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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Neuer Blick auf das Center am Neumarkt
 
Die Seminarstraße wird zum Knackpunkt
Zwischenüberschrift:
Neumarkt-Center: Stadtplaner gegen Überbauung der Straße, Projektentwickler mfi hält daran fest
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Dass die Investoren des geplanten Einkaufscenters am Neumarkt die Seminarstraße teilweise überbauen wollen, war in der Diskussion bislang eher ein Randthema. Eine Studie des Braunschweiger Stadtplaners Walter Ackers macht sie jetzt zum zentralen Knackpunkt. Von einer Entwidmung riet der Gutachter dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt ausdrücklich ab. Sie beraube die Straße zumindest nach Geschäftsschluss ihrer Funktion, sie schaffe problematische Ecken und tilge einen Teil des historischen Stadtgrundrisses. Ackers plädierte dafür, weitere Fußgängerquerungen über den Neumarkt und den Neuen Graben zu bauen, um die Trennung zwischen Neustadt und Altstadt aufzuheben. Ein autofreier Neumarkt sei dafür nicht zwingend, vermerkte der Gutachter.

Osnabrück. Darf die Seminarstraße für das Einkaufszentrum am Neumarkt überbaut werden? Besser nicht, meint der Stadtplaner Walter Ackers, der für die Stadt Osnabrück eine Studie ausgearbeitet hat. Für den Center-Projektentwickler mfi ist die Entwidmung der Seminarstraße aber elementarer Bestandteil des Konzepts.
Ackers hat untersucht, wie das geplante Einkaufscenter in das Stadtzentrum am besten eingebunden werden kann und welche Beziehungen sich zu seinem Umfeld ergeben. Vor dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt zeigte der Braunschweiger Professor auch Alternativen zu den Plänen des Essener Projektentwicklers mfi auf.
Der Gutachter hält es für unabdingbar, dass Fußgänger den Neumarkt und den Neuen Graben an weiteren Stellen queren dürfen. Es sei " nicht nachvollziehbar", dass diese Grenze zwischen Altstadt und Neustadt noch heute ein schwer überwindbares Hindernis darstelle, erklärte Ackers vor dem Ausschuss.
Beim Blick auf das Quartier am Neumarkt falle die unzureichende Vernetzung auf. Der Architekt und Stadtplaner verwies auf fehlende Durchgänge und die eingeschränkte Attraktivität der Johannisstraße, durch die jeden Tag 900 Busse rollen: " Das ist keine Fußgängerzone", lautete sein Kommentar, weil es keine Verweilqualität gebe.
Wenn am Neumarkt ein neues Einkaufszentrum entstehe, müsse ein inneres System von Passagen, Haupt- und Nebeneingängen die Bezüge zum Umfeld aufnehmen, forderte Ackers. Zudem dürfe der Park- und Anlieferverkehr das Umfeld nicht belasten.
Der von mfi vorgelegte Entwurf trage sicherlich zur Stärkung des Neumarkts bei, hob der Stadtplaner positiv hervor. Nachteilig sei jedoch, dass die innere Ladenstraße nicht auf die Johannisstraße zurückführe, sondern als Sackgasse ende. Das sei nicht dem Projektentwickler anzulasten, sondern ergebe sich aus der Verfügbarkeit der Grundstücke.
Als kritisch bezeichnete Ackers die von mfi geplante Überbauung der Seminarstraße. So entstehe nach Ladenschluss eine problematische Sackgasse. Besser sei es, die Seminarstraße als Passage zu erhalten, die auch in den Nachtstunden offen stehe, oder als Fußgängerzone, durch die auch Radler fahren dürfen.
Ohne im Detail auf die Grundstückssituation Rücksicht zu nehmen, skizzierte der Stadtplaner, wie das Einkaufszentrum optimal in sein Umfeld eingebunden werden könnte. Platzartige Erweiterungen seien wünschenswert, vor allem dort, wo die Seminarstraße in die Johannisstraße mündet. Die Ladenstraße im Innern des Centers müsse die Verbindungen aufnehmen. Anders als bei mfi ist die Passage bei Ackers nicht wie ein " f", sondern wie ein gespiegeltes " Y" geformt.
Bei der Gestaltung empfahl Ackers, Kinder und ältere Menschen als Maßstab zu nehmen. Dann passe es für alle Menschen. In der Diskussion wandte sich der Professor gegen die Forderung, den Neumarkt für den Autoverkehr zu sperren. Es gebe gute Beispiele, dass sich selbst eine vierspurige Straße gut überqueren lasse.
Zum Stellenwert der Geschäfte vermerkte Ackers: " Der Handel gehört in die Innenstadt, aber die Innenstadt gehört nicht dem Handel."
Der Projektentwickler mfi hält an einer Überbauung der Seminarstraße fest. Auf Anfrage unserer Zeitung erklärte Pressesprecher Thorsten Müller: " Wir befinden uns in sehr guten Gesprächen mit der Stadt." Angestrebt werde eine " gute städtebauliche und wirtschaftliche Lösung".
Bildtexte:
Das Konzept von mfi für das Einkaufscenter: oben der Neumarkt, unten die Große Rosenstraße und rechts die Johannisstraße. Die Seminarstraße (Mitte) wird teilweise überbaut.
Idealtypisch, aber derzeit nicht machbar: So sieht eine Variante von Stadtplaner Walter Ackers für das Einkaufscenter am Neumarkt aus. Die Seminarstraße bleibt als überdachte Straße erhalten. Die großzügige Anbindung an die Johannisstraße (rechts) würde aber an der Grundstücksfrage scheitern.
Soll die Seminarstraße aus dem Stadtplan verschwinden? Einen Teil dieser Straße will der Projektentwickler mfi überbauen.
Grafik:
Gutachten Ackers Partner Braunschweig
Foto:
Gert Westdörp

Kommentar
Die Seminarstraße nicht aufgeben

B ei der Planung des Neumarkt-Centers hat die Stadt den zweiten Schritt vor dem ersten gesetzt. Die Studie zur Anbindung des Shopping-Tempels hätte vielleicht manches erleichtert, wenn sie schon vor ein oder zwei Jahren vorgelegen hätte. Aber noch ist es nicht zu spät, die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Sehr überzeugend hat der Braunschweiger Stadtplaner Walter Ackers dargelegt, dass die Seminarstraße nicht überbaut werden sollte. Schwer wiegt schon, dass der historische Bezug im Stadtgrundriss verloren ginge, der selbst nach den schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg erhalten blieb. Zudem besteht die Gefahr, dass problematische Ecken entstehen, in denen sich nach Geschäftsschluss Typen aufhalten, denen andere Menschen nicht gern bei Dunkelheit begegnen.

Mit der Planung des Projektentwicklers mfi würde ein Stück Straße aufgegeben und entwidmet, das eine wichtige Funktion erfüllt. Von guten fußläufigen Verbindungen hängt es ab, ob sich Menschen eingeladen oder ausgesperrt fühlen. In dieser Hinsicht hat das Quartier am Neumarkt ohnehin Nachholbedarf.

Die Stadt sollte bei ihren Verhandlungen mit den Investoren darauf drängen, dass die Seminarstraße erhalten bleibt.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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