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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Ein Viertel im Wandel
Zwischenüberschrift:
Die Altstadt schwankt zwischen Stillstand und Aufbruch
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. High Noon im Heger-Tor-Viertel: In der Mittagszeit hallen die Schritte einiger Passanten durch die Gassen. Doch es ist wenig los. Zu wenig, finden Altstadt-Wirte und die Interessengemeinschaft (IG) Heger-Tor-Viertel. " Die Altstadt befindet sich im Wandel", sagt Kathrin Kiefer vom Vorstand der IG.

Den älteren Osnabrückern ist die Altstadt vor allem als Kneipenviertel in Erinnerung. Damals wandelten viele Nachtschwärmer über das Kopfsteinpflaster von der " Tränke" zum " Stiefel" oder vom " Potator" zur " Zwiebel". Einer, der diese Zeit noch kennt und mit geprägt hat, ist Hans-Günter Schrage. Er betreibt seit 1975 die " Grüne Gans" in der Großen Gildewart. Dort scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die urige, dunkle Holzeinrichtung hat so gar nichts mit dem Interieur moderner Event-Bars oder Lounge-Cafés zu tun. Dafür ist es urgemütlich.

Das Pfeffersteak sei das Erfolgsrezept der " Gans", glaubt der 77-jährige Schrage. Viele ehemalige Kollegen sind längst verschwunden aus dem Kneipen-Geschäft. Eine Zeit lang bekriegten sie sich sogar. Gerüchte über Schutzgelderpressungen und Geldwäsche wurden gestreut. Britische Soldaten brachten die Altstadt in Verruf, weil sie sich dort prügelten. Heute ist das Publikum gesetzter. Der Kneipier wünscht sich mehr Gastronomie in dem Viertel. Die Geschäfte und die Büros, die sich insbesondere in der Marienstraße angesiedelt haben, seien nicht interessant für den Publikumsverkehr, so Schrage. " Ein großes Einkaufszentrum gegenüber vom Heger Tor wäre für die Gastronomie ideal", sagt er lächelnd.

" In der Altstadt gibt es nicht die Kundenfrequenz wie in der Großen Straße", sagt Jens Meier, Vorsitzender der Interessensgemeinschaft Heger-Tor Viertel. " Der Charakter ist ein anderer." Zwischen der Kunsthalle Dominikanerkirche, der Bierstraße, dem Wall und der Dielingerstraße gebe es ein hochwertiges Angebot aus verschiedenen Bereichen. " Hier ist es nicht konsumig", sagt Meier. Wer ein Schnäppchen machen möchte, sei in der Altstadt am falschen Platz.

Dafür hat das Heger-Tor-Viertel andere Qualitäten. Carlos Tomas, der am Samstag seine Kaffeerösterei in der Großen Gildewart neu eröffnet, berichtet, dass ihm ein Tourist aus Idar-Oberstein gesagt habe, die Osnabrücker Altstadt sei die sauberste Deutschlands außer der Heidelberger. Es hätte auch anders kommen können, wie Jens Meier erzählt. Mitte der Siebzigerjahre habe es einen Plan gegeben, die Lotter Straße durch die Altstadt zu führen. " Damals ist zurückgerudert worden zum Glück."

Mehr Leben erwünscht

Heute ist die Altstadt die " gute Stube Osnabrücks". So nennt Oliver Mix, Geschäftsführer der Osnabrück Marketing und Tourismus GmbH, das Quartier. Doch auch er wünscht sich mehr Leben in der Stube: " Für das Heger-Tor-Viertel ist es wichtig, die Achse zwischen dem Heger Tor und dem Dom zu stärken." Am Samstag, gerade zum Wochenmarkt, funktioniere das. " Dies gilt es auszubauen."

Während Mix das Bremer Schnoor-Viertel als Vorbild für die Altstadt nennt, blickt die IG quasi vor die Haustür zur Redlingerstraße. " Dort gibt es viele Individualisten, es ist nicht hochpreisig", sagt Kathrin Kiefer. Um eine ähnliche Landschaft in der Altstadt zu pflanzen, sollten die Vermieter der dortigen Immobilien mitarbeiten, damit das Angebot in der " guten Stube" interessant bleibt und interessanter wird, so Jens Meier. Carlos Tomas meint, die Vermieter blockieren momentan noch eine Entwicklung. Ihm schwebt ein Angebot vor, in dem vom italienischen Feinkostladen bis zum Friseur jeder seinen Platz findet. Dass es diese Entwicklung nicht gebe, liege nicht an den hohen Mieten, sondern eher am Willen, meint Carlos Tomas.

" Wir brauchen einen langen Atem", sagt Kathrin Kiefer. Das habe sich auch beim Stadtgalerie Café ausgezahlt, sagt sie. Sie führt das Café seit mehr als drei Jahren. Carlos Tomas sieht einen Trend zur individuellen Beratung wie im Tante-Emma-Laden. Dafür sei das Heger-Tor-Viertel prädestiniert, sagt er: " Hier findet man Ruhe zum Genießen und Lebensqualität."
Bildtexte:
Nicht viel los: In die Marienstraße verirren sich in der Mittagszeit nur wenige Passanten. Dort sind überwiegend Büros angesiedelt.
Überall findet man Spuren der guten, alten Zeit.
Wollen wieder mehr Leben in die Altstadt bringen: Kaffeeröster Carlos Tomas, Stadtgalerie-Café-Leiterin Kathrin Kiefer und Jens Meier von der IG Heger-Tor-Viertel.
Urgestein: Hans-Günter Schrage betreibt seit 1975 die " Grüne Gans" in der Großen Gildewart.
Das Viertel bietet Lebensqualität, meint Carlos Tomas, der aus den besten Bohnen aus aller Welt Kaffee macht.
Fotos:
Jörg Martens
Autor:
Thomas Wübker
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