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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Vom Liftboy zum Hochschullehrer
Zwischenüberschrift:
Der Theo-Fritz-Koch-Weg erinnert an den Maler und Kunstpädagogen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Karl Kühling nannte ihn " den Maler von Osnabrück". Wie kaum ein anderer in Menge und Qualität hielt Theo Fritz Koch Stadt und Umland besonders in der Zeit zwischen den Weltkriegen fest. Er malte bis zu seinem letzten Lebenstag, dem 3. Oktober 1949. Sein letztes Bild zeigt die Pernickelmühle.
Dabei war Theo Fritz Koch gewiss nicht der typische Heimatmaler. In seiner ersten Lebenshälfte war er ständig auf Achse und probierte auch beruflich so manches aus, bevor das Zeichnen und das Malen ihn nicht mehr losließen. Aus seinen Aufzeichnungen lassen sich 90 Wohnungswechsel und 18 Atlantiküberquerungen errechnen. Das ging schon damit los, dass er in Welferdingen/ Lothringen geboren wurde, wobei seine Eltern aus Dielingen und Den Haag stammten.
In Theo Fritz Kochs Geburtsjahr 1875 war der Vater in Welferdingen kaiserlicher Wasserbau-Bezirksingenieur. Doch das Leben in einem deutschfeindlichen Umfeld Lothringen war nach dem Krieg 1870/ 71 unfreiwillig zum deutschen " Reichsland" geworden behagte der Familie nicht. Der Vater sah sich in verschiedenen deutschen Städten, darunter auch Osnabrück, nach einer neuen Anstellung um, fand aber nichts Passendes. 1880 wanderte er mit seiner Familie in die USA aus.
Staunend erlebte der kleine Theodor Fritz in Nebraska den noch wirklich Wilden Westen, lernte auf der entlegenen Farm das Viehhüten, beobachtete Scharmützel mit Indianern und wurde von Wölfen und Klapperschlangen gejagt. Doch für den vom Zeichenbrett herkommenden Vater war das Farmerleben nicht die Erfüllung.
Die Familie zog weiter nach Milwaukee, wo der Vater Arbeit in einem Architekturbüro fand. Leider war er an einen unlauteren Chef geraten. Es gab wieder große Enttäuschungen und nicht eingehaltene Versprechungen. Theo Fritz entdeckte unterdessen in der Schule seine Neigung zum Malen.
1883 kehrte die Familie nach Deutschland zurück, weil sich die Möglichkeit bot, den Landbesitz des Großvaters in Dielingen zu bestellen. Die Überfahrt auf einem kleinen Passagierschiff endete auf einer Sandbank vor der niederländischen Küste im Nebel. Die Schiffbrüchigen wurden gerettet und kamen bei Verwandten in Holland unter, bis sie nach Dielingen weiterreisen konnten.
Der Wechsel blieb die einzige Konstante. 1886 brachen die Kochs wieder in die Neue Welt auf, diesmal nach Minneapolis. Theo Fritz ging dort weiter zur Schule. Als er 13 war, verunglückte der Vater und wurde erwerbsunfähig. Theo Fritz musste zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Erst als Laufbursche in einem Kaufhaus, dann als Liftboy, in einer Wäscherei und einer Rechtsanwaltskanzlei.
Der Rechtsanwalt war ein gütiger Mensch, erkannte Kochs künstlerisches Talent und ermöglichte ihm den Besuch der Kunstakademie Minneapolis. Dort entwickelte Theo Fritz nicht nur seine Maltechniken weiter, er ließ sich auch zum Kunsterzieher ausbilden. 1898 wurde er Zeichenlehrer an einer Fachschule für Kindergärtnerinnen. Da er gleichzeitig Bilder malte und verkaufte, schuf er sich eine finanziell stabile Existenz.
Obzwar er amerikanischer Staatsbürger geworden war, zog es ihn immer wieder nach Europa zurück. Bei namhaften Künstlern in Berlin, Paris, Den Haag und München vervollkommnete er seine künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten. Gleichzeitig reizte ihn die Pädagogik. 1897 baute er zusammen mit seiner Schwester Nellie den ersten zweisprachigen Kindergarten der USA auf, legte als erster Mann in den USA das Kindergärtner-Examen ab, entwarf mit einigem finanziellem Erfolg Ausschneidebögen für bettlägerige Kinder, unterrichtete in England an einer revolutionären Koedukationsschule und war 1908 Mitgründer eines Landerziehungsheims bei Genf.
In dem aufgeheizten weltpolitischen Klima vor dem Ersten Weltkrieg ging die unstete erste Lebenshälfte Kochs zu Ende. 1912 ließ er sich in Osnabrück nieder, wohnte an der Gutenbergstraße und am Corsicaskamp und unterrichtete mehr als 20 Jahre lang Zeichnen am Ratsgymnasium. Weil er sich in den USA den Christian Scientists angeschlossen hatte, wurde er 1933 aus dem Schuldienst entlassen.
Damit war der Weg in seine produktivste künstlerische Schaffensphase frei. Um die 1700 Bilder des noch unzerstörten Osnabrück zeugen von Kochs tief empfundener Liebe zur Hasestadt, die ihm nach der bunt schillernden ersten Lebensphase eine glückliche Wahlheimat bot.
Bildtext:
Ein Selbstporträt des Osnabrücker Malers Theo Fritz Koch.
Der Theo-Fritz-Koch-Weg befindet sich in der Wüste und zweigt vom Pappelgraben ab.
Fotos:
Löckmann, J. Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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