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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Internationale Gäste beeindruckt
Zwischenüberschrift:
Das Hotel Hohenzollern galt hundert Jahre lang als "erstes Haus am Platze"
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Rund um den Bahnhof standen die Hohenzollern hoch im Kurs. Dem ersten Hohenzollern-Kaiser Wilhelm I. widmete " das dankbare Osnabrück" ein Reiterstandbild auf dem Goetheplatz. Keine 300 Meter davon entfernt entstand das Hotel Hohenzollern, und es lag natürlich an der Hohenzollernstraße. Die Eröffnung des prachtvollen neuen Hauptbahnhofs passte so recht in die hurra-patriotische Aufbruchstimmung des jungen deutschen Kaiserreichs.

Das war im Jahr 1895, und im selben Jahr eröffnete Johann Heinrich Wilhelm Meyerrose das Hotel Hohenzollern an dem Weg, der von der Johannisfreiheit zum neuen " Central-Bahnhof" führte. Zuvor hieß die Verbindung noch unpolitisch Neue Mühlenstraße, was nachvollziehbar ist, denn sie überbrückt die Hase an der Neuen Mühle. Um die Jahrhundertwende änderten die städtischen Kollegien den Namen in Hohenzollernstraße. Das dürfte Hohenzollern-Hotelier Meyerrose nicht ungelegen gekommen sein. Nach dem Zusammenbruch ging die Namensgleichheit zu Ende. Preußentum und Hohenzol lerngeschlecht waren in Ungnade gefallen. Seit 1948 trägt die Straße den Namen des Dichters Heinrich Heine, der im Dritten Reich aufgrund seiner jüdischen Herkunft verfemt war.

Das Hotel Hohenzollern stand 1895 noch ziemlich allein auf weiter Flur. Karl Kühling schreibt: " Wer aus dem Hauptbahnhof trat, hatte zunächst beim Blick auf die vorgelagerten Grabegärten mit alten Lauben den Eindruck, in einem noch im Rohzustand befindlichen Vorort gelandet zu sein."

Eine alte Aufnahme zeigt Wäscherinnen am Rande eines schilfbestandenen Waschteichs zwischen Pottgraben und Bahndamm und eine Bleiche mit aufgehängter Wäsche, im Hintergrund Bahnhof und Hotel Hohenzollern als frei stehende Gebäude. Das alles focht Hote lier Meyerrose nicht an. Er wusste, dass im Eisenbahnzeitalter die ersten Hotels einer Stadt in Bahnhofsnähe sein mussten, und hatte die kommende Entwicklung richtig eingeschätzt. Die Stadt " wuchs auf den Bahnhof zu", 1910 gab es an Möserstraße und Goethestraße nur noch wenige Baulücken.

Das Hotel Hohenzollern wurde gut angenommen. Sein erstes Architekturkleid war noch vom Historismus mit Türmchen und Ziergiebeln geprägt. Auf der dem Bahnhof zugewandten Seitenfront warb das Hotel in großen Lettern mit seiner " Centralheizung" und warmem und kaltem Wasser auf allen Etagen. 1906 erhielt es einen ersten Bewertungs-Stern, der Reiseführer Baedeker erwähnte es lobend.

In den 1920er-Jahren passte die zweite Generation mit Wilhelm E. Meyerrose die Fassade dem neuen, sachlicheren Zeitgeschmack an. Aus dieser Bauphase stammt die hier abgebildete Ansichtskarte. Im Bombenkrieg erhielt der linke Gebäudeflügel entlang der Goethestraße einen Volltreffer. Wilhelm E. Meyerrose, seine Tochter Ingeborg und Schwiegersohn Alwin Frey machten sich an den Wiederaufbau. Die neue Fassade war nüchtern und schlicht, die Innenausstattung hingegen gediegen und niveauvoll, sodass sie auch vor " internationalen Gästen", die hier abstiegen, bestehen konnte.

Große Namen

Schon bald hatte das Hohenzollern seinen Vorkriegs-Rang als erstes Haus am Platze wiedererlangt. 1959 folgte die Auszeichnung zum " CD-Hotel-CC", womit ausgedrückt wurde, dass es den Ansprüchen des diplomatischen und konsularischen Korps genügte. 40 Prozent der Gäste waren Ausländer. Das Gästebuch verzeichnet große Namen aus Politik, Kultur und Showgeschäft wie Theodor Heuss, Yehudi Menuhin oder Udo Jürgens. Das Ehepaar Frey, das in Ulm das Bahnhofshotel betrieb, setzte den aus Schwaben stammenden Peter Beigel 1961 als Direktor im Hohenzollern ein. Er wurde zum Mitgesellschafter, sorgte für den Erweiterungsbau zum " Kongresshotel", der die Bettenzahl von 125 auf 200 steigerte, und übernahm 1981 das Hotel schließlich ganz. Bis zu 82 Mitarbeiter " in ihren kleidsamen gelbdunkelbraunen Hoteluniformen" kümmerten sich um das Wohl der Gäste.

Seit den 1980er-Jahren hatten vielerorts die Bahnhofshotels zu kämpfen, weil die Bahn große Teile am Fernreiseverkehr an Auto und Flugzeug verloren hatte. Auch das Hohenzollern lag eben nicht mehr " am Eingangstor zur Stadt", wie es noch 1957 in einer Werbeaussage hieß. 1997 musste Peter Beigel für das Hotel Konkurs anmelden.

Eine Wiedergeburt gelang Bauunternehmer Fritz Scholle, der das Hotel 1999 aus der Insolvenzmasse erwarb, das direkt am Bahnhofsvorplatz gelegene " Nürnberger Haus" hinzukaufte und für insgesamt sieben Millionen DM alles gründlich renovierte. Mit der Advena-Gruppe unter Geschäftsführer Horst Strasser gewann er einen potenten Betreiber, der inzwischen auch Eigentümer des Komplexes ist.

Strassers einziges Sorgenkind: die dreieckige Wasserfläche vor dem Portal, die aufgrund von Baumängeln ihr Wasser nicht mehr halten konnte und längst zu einem Müllplatz verkommen ist. Strasser hofft, dass die Stadt als Eigentümerin hier bald für Abhilfe sorgt. " Oder mir die Fläche für Außengastronomie überlässt", ergänzt er.
Bildtexte:
Erstes Haus am Platze war das Hotel Hohenzollern vermutlich um das Jahr 1930 herum. Nach rechts verläuft die Hohenzollernstraße (heute ist es die Heinrich-Heine-Straße) auf den Bahnhof zu, von links kommt die Goethestraße (heute Goethering).
Der Eingang zum Wellness-Bereich liegt heute an dieser Straßenkreuzung, während der Haupteingang des Hotels zum Bahnhofsvorplatz verlegt wurde.
Foto:
Ansichtskarte des Verlags Glückstadt & Münden, Hamburg, aus dem Archiv Advena Hohenzollern, Michael Hehmann
Autor:
Joachim Dierks


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