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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
So schlicht wie die Ordensregeln
Zwischenüberschrift:
Das Kloster von der ewigen Anbetung an der Hase
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wer die Osnabrücker Wallringstraße verfolgt, stößt beim Hasetor unübersehbar auf das mächtige Befestigungs-Bollwerk der Vitischanze. Auf der anderen Straßenseite liegt, keine 100 Meter entfernt, das Kloster von der ewigen Anbetung und wird von kaum einem Vorbeifahrenden beachtet. Deutlich von der Straße zurückgesetzt, erklärt schon die Lage seine Zweckbestimmung: ein stiller Ort des Gebets und der geistlichen Andacht zu sein.

Gern wird in stadtgeschichtlichen Beschreibungen die Vitischanze mit ihrem massiven Mauerwerk als Sinnbild irdischer Macht dem zurückgenommenen Kloster als Ort geistlicher Sinnsuche gegenübergestellt. Zwei Welten begegnen sich in diesen beiden Bauwerken

Dabei muss man festhalten, dass die Vitischanze um mehrere Jahrhunderte älter ist als das Kloster. Das Gegenüber von weltlicher und geistlicher Macht hat sich wohl eher zufällig so ergeben. Denn die Klosterfrauen erhielten nach ihrer Vertreibung in den Jahren des Kulturkampfs und dem holländischen Exil das Grundstück an der Hase geschenkt.

1898 bezogen sie das von Architekt und Bildhauer Heinrich Seling entworfene Klostergebäude, das auf der historischen Ansichtskarte zu sehen ist. Von der vierflügeligen Anlage, die einen nahezu quadratischen Innenhof umschließt, ist vom Wall aus nur der südliche Flügel mit der Klosterkapelle zu sehen. Selbst dieser Kapellenflügel kommt mit seiner ungegliederten Bruchsteinfassade sehr schlicht daher. Die hier geübte Schlichtheit schien einem kontemplativen Orden angemessen.

Der Orden der " Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament" wurde 1854 in Osnabrück neu gegründet, nachdem 50 Jahre zuvor das erste Kloster dieser Gemeinschaft, das Gertrudenkloster, im Zuge der Säkularisation aufgehoben worden war. Der neue Orden ließ sich zunächst am Kamp 5 nieder, wo er die Leitung der Höheren Töchterschule übertragen bekam. Räumliche Enge führte bereits im Folgejahr zum Umzug in das Breusing′sche Patrizierhaus Neuer Graben 10. 1865 übergab der Orden Schule und Internat an die Ursulinen. Die Benediktinerinnen hatten offensichtlich festgestellt, dass sich der quirlige Schulbetrieb nicht gut mit einem Leben nach den Regeln des heiligen Benedikt von Nursia vertrug. Sie verlegten sich auf (bis heute) Hostienbäckerei und Paramentenstickerei.

1875 mussten die Schwestern Osnabrück verlassen. Die preußische Regierung hatte im sogenannten Kulturkampf alle geistlichen Orden mit Ausnahme der krankenpflegenden verboten. Die Osnabrücker Schwestern fanden in Oldenzaal in den Niederlanden Asyl. Ludwig Windthorst als Gegenspieler Bismarcks setzte sich energisch für eine Rückkehr der Ordensfrauen ein. 1888 wurde sie gestattet.

Es dauerte aber noch weitere zehn Jahre, bis mit der alten Nobbenburg ein geeigneter Bauplatz gefunden und das Klostergebäude errichtet war. Die Nobbenburg war ein landwirtschaftliches Anwesen im Besitz der Familie Siebenbürgen. Ältester Sohn und Hoferbe war Johann Siebenbürgen, Priester in Melle und dem Orden sehr zugetan. Er hatte ein Gelübde abgelegt: Wenn die Schwestern aus Oldenzaal zurückkehren können, dann stiftet er den Familienbesitz.

Zeitsprung nach 1941: Die Gestapo will das Hasekloster konfiszieren und die Ordensfrauen vertreiben. Das verhindert Standortpfarrer Christian Dolfen: Auf seine Vermittlung hin wird das Kloster dem Wehrkreis-Sanitätswesen unterstellt. Fortan nähen die Schwestern Dreieckstücher und verpacken Verbandszeug und Medikamente. So können sie wenigstens in ihrem Haus bleiben.

Am 13. September 1944 war es damit vorbei. Bei einem Bombenangriff wurde der vordere Kapellenflügel total und die übrigen Gebäudeteile schwer beschädigt. Drei Schwestern starben unter den Trümmern.

Nach dem Zusammenbruch schickte Bischof Berning den jungen Kaplan Helmut Hermann Wittler im ganzen Bistum herum, um für die Benediktinerinnen zu beten und Spenden zu sammeln. Es kamen viele Sachspenden in Form von Baumaterial und Geld zusammen. Baumeister Josef Feldwisch-Drentrup errichtete einen Neubau auf den alten Grundmauern in einem noch sachlicheren Stil als der Vorgänger.

Der Rundturm vor der Südfassade entfiel, ein Teil der Rundbogenfenster wurde eckig, der Haupteingang wanderte weiter nach rechts. Hundert Jahre nach der Ordensgründung, am 11. Juli 1954, weihte Bischof Wilhelm Berning die neue Kapelle.

Übrigens: Die hier gezeigte Ansichtskarte und 150 weitere von Kirchen und Klöstern in Osnabrück sind noch bis zum 22. Mai im Forum am Dom zu sehen. " Herzliche Grüße aus Osnabrück" heißt die Ausstellung mit Motiven aus der Sammlung Helmut Riecken.
Bildtexte:
Koloriert und deshalb besonders beliebt war diese Karte mit der Ansicht des Haseklosters. Sie ging mit besten Grüßen im Mai 1920 auf die Reise zu einem Empfänger nach Hamburg.
Ansichtskarte des Verlags H. Wenner (Sammlung Helmut Riecken)
Beim Nachkriegs-Neubau wurde auf den runden Treppenturm mit integriertem Glockenhaus verzichtet. Ein Dachreiter trägt seitdem die Gebetsglocke.
Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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