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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Lagerraum im alten Kriegsbunker?
Zwischenüberschrift:
Anwohner wollen neue Nutzung verhindern – Gegen Lkw-Verkehr in der Redlingerstraße
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Ohne die Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg wäre Osnabrück um einiges schöner. Aber die martialischen Bauwerke mit ihren dicken Betonmauern lassen sich nicht so einfach aus dem Stadtbild tilgen. Da liegt es nahe, nach sinnvollen Nutzungen Ausschau zu halten. Doch es gibt Widerstände: An der Redlinger straße wehren sich Anwohner dagegen, dass der Hochbunker als Lagerraum genutzt wird.

Er ist ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg, das von vielen verflucht wird. Der Hochbunker steht nutzlos auf dem Hof der Hauptschule Innenstadt herum. Bei einem Luftangriff könnte er theoretisch 1568 Menschen Schutz bieten. Deshalb wurde er 1980 mit hochfestem Beton für den Zivilschutz instand gesetzt.

1, 5 Millionen DM (rund 750 000 Euro) hat die Sanierung gekostet. Das war damals viel Geld. Ein Abriss, so rechnete das Staatshochbauamt vor, wäre aber noch viel teurer geworden. Doch seit dem Ende des Kalten Krieges will der Bund nichts mehr vom Zivilschutz wissen. 1993 schlug der damalige Stadtbaurat Jörg Ellinghaus vor, auf dem Dach des Stehimwegs schicke Apartments zu errichten mit einem tollen Blick über die Dächer der Stadt. Aber die Zeit war wohl noch nicht reif für solche Visionen. Es blieb bei der Idee.

Vor anderthalb Jahren hat Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) den Betonklotz verkauft. Seitdem gehört er der Immobiliengesellschaft Helbrecht, die nach einer geeigneten Nutzung für die 1500 Quadratmeter im Innern sucht. So entstand die Idee, Lagerräume hinter den zwei Meter dicken Mauern zu vermieten. Das habe sich angeboten, weil es nicht weit zu den Geschäften in der Innenstadt sei, und die brauchten doch Lagerkapazitäten, sagt Tim Helbrecht, dessen Gesellschaft jetzt über den Betonkasten verfügt. Im Innern des Bauwerks gebe es viel Platz, und die Räume seien trocken. Helbrecht lässt aber durchblicken, dass die Sache noch nicht entschieden sei und dass er auch keinen Streit mit der Nachbarschaft wolle.

Immerhin hat er eine Bauvoranfrage an die Stadt gerichtet. Das formulierte Ziel lautet Umnutzung eines Hochbunkers als Lagergebäude mit Pkw-Stellplätzen″. Inzwischen hat der Fachbereich Städtebau den Nachbarn Gelegenheit zur Akteneinsicht und zur Stellungnahme gegeben. Das Vorhaben stößt auf massive Ablehnung, einige der Angeschriebenen haben gleich ihre Rechtsanwälte eingeschaltet. Kritisiert wird vor allem, dass in der Redlingerstraße zusätzlicher Lieferverkehr entstehen werde.

Es ist nach meiner Meinung keine gute Idee, diesen Bunker zu einem Parkhaus oder Lagergebäude umzuwandeln″, schreibt beispielsweise Anwohner Wolfgang Brüggemann. Die Redlingerstraße sei als Fußgängerzone bereits überbelastet durch den Anlieferverkehr für die Gaststätten und Geschäfte. Sie sei seinerzeit als Wohnstraße geplant worden, und das solle sie auch bleiben.

Da die Straße recht eng ist, würden Passanten gezwungen, bis an die Häuserfronten auszuweichen. Das würde zweifelsohne die heutige Atmosphäre empfindlich beeinträchtigen″, heißt es in der Stellungnahme von Christiane Schwarzwald, die in der Redlinger straße ein Geschäft betreibt.

Uwe Lehmkuhl, Inhaber einer Gewerbeimmobilie direkt an der Zufahrt zum Bunker, kann sich zwar eine kulturelle Nutzung des Betonklotzes vorstellen, aber kein Lager. So etwas gehöre an eine Ausfallstraße oder auf die grüne Wiese″. Die Redlingerstraße habe sich zu einer beliebten Wohn- und Geschäftsstraße entwickelt. Ihr drohe durch den Verkehr ein irreparabler Schaden.
Bildtexte:
Ein Stehimweg, den viele verfluchen: Der Hochbunker an der Redlingerstraße soll zum Lagerraum werden.
Miesester Schulhof Niedersachsens″: der Hochbunker 1979 vor der Sanierung.
Kahle Wände, kahle Böden: So sieht es im Innern des Bunkers aus.
Fotos:
Jörn Martens, Archiv/ Peter Allen, Archiv/ Thomas Osterfeld

Das Monstrum

Als Monstrum″ erlangte der Hochbunker an der Redlingerstraße im Februar 1979 landesweite Aufmerksamkeit. Wegen seines trostlosen Anblicks hatte der damalige Oberstadtdirektor Raimund Wimmer den Pausenhof der Möser-Realschule als miesesten Schulhof Niedersachsens″ bezeichnet, und Kultusminister Werner Remmers hatte bei einem Ortstermin von einer schlichten Katastrophe″ gesprochen.

Der Hochbunker war damals eine Ruine, weil die britischen Besatzer nach dem Krieg zwölf riesige Löcher ins Obergeschoss gesprengt hatten.

Das Staatshochbauamt ließ in den Folgejahren die Löcher schließen und den Bunker erneut für den Zivilschutz ausbauen. Im Falle eines Krieges sollten bis zu 1568 Menschen hinter den Betonwänden Schutz finden, allerdings nur für zehn Stunden, weil Wasser- und Lebensmittelvorräte nicht vorgesehen waren. Zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Kalten Krieges hat der Bund den Hochbunker verkauft.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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