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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Ist der Jahrmarkt noch zu retten?
Zwischenüberschrift:
Schausteller-Chef Cornelius verzichtet – Halle Gartlage als Standort unattraktiv – SPD will Prüfung
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Kurz vor dem nächsten Jahrmarkt flammt die Standortdebatte um eines der größten Osnabrücker Volksfeste wieder auf. Während Politiker aus dem Rat einen Umzug von der Halle Gartlage zurück in die Innenstadt jetzt offiziell prüfen lassen wollen, zieht Schausteller-Chef Otto Cornelius bereits Konsequenzen aus dem Besucherrückgang der Vergangeheit und bleibt der Frühjahrskirmes (15. bis 24. März) fern.

Solange über eine Rückkehr des " Jazzers", wie die Osnabrücker ihren Jahrmarkt liebevoll nennen, ins Zentrum nicht entschieden sei, müsse weiter in den derzeitigen Rummelplatz investiert werden. Das fordert Dirk Koentopp, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion. Sowohl Standort alternativen als auch eine Aufwertung solle die Stadtverwaltung einmal gründlich prüfen. " Abnehmende Besucherzahlen, viele dunkle Ecken und insgesamt schlechte Platzverhältnisse sind Anlass genug, gemeinsam über Verbesserungen nachzudenken." Dabei müsse auch die Osnabrücker Herdbuch-Genossenschaft als Eigentümerin der Fläche an der Halle Gartlage ins Boot geholt werden.

Konkret schlägt Koen topp vor, die Eingänge zur Bremer Straße und zur Schlachthofstraße zu verschönern. " Mit Licht kann man da viel machen." Die Menschen sollten nicht länger am Jahrmarkt vorbeifahren, sondern sich durch den bloßen Anblick angezogen fühlen. " Es ist durchaus möglich, insbesondere das Umland durch gute Angebote wieder verstärkt für unseren Jahrmarkt zu gewinnen", ist der Schinkeler Ratsherr überzeugt.

Otto Cornelius, Vorsitzender des Schaustellerverbands Weser-Ems mit Sitz in Osnabrück, ist da zurückhaltender. Für ihn hängt die Zukunft des Jahrmarkts unmittelbar vom Austragungsort ab. Von der Fläche rund um die Halle Gartlage, seit über 50 Jahren Schauplatz des Rummels, hält er nichts. Hier weiter zu investieren sei vergebene Liebesmüh. Cornelius: " Was nützt das schönste Abendkleid, wenn die Frau nicht reinpasst?"

Früher, als das Volksfest noch " Stadtmarkt" hieß und an verschiedenen Orten in der Innenstadt stattfand, seien die beiden Wochen im Frühling und Herbst für Schausteller unverzichtbare Termine gewesen. " Wenn man da einen Platz bekam, war die halbe Saison gerettet", erinnert sich Cornelius. Mit dem Umzug des Jazzers in die Gartlage seien die Besucherzahlen " enorm" zurückgegangen und hätten sich nie erholt. " Die Osnabrücker können sich mit diesem Gelände einfach nicht identifizieren."

Belastbare Besucherzahlen gebe es zwar nicht, sagt Cornelius. Dass die Kasse nicht klingelt, würden die Schausteller dagegen schon merken. Deshalb begrüße er grundsätzlich den Vorstoß von Dirk Koentopp, hält dessen Möglichkeiten jedoch für begrenzt. Gerade an der Halle Gartlage hätten die Schausteller schon viel probiert, gibt Cornelius zu bedenken. Ganz egal ob der Blickfang nun eine seltene Konzert orgel war, eine uralte Zugmaschine oder ein Holzwohnwagen: " Es hat stets viel Arbeit gemacht und Geld gekostet, nur gebracht hat es wenig." Ähnlich wirkungslos geblieben seien Sonderaktionen während der Kirmes: Feuerwerk, Freifahrten, frei laufende Fantasyfiguren aus Sicht der Marktbeschicker alles für die Katz. Auch Ein-Euro-Parkplätze und Shuttledienste hätten nicht den gewünschten Erfolg erzielt. " Irgendwann gehen einem die Ideen und die Luft aus", sagt Cornelius. Für die Zukunft des Jazzers sieht er beinahe schwarz: " Wenn sich nichts ändert, wird es in spätestens zehn Jahren dünn für den Jahrmarkt." SPD-Mann Koentopp formuliert es noch drastischer: " Dann ist der Jazzer bald tot."

Cornelius selbst hat bereits den Rotstift angesetzt. Weil in Osnabrück kein großer Umsatz mehr zu erwarten sei, bleibt sein Großriesenrad bis Ende März im Winterquartier in Wallenhorst. Erstmals seit gut 20 Jahren wird der Schaustellerboss auf dem Jazzer fehlen. " Als jemand, der selbst lange in Osnabrück gelebt hat, tut mir das in der Seele weh. Aber kaufmännisch ist es einfach nicht mehr vertretbar, das Riesenrad an der Halle Gartlage aufzubauen."
Bildtext:
Seit über 50 Jahren finden die Osnabrücker Jahrmärkte an der Halle Gartlage statt (so wie auf diesem Luftbild aus dem März 2012).
Foto:
Archiv/ Gert Westdörp

Jazzer-Standorte
Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden die Osnabrücker Jahrmärkte an verschiedenen Standorten statt. 1945 wurden die Karussells am Ledenhof aufgebaut. Von 1946 bis 1954 war der Domplatz der Standort. 1948 kam die Klosterkaserne am Rißmüllerplatz dazu. Ab Mitte der 1950er-Jahre bot der Schwarze Platz dem Jazzer eine Heimat. Doch als auf der Fläche zwischen Natruper und Nobbenburger Straße das Niedersachsenbad errichtet wurde, musste die Kirmes erneut weichen. 1961 erfolgte der Umzug an die Halle Gartlage. Mangels Akzeptanz wird aber seit Jahrzehnten über eine Rückkehr des halbjährlichen Volksfestes in die Innenstadt diskutiert.
Autor:
Sebastian Stricker


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