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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Spendenmodell für das Emma-Theater
 
Stadt verdoppelt jeden Spenden-Euro
Zwischenüberschrift:
Emma-Theater als Muster für öffentlich-private Kofinanzierung?
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Für jeden Spenden-Euro, der in die Sanierung des Emma-Theaters fließt, legt die Stadt einen Euro dazu. Dieses neue Finanzierungsmodell wurde jetzt im Finanzausschuss abgesegnet. Restlos überzeugt sind die Rats politiker davon allerdings noch nicht.

Osnabrück. Die Stadt Osnabrück erprobt ein neues Finanzierungsmodell: Für jeden Spenden-Euro, der in die Sanierung des Emma-Theaters fließt, legt die Stadt einen Euro dazu. Der Finanzausschuss stimmte geschlossen zu, ließ aber auch Bedenken anklingen. Denn die Nebenwirkungen sind nicht absehbar.

Die Idee der Kofinanzierung hatte Oberbürgermeister Wolfgang Griesert in seiner Handgiftenrede aufgeworfen. Das Theater, so sein Plädoyer, möge sich stärker um private Geldgeber bemühen, wie es etwa dem Zoo in vorbildlicher Weise durch ein kluges Sponsoring gelinge. Die Sanierung des Emma-Theaters würde sich für dieses Finanzierungsmodell anbieten, sagte Griesert. Politik, Theater und potenzielle Spender nahmen den OB beim Wort.

Der Finanzausschuss billigte nun einstimmig das Konzept. Es sieht vor, dass die zweckgebundenen Spenden für die Erneuerung der Bühnentechnik und Beleuchtung von der Stadt bis zu einer Höchstgrenze von 150 000 Euro aufgestockt werden. Spenden städtischer Tochtergesellschaften werden dabei ausdrücklich nicht berücksichtigt. Damit ist ausgeschlossen, dass sich die Stadt etwa durch Spenden der Stadtwerke oder Sparkasse selbst in Zugzwang setzt.

Die Sanierung des Emma-Theaters kostet 1, 8 Millionen Euro. Die Hälfte wird aus europäischen Fördermitteln finanziert, einen Teil steuert das Theater aus eigenen Rücklagen bei. Der kaufmännische Leiter des Theaters, Matthias Köhn, taxiert die Deckungslücke auf 300 000 Euro. " Wir sind sehr optimistisch, 150 000 Euro durch Spenden akquirieren zu können", sagte Köhn in der Sitzung des Finanzausschusses. Er ließ keinen Zweifel, dass die Spenden nur fließen, wenn die Stadt ihre Zusage einhält.

Dazu ist die Politik bereit. Sprecher aller Fraktionen lobten im Finanzausschuss das bürgerschaftliche Engagement der Spender und interpretierten die Hilfsbereitschaft als Zeichen für eine hohe Identifikation mit dem Theater. Einige Finanzpolitiker formulierten dennoch ein lautes Aber: Es sei fraglich, ob das Instrument als Modell für weitere Projekte dienen könne.

" Kannibalisierung"

Thomas Thiele (FDP) sieht in dem Verfahren " kein Instrument einer soliden Haushaltsführung". Jens Martin (SPD) warnte, es könne zu einer " unbeabsichtigten Lenkung von Geldströmen" kommen. Martin: " Stiftungen können ihr Geld auch nur einmal ausgeben." Sebastian Bracke (Grüne), Vorsitzender des Kulturausschusses, schloss ebenfalls eine " Kannibalisierung" nicht aus: " Diese einmalige Sache ist gut, aber wir müssen uns Gedanken machen, wie wir das Verfahren für die Zukunft auf eine strukturelle Ebene heben." Michael Hagedorn (Grüne) teilte die Bedenken, blickte aber vor allem auf einen positiven Aspekt: " Unterm Strich wird der städtische Haushalt entlastet."

Fritz Brickwedde (CDU) warb dafür, noch stärker auf das bürgerschaftliche Engagement zu setzen. Die Kofinanzierung beim Emma-Theater sei ein " ganz, ganz wichtiges Projekt", das als Muster für andere dienen könne, vor allem im Kulturbereich und auch in ganz anderer Größenordnung. Brickwedde erinnerte daran, dass das zwei Millionen Euro teure Bildungszentrum im Botanischen Garten zur Hälfte privat finanziert worden ist, nämlich von der Bohnenkamp-Stiftung. Auch die Sanierung mehrerer stadtbildprägender Brunnen wäre ohne die Beihilfe des Osnabrücker Clubs nicht möglich gewesen.

Josef Thöle (CDU) sagte: " Lasst uns diesen Schritt gehen und am Ende gucken, was dabei herauskommt."

Auf der Bühne: Themenseite zum Theater auf www.noz.de
Bildtext:
Das Emma-Theater an der Lotter Straße wird zurzeit renoviert. Als Ersatzspielstätte dienen bis Ende Oktober das Limberg-Theater in der Dodesheide und die Melanchthon-Kirche auf dem Kalkhügel.
Foto:
Gert Westdörp

Kommentar
Gefährlich

Sie ist charmant, die Idee Grieserts. Natürlich lassen sich Theaterfreunde eher verlocken, das Portemonnaie zu öffnen, wenn sie wissen, dass sie damit auch die öffentliche Hand herausfordern. Aber kann das als Muster herhalten für weitere Projekte? Die Bedenken, die fast alle Mitglieder des Finanzausschusses äußerten, sind nicht von der Hand zu weisen.

Die Kommune greift damit, ohne es zu wollen, massiv in den Spendenmarkt ein, wo viele gemeinnützige Vereine und Initiativen um Unterstützer buhlen. Die Nebenwirkungen können für andere gefährlich sein, wenn die Stadt bei freiwilligen Leistungen die Ko-Spende zum Prinzip erklärt. Es gelte daher der Grundsatz, dieses Modell nur auf Projekte anzuwenden, die zusätzliche Spenden generieren und die nicht zur Umlenkung bestehender Geldströme führen.

Jeder Einsatz dieses Instrumentariums muss daher sehr gut überlegt sein. Und jedes Projekt ist peinlich genau zu evaluieren und auf mögliche Nebenwirkungen zu untersuchen.
Autor:
Wilfried Hinrichs
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