User Online: 2 |
Timeout: 02:45Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
10.06.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Waschtag an der kalten Nette
Zwischenüberschrift:
Freigelassene Zwangsarbeiter nutzten Militärbadeanstalt für alltägliche Bedürfnisse
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Baden
in
und
an
der
Nette
hat
in
Osnabrück
Tradition.
Ab
1908
planschten
unsere
Urgroßväter
und
-
mütter
in
den
Wassern
des
Nette-
Flusses
oberhalb
der
Haster
Mühle.
Noch
etwas
weiter
flussaufwärts
richtete
die
Gemeinde
Haste
1927
eine
Badeanstalt
unweit
der
Nackten
Mühle
ein,
die
im
allgemeinen
Sprachgebrauch
nach
dem
Mühlenbesitzer
Böhne
"
Böhnen
Schwimmer"
hieß.
Ein
flaches
Becken
daneben
war
dementsprechend
"
Böhnen
Nichtschwimmer"
.
Ebenfalls
in
Haste,
aber
nicht
in
der
Nette,
sondern
in
den
Fluten
des
Kanals
konnte
man
ab
1922
beaufsichtigt
schwimmen.
Der
Schwimmclub
"
Neptun"
hatte
nördlich
der
Römereschbrücke
eine
Badeeinrichtung
geschaffen,
die
auch
von
den
Volksschulen
Haste
und
Eversburg
genutzt
wurde.
Für
die
Kleinen
gab
es
ein
Planschbecken,
eben
"
den
Nichtschwimmer"
,
außerhalb
des
Kanalbetts.
1956
war
es
mit
dem
Badespaß
am
Kanal
vorbei.
Das
Ufer
wurde
zum
Lagerplatz
für
Kies
und
Sand
umgewidmet
(heute
Firma
Bergschneider)
.
1973
feierte
die
Tradition
des
Badens
an
der
Nette
ein
Comeback
mit
der
Eröffnung
des
städtischen
Nettebades
an
der
Vehrter
Landstraße.
Es
gab
aber
noch
ein
weiteres
"
Nettebad"
in
Haste.
Es
spielte
in
der
Öffentlichkeit
keine
Rolle,
und
als
Normalsterblicher
kam
man
auch
gar
nicht
hinein.
Gemeint
ist
die
Militärbadeanstalt
auf
dem
Kasernengelände
Netterheide.
Auf
dem
historischen
Foto
ist
das
Schwimmbecken
zu
sehen,
das
fast
bis
an
den
ehemaligen
Flugzeughangar
heranreichte.
Die
Menschen
am
Beckenrand
sind
jedoch
keine
Soldaten
und
auch
keine
normalen
Badegäste.
Fürs
Baden
ist
es
auch
wohl
ohnehin
noch
zu
kalt,
wie
der
jahreszeitliche
Zustand
der
Bäume
andeutet.
Vermutlich
im
Frühjahr
1946
sehen
wir
befreite
osteuropäische
Zwangsarbeiter,
die
vorübergehend
in
den
Winkelhausen-
Kasernen
untergebracht
waren,
beim
Wäschewaschen,
Trocknen
und
Bleichen.
Nach
der
Befreiung
im
April
1945
hatten
die
britischen
Besatzer
rund
10
000
ehemalige
Kriegsgefangene
und
Zwangsarbeiter
aus
Stadt
und
Land
in
der
zu
einem
Auffanglager
umfunktionierten
Kaserne
zusammengezogen,
um
sie
von
hier
aus
geordnet
in
ihre
Heimatländer
zurückführen
zu
können.
Franzosen,
Belgier
oder
andere
Westeuropäer
konnten
sofort
nach
Kriegsende
in
ihre
Heimat
zurückkehren.
Bei
Russen,
Ukrainern,
Polen,
Letten
und
Litauern
hingegen
war
das
nicht
so
einfach.
Ein
Mangel
an
Transportkapazitäten
und
unzureichende
Verkehrsverbindungen
waren
nicht
die
einzigen
Gründe,
denn
viele
wollten
gar
nicht
zurück.
Unter
den
Polen
und
Balten
hatte
sich
herumgesprochen,
dass
sich
in
ihrer
Heimat
die
Rote
Armee
festgesetzt
hatte,
was
eine
Rückkehr
wenig
attraktiv
machte.
Staatsbürger
der
UdSSR
befürchteten,
vielfach
zu
Recht,
dass
sie
nicht
zu
ihren
Familien
kommen
würden,
sondern
nach
Sibirien.
Unter
dem
Vorwurf,
sie
hätten
mit
dem
faschistischen
Feind
kollaboriert,
wurden
viele
zu
langjähriger
Lagerhaft
und
Zwangsarbeit
verurteilt.
Die
Sklavenarbeit
in
Deutschland
hatten
sie
überlebt,
nun
gingen
viele
von
ihnen
im
stalinistischen
Gulag
im
eigenen
Lande
zugrunde.
Von
düsteren
Vorahnungen
beseelt,
versuchten
einige
Russen,
sich
der
Rückführung
zu
entziehen
und
versteckten
sich
zeitweilig
in
den
Steinbrüchen
des
Piesbergs.
Andere
holten
sich
das,
was
sie
lange
hatten
entbehren
müssen,
von
der
wehrlosen
Zivilbevölkerung
besonders
auf
den
Höfen.
Es
kam
zu
schweren
Plünderungen,
Diebstählen
und
Gewalttaten.
Petrijünger
versuchten
mit
Angeln
und
Netzen
ihr
Glück
im
Stichkanal.
Einigen
war
das
zu
mühselig.
Sie
öffneten
im
Mai
1945
kurzerhand
an
der
Haster
Schleuse
die
Schotten
und
ließen
damit
das
Wasser
aus
Kanal
und
Hafen
ablaufen,
um
im
verbliebenen
Rinnsal
die
Fische
mit
den
Händen
einsammeln
zu
können.
Die
Folge
waren
starke
Schäden
an
den
Böschungen.
Die
Schifffahrt
konnte
erst
im
Frühjahr
1946
wieder
aufgenommen
werden.
Wido
Spratte
beschreibt
in
der
Haster
Chronik,
dass
die
britische
Besatzungsmacht
ganz
offensichtlich
die
Folgen
des
Hasses
unterschätzt
hatte,
der
sich
bei
diesen
Opfern
des
NS-
Regimes
durch
jahrelange
Unterdrückung
angestaut
hatte.
Erst
1947
gelang
es
ihr,
die
Sicherheit
der
Haster
Bevölkerung
einigermaßen
wiederherzustellen.
Bildtexte:
Große
Wäsche
in
der
Netterheide:
Vermutlich
im
Frühjahr
1946
nutzen
ehemalige
Zwangsarbeiter
das
Schwimmbecken-
Wasser
zum
Reinigen
ihrer
Kleidung
und
die
Wiese
zum
Bleichen.
Im
Mittelgrund
der
ehemalige
Flugzeug-
Hanger
mit
der
etwas
verwaschenen
Landeplatz-
Beschriftung
"
Osnabrück"
,
im
Hintergrund
der
Piesberg.
Das
Foto
stammt
aus
dem
Besitz
des
Imperial
War
Museum
in
London,
Entnommen
ist
es
aus
dem
Band
"
Osnabrück
1945-
1955,
Stadtgeschichte
in
Bildern"
von
Wido
Spratte,
Verlag
Wenner,
2005.
Eine
Straßenbaufirma
hat
heute
an
gleicher
Stelle
ihren
Materiallagerplatz.
Sie
hat
den
denkmalgeschützten
Flugzeughangar
äußerlich
annähernd
in
den
Originalzustand
zurückversetzt.
Foto:
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks