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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Tempolimit am Westerberg oft ignoriert
 
Autofahrer pfeifen auf Tempo 30
Zwischenüberschrift:
46 Prozent Durchgangsverkehr am Westerberg – Runder Tisch uneins: Entlastung durch neue Straßen?
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Eine Untersuchung des Planungsbüros " Planersocietät" hat ergeben: Die Mehrzahl der Autofahrer ignoriert das Tempolimit auf dem Westerberg. Ein Problem ist auch der starke Durchgangsverkehr, der einen Anteil von bis zu 46 Prozent am Gesamtverkehr hat. Die Ergebnisse der Untersuchung hat das Planungsbüro nun dem Runden Tisch " Verkehr Westerberg" vorgestellt. Die Analysten stellten eine " häufige Missachtung von Geschwindigkeitsbegrenzungen", eine teilweise Missachtung des Lkw-Durchfahrtverbotes und des Nachtfahrtverbotes an der Paracelsus-Klinik fest. Der Runde Tisch sucht nach Wegen, die Verkehrbelastung zu reduzieren. Einig sind sich die Teilnehmer in einem Punkt: Wenn die Einhaltung der Verkehrsregeln schärfer kontrolliert würde, wäre schon mal etwas gewonnen.

Osnabrück. Die Mehrzahl der Autofahrer ignoriert das Tempolimit auf dem Westerberg. Das ist ein Ergebnis einer Untersuchung, die das Planungsbüro " Planersocietät" dem Runden Tisch " Verkehr Westerberg" vorstellte. Ein Problem ist auch der starke Durchgangsverkehr, der einen Anteil von bis zu 46 Prozent am Gesamtverkehr hat.

Der Runde Tisch sucht nach Wegen, die Verkehrbelastung des Westerberges zu reduzieren ohne andere Stadtteile zusätzlich zu belasten und die Erreichbarkeit der Wohngebiete, Hochschulen oder Krankenhäuser zu erschweren. Das kommt der Quadratur eines Kreisverkehrs gleich, wie sich auch in der dritten Sitzung des nicht öffentlich tagenden Runden Tisches offenbarte. Einig sind sich die Teilnehmer zumindest in einem Punkt: Wenn die Einhaltung der geltenden Verkehrsregeln schärfer kontrolliert würde, wäre schon mal etwas gewonnen.

Das Planungsbüro " Planersocietät" hat im Auftrag der Stadt den Verkehr auf dem Westerberg unter die Lupe genommen. Die Analysten stellten eine " häufige Missachtung von Geschwindigkeitsbegrenzungen", eine teilweise Missachtung des Lkw-Durchfahrtverbotes und des Nachtfahrtverbotes an der Paracelsus-Klinik fest. Beispielhaft in Zahlen ausgedrückt: 85 Prozent der Autofahrer rollen mit Tempo 42 über die Mozartstraße/ Lien eschweg, wo Tempo 30 gilt.

Die Nord-Süd-Verbindung über Gluckstraße/ Sedanstraße/ Natruper Holz wird nach Zählungen der Stadt von 8000 bis 10 000 Fahrzeugen jeden Tag befahren. Der Durchgangsverkehr erreicht einen Anteil von 40 bis 46 Prozent. Damit sei die für 2025 prognostizierte Zahl bereits heute erreicht, sagt Daniel Bugiel, der an der Gluckstraße wohnt und sich in der Bürgerinitiative Pro West für den Bau der Entlastungsstraße eingesetzt hatte. Auf der Caprivi- und Albrechtstraße bewegen sich täglich jeweils 7500 Fahrzeuge, der Anteil des Durchfahrtverkehrs liegt dort bei 43 Prozent.

Straßen sperren?

Der Runde Tisch hat sich zum Ziel gesetzt, den Durchgangsverkehr zu reduzieren und den Anteil anderer Verkehrsträger wie Bus und Fahrrad zu erhöhen. Aber wie? Zum Beispiel durch Straßensperrungen: Das Planungsbüro erhielt nach den Worten von Stadtbaurat Frank Otte den Auftrag, ein Modell zu entwickeln, das die Folgen solcher Eingriffe auf andere Straßen und Stadtteile darstellt. Auch den Bau neuer Verbindungen schloss Otte nicht aus bis auf die Entlastungsstraße West.

Das stößt auf Kritik der Anlieger der heimlichen Westumgehung über die Gluckstraße bis Mozartstraße. Sie sind überzeugt, dass ohne den Bau neuer Straßen keine spürbare Entlastung eintreten wird. Deshalb müsse auch die in der Bürgerbefragung 2014 gescheiterte Entlastungsstraße West weiter eine Option sein, meint Johannes Lohmöller von der Gluckstraße. Er wehrt sich gegen das " Denkverbot" des Stadtbaurates.

Lohmöller ärgert sich, dass in der sorgsam austarierten Presseerklärung der Stadt über die jüngste Sitzung des Runden Tisches dieser Aspekt nicht aufgegriffen wurde. Stattdessen ist vom " Verzicht auf den Bau neuer Straßen" die Rede, was nicht die Meinung des ganzen Runden Tisches widerspiegele, so Lohmöller. " Da der Autoverkehr in der Weststadt aufgrund der neuen städtebaulichen Entwicklungen erheblich zunehmen wird und auch der Wall keinen zusätzlichen Verkehr mehr aufnehmen kann, regen wir an, über Netzergänzungen als Bausteine eines nachhaltigen Verkehrskonzepts für Osnabrück ergebnisoffen zu diskutieren", heißt es in einer ergänzenden Erklärung von Pro West und den Vertretern der Interessengemeinschaften Natruper Holz, Gluckstraße, Mozartstraße, Albrechtstraße und Caprivi straße.

Straßen bauen?

Einig ist sich der Runde Tisch in dem Ziel, " die Wahl der Verkehrsmittel so zu beeinflussen, dass weniger Autos über den Westerberg rollen". Dazu sollen die Buslinien optimiert, die Sicherheit für Fußgänger (vor allem für Schulkinder und ältere Menschen) erhöht, das Radwegenetz ausgebaut und ein " Mobilitätsmanagement", das konkrete Alternativen zum Auto anbietet, eingeführt werden. " Das kann eine wichtige Hebelwirkung haben", wird Michael Frehn von der Firma " Planersocietät" in der städtischen Pressemitteilung zitiert. Mobilitätsmanagement beinhalte zum Beispiel, Fahrgemeinschaften für Mitarbeiter größerer Betriebe wie Klinikum oder Hochschule zu initiieren.

Der Anteil des individuellen Autoverkehrs am Gesamtverkehr (einschließlich Bus, Lkw, Rad und Fußgänger) liegt nach Angaben der Stadt im Stadtteil Westerberg bei etwa 53 Prozent. " Ein normaler Wert", wie Verkehrsplanerin Heike Stumberg vom Fachbereich Städtebau erläutert. Dieser Wert soll auf 25 Prozent sinken. Dazu müsste etwa der Anteil des Busverkehrs verdoppelt werden ein Ziel, das nur schwer zu erreichen und mit hohen Kosten verbunden wäre, wie Michael Frehn erläuterte. Fahrradstraßen und Radschnellwege sollen den heute schon hohen Radfahreranteil am Westerberg weiter erhöhen.

Das Planungsbüro " Planersocietät" soll dem Runden Tisch im September ein Konzept vorlegen.
Bildtext:
Zu schnell: Gutachter stellten eine " häufige Missachtung von Geschwindigkeitsbegrenzungen" von Verkehrsteilnehmern auf dem Westerberg fest.
Foto:
Jörn Martens

Kommentar
Scheitern

Der Runde Tisch ist der ehrliche Versuch, gegensätzliche Interessen auszugleichen und den Verkehr in einer Weise neu zu ordnen, die Einzelne nicht übermäßig belastet. Aber Hand aufs Herz: Diese Aufgabe ist eigentlich nicht zu lösen. Diszipliniert diskutierten die Teilnehmer in den ersten beiden Runden, nach der dritten Runde treten erstmals die tiefen Differenzen zutage. Und je weiter die Arbeit fortschreitet und je mehr konkrete Maßnahmen (wie Straßensperrungen) ins Auge gefasst werden, umso größer werden die Konflikte. Egal, was sich der Runde Tisch einfallen lässt, irgendjemand wird Nachteile dadurch erleiden, sich in seiner Lebensqualität beeinträchtigt sehen und den Runden Tisch zum Teufel wünschen. Wir sollten uns nicht wundern, wenn der Runde Tisch eines nicht so fernen Tages sein Scheitern eingesteht.
Autor:
Wilfried Hinrichs


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