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1.
Erscheinungsdatum:
30.05.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Auf der Spur der Blindgänger
Zwischenüberschrift:
Spezialfirmen durchforsten den Osnabrücker Boden nach Weltkriegsbomben
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Sie
stecken
ab,
bohren
und
messen
–
für
die
Sicherheit
der
Bevölkerung.
Teams
der
Kampfmittelbergung
sind
seit
15
Jahren
in
Osnabrück
unterwegs,
um
gezielt
nach
Blindgänger
zu
suchen.
2200
Punkte
aus
dem
Zweiten
Weltkrieg
wurden
bereits
überprüft.
Doch
das
Ende
der
Kontrollen
ist
damit
noch
lange
nicht
erreicht.
"
Kampfmittelbergung"
steht
in
großen
weißen
Lettern
auf
dem
Lack
des
grünen
Transporters.
Wer
an
dem
unscheinbaren
Wagen
in
der
Meller
Straße
vorbeifährt
und
die
Aufschrift
liest,
könnte
Großes
vermuten:
Gefahr,
Explosion
und
eine
unmittelbar
bevorstehende
Evakuierung
der
Nachbarschaft
–
oder
wenigstens
Arbeiter
in
Aktion.
Nur
Letzteres
trifft
an
diesem
Nachmittag
zu.
Denn
von
Aufregung
kann
hinter
den
Häuserreihen
keine
Rede
sein.
Konzentriert
bearbeiten
drei
Männer
in
Latzhosen
zwei
große
Rasenflächen.
Mit
schwerem
Gerät
bohren
sie
sich
durch
die
Erde.
Sie
sind
auf
der
Suche.
Und
hoffen,
nichts
zu
finden.
"
Bis
zum
letzten
Loch
kann
ich
keine
Entwarnung
geben"
,
sagt
Peter
Rauch.
Mit
seinem
Team
überprüft
der
Feuerwerker
das
Osnabrücker
Erdreich.
Sollte
sich
hier
eine
Fliegerbombe
aus
dem
Zweiten
Weltkrieg
verbergen,
das
Celler
Unternehmen
Schollenberger
Kampfmittelbergung
würde
sie
finden.
"
Hier
ist
aber
nichts"
,
vermutet
Rauch
und
wird
schließlich
recht
behalten.
Seit
dem
Jahr
2000
haben
solche
Untersuchungen
in
Stadt
und
Landkreis
Osnabrück
System.
Das
Ausrichten
der
Weltausstellung
brachte
die
Landesregierung
in
Hannover
zu
den
kontrollierenden
Maßnahmen,
erinnert
sich
Ernst
Werner
Heinicke
vom
Osnabrücker
Fachbereich
Bürger
und
Ordnung.
Denn
während
der
Expo
seien
in
Hannover
keine
Sondierungsarbeiten
durchgeführt
worden.
"
Wo
können
wir
stattdessen
suchen?
",
habe
es
damals
geheißen.
Auch
die
Hasestadt
und
ihre
Region
waren
während
des
Zweiten
Weltkriegs
stark
bombardiert
worden.
So
wurde
Osnabrück
zu
einem
der
neuen
Einsatzgebiete
der
Kampfmittelbergung.
Während
zunächst
der
staatliche
Kampfmittelrettungsdienst
die
Überprüfungen
leitete,
haben
sich
heute
deutschlandweit
private
Anbieter
etabliert.
Nach
einer
Ausschreibung
fiel
die
Wahl
für
2015
auf
die
Firma
Schollenberger
Kampfmittelbergung.
"
Sie
hatten
das
beste
Angebot"
,
sagt
Heinicke.
Und
nun
steht
Peter
Rauch
im
Osnabrücker
Stadtteil
Fledder.
Auf
seiner
Karte
deutet
der
Brandenburger
auf
markierte
Punkte
im
Stadtgebiet.
Rote
Kringel
ziehen
sich
durch
einzelne
Straßen.
Wenn
eine
Stelle
überprüft
ist,
wird
der
Kreis
mit
einem
blauen
Kreuz
durchgestrichen.
"
30
Punkte
sind
schon
weg"
,
sagt
der
Einsatzleiter.
Allein
in
Kleingärten
hätten
sie
dieses
Jahr
noch
25
Verdachtsstellen
vor
sich.
An
diesem
Tag
fällt
ihm
die
Überprüfung
nicht
sonderlich
schwer.
Die
beiden
Wiesen,
auf
denen
das
Team
sucht,
sind
weder
bebaut
noch
bepflanzt.
Nachdem
der
Zaun,
der
die
Grundstücke
voneinander
abgrenzt,
durchtrennt
worden
ist,
beginnt
der
Trupp
das
Raster
zu
bohren
–
eine
Hälfte
rechts
des
Zauns,
die
andere
links.
Routiniert
bedient
Wolfram
Hecht
die
vielen
verschiedenen
schwarzen
Hebel
seiner
Maschine.
Ob
auf
Helgoland
oder
in
Österreich,
der
55-
Jährige
hat
schon
überall
gebohrt.
Sechs
Meter
tief
werden
die
einzelnen
Löcher,
die
heraussprudelnde
Erdmasse
drapiert
sich
wie
ein
kleiner
Maulwurfshügel
um
den
Bohrer.
"
Sie
merken,
wenn
Sie
auf
Eisen
bohren"
,
sagt
Hecht
abgeklärt.
Sollte
das
nicht
der
Fall
sein,
kommen
blaue
Plastikrohre
zum
Einsatz.
Mit
seinem
Helfer
Michael
Stockhower
schiebt
Hecht
die
langen
Gestänge
durch
die
Löcher
in
die
Erde.
Anschließend
lässt
Peter
Rauch
eine
Sonde
den
Tunnel
hinabgleiten,
die
magnetische
Anomalien
misst.
Sollten
sich
Unregelmäßigkeiten
im
Magnetfeld
befinden,
schlägt
das
Gerät
Alarm.
Im
schlechtesten
Fall
verbirgt
sich
hinter
den
Werten
ein
nicht
detonierter
Blindgänger.
Aber
auch
Altlasten
im
Boden
können
ungewöhnliche
Messungen
hervorrufen.
Um
Verdachtspunkte
zu
ermitteln,
werden
alte
Luftbilder
der
Alliierten
nach
Einschlägen
und
Kratern
ausgewertet.
Daraus
ergeben
sich
jährlich
zwischen
100
und
200
Stellen
in
der
Stadt,
die
untersucht
werden
müssen.
Hinzu
kommen
Hinweise
von
Zeitzeugen.
Vor
allem
diese
weisen
eine
hohe
Trefferquote
auf.
Während
sich
bei
den
Verdachtspunkten
nach
Luftbildern
zwischen
neun
und
zehn
Prozent
bewahrheiten,
treffen
die
Hinweise
der
Zeitzeugen
zu
70
bis
80
Prozent
zu.
"
Es
ist
immer
wieder
verblüffend,
wie
gut
das
Gedächtnis
dieser
Tippgeber
ist"
,
sagt
Ernst
Werner
Heinicke.
2200
Verdachtspunkte
habe
die
Stadt
von
2000
bis
2014
überprüft
und
dabei
215
Blindgänger
gefunden.
In
der
Räumung
von
Bomben
hat
auch
die
eingespielte
Truppe
aus
Celle
Erfahrung.
Rauch
arbeitet
seit
16
Jahren,
Hecht
seit
neun
Jahren
für
die
Firma
Schollenberger.
Kennengelernt
haben
sich
die
beiden
beim
Bergungsdienst.
200
Blindgänger
hat
Peter
Rauch
in
der
Vergangenheit
schon
selbst
aus
dem
Boden
geholt.
Heute
kümmern
sich
sein
Kollege
und
er
überwiegend
um
die
Sondierungsarbeiten.
"
Wenn
es
irgendwo
brennt,
dann
werden
wir
gerufen"
,
sagt
Hecht.
Ihre
Einsatzbereitschaft
lässt
sie
nicht
nur
quer
durch
Niedersachsen,
sondern
auch
über
Deutschlands
Grenzen
hinweg
reisen.
Nur
selten
sind
sie
am
Firmensitz
von
Schollenberger
in
Celle,
nur
selten
schlafen
sie
im
eigenen
Bett.
"
Vielleicht
haben
wir
deshalb
auch
keine
Frauen"
,
sagt
Hecht
über
ihr
Junggesellenleben
und
lacht.
Der
Großteil
der
Grundstücksbesitzer
sei
ihnen
in
der
Vergangenheit
sehr
freundlich
begegnet.
Viele
seien
froh,
dass
die
Verdachtspunkte
überprüft
werden.
Damit
Straßen
und
Gärten
bei
den
Sondierungs
arbeiten
nicht
beschädigt
werden,
sorgt
das
Osna
brücker
Straßen-
und
Tiefbau-
Unternehmen
Jirsak
für
die
Vor-
und
Nacharbeit.
"
Heute
war
es
sehr
einfach"
,
sagt
Jirsak-
Mitarbeiter
Andreas
Mäscher.
Lediglich
der
Zaun
musste
durchtrennt
werden,
dann
konnten
die
Arbeiten
auch
schon
beginnen.
Bohrungen
an
Straßen
seien
in
der
Organisation
deutlich
schwieriger.
Dort
müssen
Versorgungspläne
gecheckt
und
unterirdische
Leitungen
erkannt
werden.
"
Wenn
unter
der
Straße
eine
Mittelspannungsleitung
entlangläuft,
ist
das
nicht
ungefährlich"
,
sagt
Mäscher.
Daher
gilt
eine
einfache
Regel:
Es
wird
nur
dort
gebohrt,
wo
es
die
Herren
vom
Straßen-
und
Tiefbau
erlauben.
Bei
den
Sondierungsarbeiten
sind
Andreas
Mäscher
und
seine
Kollegen
Peter
Müller
und
Max
Mihm
nicht
nur
die
Ersten,
sondern
auch
die
Letzten
vor
Ort.
Sobald
die
Löcher
auf
Blindgänger
überprüft
wurden,
verschließen
die
Männer
diese
wieder.
Die
Teams
von
Schollenberger
und
Jirsak
sind
längst
eingespielt
und
arbeiten
Hand
in
Hand.
Beschwerden
der
Anwohner
gebe
es
nur
wenige
–
selbst
wenn
mal
ein
Baum,
Busch
oder
Beet
weichen
muss.
"
Wir
versuchen,
immer
den
Originalzustand
wiederherzustellen"
,
sagt
Peter
Rauch.
Für
das
Jahr
2015
hat
der
Haushalt
der
Stadt
Osnabrück
440
000
Euro
für
die
Kampfmittelbeseitigung
zur
Verfügung
gestellt.
Sollte
jedoch
der
Ernstfall
eintreten
und
eine
alte
Fliegerbombe
auf
einem
Privatgrundstück
gefunden
werden,
erhalten
die
Eigentümer
von
diesem
Geld
nichts.
"
Wenn
auf
einem
Grundstück
Kampfmittel
gefunden
werden,
dann
sind
dadurch
beim
Grundstückseigentümer
entstehende
Kosten
grundsätzlich
von
ihm
selbst
zu
tragen.
Zu
diesen
Kosten
gehören
auch
die
Personalkosten
der
Stadt
sowie
die
Kosten
der
Luftbildauswertung"
,
sagt
Fachbereichsleiterin
Sandra
Solf
dazu.
Lediglich
die
Kosten
für
die
Evakuierung
trage
die
Kommune,
und
für
die
eigentliche
Entschärfung
des
Kampfmittels
und
dessen
Entsorgung
komme
das
Land
auf.
Der
vom
Entschärfungskommando
abgerissene
Wintergarten
oder
der
verwüstete
Garten
hingegen
gehen
zulasten
des
Eigentümers.
Daher
wird
neben
dem
Abarbeiten
der
Verdachtspunkte
vielen
Eigentümern
eine
Kontrolle
ihres
Grundes
empfohlen,
bevor
sie
mit
einem
Bauvorhaben
beginnen.
Die
Bauherren
würden
diesem
Rat
in
der
Regel
auch
nachkommen,
heißt
es
vonseiten
der
Stadt
Osnabrück.
Eine
Investition,
die
sich
für
die
Zukunft
lohnt.
Denn
sollte
tatsächlich
ein
Blindgänger
gefunden
werden,
sind
die
Vor-
und
Nachbereitungen
sowie
die
Bergung
auf
einem
unbebauten
Grundstück
wesentlich
günstiger
als
auf
bebautem
Grund.
In
ganz
Niedersachsen
sind
seit
dem
Jahr
1960
rund
10
500
Bombenblindgänger
aus
dem
Krieg
gefunden
worden.
Wie
viele
immer
noch
im
Erdreich
schlummern,
vermag
niemand
zu
sagen.
Eine
genaue
Zahl
der
Verdachtspunkte
in
Osnabrück
kann
auch
Ernst
Werner
Heinicke
nicht
nennen.
"
Es
gibt
noch
Hunderte
Punkte.
Mit
diesen
Untersuchungen
haben
wir
in
den
nächsten
zehn
Jahren
noch
genug
zu
tun"
,
sagt
er.
Es
muss
sich
also
kein
Anlieger
Sorgen
machen,
wenn
ein
Wagen
mit
dem
Schriftzug
"
Kampfmittelbergung"
in
der
Straße
steht.
Peter
Rauch
und
Wolfram
Hecht
arbeiten
hier
im
Dienste
der
Sicherheit
der
Bevölkerung
–
und
in
den
meisten
Fällen
finden
sie
nichts
Besorgniserregendes.
Würden
Wagen
wie
ihre
nicht
in
der
Stadt
stehen,
käme
es
zwar
nicht
so
häufig
zu
Evakuierungen
von
ganzen
Stadtteilen
–
doch
irgendwann
würde
sich
das
Nichtstun
rächen.
"
Manche
Blindgänger
haben
Langzeitzünder"
,
sagt
Hecht,
"
die
melden
sich
irgendwann."
Bombenräumungen
in
und
um
Osnabrück
–
weitere
Berichte
auf
www.noz.de/
bombe
Bildtexte:
Hinter
den
Häuserreihen
der
Meller
Straße
untersuchen
Peter
Rauch
(links)
und
Andreas
Mäscher
mit
einer
Sonde
die
Erde
nach
magnetischen
Anomalien.
Diese
können
von
Bombenblindgängern
ausgehen
-
oder
von
harmlosem
Metallschrott.
Sechs
Meter
tiefe
Löcher
bohrt
Wolfram
Hecht
in
den
Erdboden.
Anschließend
stemmen
er
und
sein
Kollege
Michael
Stockhower
ein
langes
Plastikrohr
in
das
Loch.
Das
Gerät
schlägt
Alarm,
wenn
es
magnetische
Anomalien
in
der
Erde
misst.
Auf
solchen
Karten
sind
die
Verdachtspunkte
in
der
Stadt
Osnabrück
eingezeichnet.
Max
Mihm,
Andreas
Mäscher
und
Peter
Müller
(v.l.)
von
der
Firma
Jirsak
sind
die
Ersten
und
die
Letzten
vor
Ort.
Fotos:
Michael
Gründel
Autor:
Sarah Engel