auf hoher See führt zu einem massiven Vogelsterben. Millionen von Singvögeln überqueren die Nordsee im Frühjahr und Herbst. Im Gegensatz zu Seevögeln kennen sie sich dort nicht aus. Bei Wind und Regen schaffen sie die lange Strecke nur mit letzter Kraft. Und wenn sie dann bei vollkommener Dunkelheit die Positionslichter der Windräder sehen, steuern sie darauf zu und werden zu Tausenden geschreddert."
Kim Detloff, Leiter Meeresschutz beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu), erklärt dazu auf Anfrage unserer Redaktion: " Einige der heute genehmigten Parks treten geltendes Naturschutzrecht mit Füßen, wie ein von uns in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten 2014 zeigte. Der Sündenfall ist der Park Butendiek." Die Windräder, so Detloff, bildeten unnatürliche Hindernisse für See- und Zugvögel: " Während beobachtet werden kann, dass die Vögel bei guten Wetterbedingungen ausweichen können, gibt es alarmierende Massenkollisionen von Zugvögeln bei schlechtem Wetter, Nacht, Wind, Regen. Im Jahr 2010 kollidierten an einem einzelnen Messmast in der Nordsee in einer Schlechtwetternacht 88 Vögel. Wie viele ins Meer fielen, ist unbekannt." Das Schreckensszenario seien solche Bedingungen zur Hauptvogelzugzeit von August bis Ende November, wenn sich Hunderte Turbinen drehten und Millionen Vögel über die Nordsee flögen.
Weniger dramatisch sieht es Sven Teske, der Greenpeace-Experte für Offshore-Windkraft. Auf die Frage: " Entspricht es Ihren Erfahrungen, dass massenhaft Vögel durch die Rotoren der Offshore-Windparks geschreddert werden?", antwortet er mit einem klaren Nein: " Es besteht zu dieser Annahme überhaupt gar kein Anlass." Norbert Franck, Pressesprecher des BUND, kann es schlichtweg nicht beurteilen: " Uns liegen keine wissenschaftlich gesicherten Zahlen vor."
Für Schweinswale seien Offshore-Windparks jedenfalls ein Problem, bestätigen die Umweltschützer. Kim Detloff vom Nabu: " Die Fundamente der Parks werden gerammt, dabei entsteht ein ohrenbetäubender Lärm von bis zu 200 dB. Schweinswale werden im besten Fall , nur′ vertrieben, Mutter-Kalb-Paare können getrennt werden und wichtige Nahrungs- oder Fortpflanzungsgebiete zeitweise verloren gehen. Die Tiere können im Nahbereich durch die Schallemissionen aber auch verletzt oder gar getötet werden."
Klageverzicht seitens der Umweltschutzverbände sei dennoch kein Einzelfall, sondern " gängiges Geschäftsmodell", beklagt Drehbuchautor Huismann: " Auch mit Ornithologen und Gutachtern habe ich gesprochen. Sie haben mir die Gefährdung der Zugvögel durch Windräder im Meer bestätigt und auch erklärt, warum sie sich dazu öffentlich nicht äußern: Der Markt mit den gut bezahlten Auftragsgutachten durch Windparkbetreiber blüht und gibt vielen Biologen Lohn und Brot."
Auch dazu äußert sich Kim Detloff vom Nabu: " Es gibt in der Tat Stellungnahmen von Gutachterbüros, die meiner Meinung nach fern der aktuellen wissenschaftlichen Meinung sind und sehr weiten Interpretationsspielraum bieten. Ich hoffe wirklich nicht, dass sich Umweltverbände je auf solche Deals einlassen. Gutachten, die Umweltprobleme kleinreden oder kleinrechnen, gibt es aber wie in unserem Rechtsstreit Butendiek. Das Problem ist, dass die Betreiber diese Gutachten in Auftrag geben und bezahlen. Und wer beißt schon in die Hand, die ihn füttert?"
Bildtext:
Werden Windparks in der Nordsee ungezählten Schweinswalen und Vögeln zum Verhängnis?
Foto:
dpa
Autor:
Joachim Schmitz


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