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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Feldprediger Grußendorf auf Heimaturlaub
Zwischenüberschrift:
Mai 1915: Blühende Landschaften, Hundesteuer-Erhöhung und ein Straßenbahnunfall
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Vor 100 Jahren begann der Wonnemonat mit mildem, freundlichem Wetter. Das " Osnabrücker Tageblatt" schwärmt: " Lichter Sonnenschein lacht vom blauen Firmament auf eine blühende Landschaft, als ob er uns über die Gedanken an das Kriegsgetümmel an den Grenzen in Ost und West hinwegheben wollte. Auch in ernster Zeit wollen wir uns erfreuen an dem Hochzeitsschmuck der Natur."
Der Eversburger Pastor Grußendorf lud zum Waldgottesdienst auf die Lichtung, die heute vom nördlichen Teil des Rubbenbruchsees eingenommen wird. " Auf allen Wegen sah man gestern Scharen von Andächtigen dem Barenteiche zustreben", schreibt die Zeitung. Und weiter: " Weckte schon der Gang durch die im ersten Lenzschmuck daliegenden Felder und das wiedererwachende prächtige Hegerholz eine rechte Weihestimmung, so machten die markigen Worte des wettergebräunten Geistlichen erst recht einen tiefen Eindruck auf die äußerst zahlreich erschienenen Zuhörer".
Grußendorf war auf Heimaturlaub von seinem Einsatzort an der Westfront gekommen, von wo er herzliche Grüße an die Angehörigen der im Felde stehenden Krieger überbrachte. Er trat " im grauen Feldpredigerkleide" mit dem Kreuz an der Kette auf der Brust und mit Rotkreuz-Binde am Arm auf. " Echte Kriegsfrühlingsstimmung beseelte bald alle, die den kurzen, aber so recht zu Herzen gehenden Worten des Pastors Grußendorf folgten", schreibt das Blatt.
Auf der Iburger Straße ereignete sich ein schwerer Straßenbahnunfall. Spielende Kinder aus den Häusern zwischen Kaffeehaus Tivoli und der Schölerbergstraße hatten, " wie man das so oft und überall beobachten kann, sich für ihre Unternehmungen die Straße ausgesucht, aller Warnungen ungeachtet", berichtet der Redakteur mit erhobenem Zeigefinger. Dabei geriet das dreijährige Mädchen des derzeit im Felde stehenden Arbeiters Bartels unter den zur Endstelle fahrenden Straßenbahnwagen und erlitt einen Schädelbruch. Es verstarb noch am selben Tag. Der Vorfall gibt den Verantwortlichen Anlass, die Zweckmäßigkeit der Schutzvorrichtungen zu erörtern. " Nach zahlreichen Vorfällen zu urteilen, beseitigt der Holzrahmen nicht die Hindernisse, sondern fördert Quetschungen und damit die Schwere der Verletzungen", heißt es im " Tageblatt".
Wohin mit den Töchtern?
Ostern hatten 398 Mädchen die evangelischen Bürger- und Volksschulen verlassen. Über die Berufswahl heißt es: " 199 von ihnen verbleiben im Elternhause, 62 treten in einen fremden Haushalt. Diese Zahlen zeigen im Verhältnis zum Vorjahr, wie schwer es vielen Mädchen im Kriegsjahre wird, eine Stelle zur Erlernung des Haushalts zu erlangen. Jeder hütet sich, einen weiteren Esser ins Haus zu nehmen. Nun ist es heilige Pflicht der Mütter, ihre Töchter im eigenen Haushalte gehörig anzuleiten, damit später tüchtige, sparsame und arbeitsfreudige Hausfrauen aus ihnen werden." 57 Mädchen wollen sich privaten Handarbeiten, also dem Nähen, Schneidern und Putzmachen, widmen, acht Mädchen treten bei Post oder Eisenbahn in den Staatsdienst, vier wollen als Fabrikarbeiterin tätig sein und 16 als " Stundenmädchen" ihr Brot verdienen. (Das ist nicht etwa ein Mädchen für gewisse Stunden, sondern eine nicht ständig im Haushalt der Herrschaft wohnende, eben nur stundenweise zugehende Hilfskraft.) Auffallend groß ist die Zahl der Mädchen, die in einen kaufmännischen Betrieb übergehen, es sind mit 52 mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. " Viele junge Männer sind durch den Krieg dem Kaufmannsstande entzogen", erklärt die Zeitung den weiblichen Zudrang.
Gegen die " Hundeplage"
Die Städtischen Kollegien beschließen eine deutliche Erhöhung der Hundesteuer. Für den ersten Hund sind bislang 10 Mark fällig, demnächst 24 Mark, für jeden weiteren Hund bislang 15 und demnächst 36 Mark. Die " außerordentlich große Zahl" von Hunden in der Stadt ihre Gesamtzahl von 1600 wird bereits als " Plage" bezeichnet soll durch die drastische Steuererhöhung dezimiert werden. Denn sie beschmutzen die Straßen und richten Zerstörungen in den Anlagen und Gärten an. Weiterhin seien die Hunde Verzehrer bedeutender Lebensmittelmengen, die dadurch der menschlichen Ernährung entzogen würden. Gegen die Vorlage wendet sich Bürgervorsteher Brockmann. Er befürchtet, dass die Verordnung eine Vermehrung der Ratten zur Folge haben werde. Eine einzige Ratte könne, besonders in den Mühlen, mehr Schaden anrichten als zwei Hunde in den Gärten. Dagegen wiederum argumentiert Bürgervorsteher Friedrichs: Der Prozentsatz der Hunde, die man als wirkliche Rattenfänger bezeichnen könne, sei doch recht gering.
439 Schwangere
Die Provinzial-Hebammen-Lehranstalt an der Knollstraße (heute KME-Schulungszentrum) veröffentlicht die Jahresstatistik 1914: 439 Schwangere wurden aufgenommen. Sie gebaren 398 Kinder. Davon kamen 28 tot zur Welt, 14 starben bald nach der Geburt " an Lebensschwäche". Von den Wöchnerinnen starben zehn. Im Hebammenlehrkurs waren 15 Schülerinnen, von denen zwölf die Prüfung bestanden.
Aus dem Königlichen Gymnasium Carolinum wird berichtet: Unter dem Eindruck der allgemeinen Begeisterung hatten sich sofort zu Kriegsbeginn 31 Primaner zum freiwilligen Eintritt ins Heer gemeldet. Sie hatten " Notreifeprüfungen" abgelegt. Es folgt eine Aufzählung ehemaliger Schüler, die mit dem Eisernen Kreuz dekoriert wurden. " Auch die zurückgebliebenen Schüler widmeten ihre Dienste wetteifernd der vaterländischen Sache", schreibt die Zeitung. So beteiligten sie sich an Erntearbeiten, an dem von der Stadt eingerichteten Verkauf von vergünstigten Lebensmitteln, an der Verteilung von Erfrischungen auf dem Bahnhof für durchfahrende Truppen und sie meldeten sich in großer Zahl (65) zur freiwilligen Teilnahme an den militärischen Vorübungen, zu denen sie unter Aufsicht des Professors Knappe und unter Voranmarsch der Schülerkapelle wöchentlich zwei- bis dreimal auszogen. Im Unterricht wurde fortlaufend " Rücksicht" auf die Kriegsereignisse genommen und ihre Bedeutung an der Karte veranschaulicht, Parallelen aus Geschichte und Literatur gezogen und namentlich die Wahl der Aufsatzthemata zeitentsprechend getroffen. Starke, nachhaltige Eindrücke von Pflicht und Aufgabe des Staatsbürgers, von vorbildlicher Vaterlandsliebe und Soldatentreue empfingen sie von der großen Zahl der früheren Schüler des Gymnasiums, die als tapfere Kämpfer auf dem Felde der Ehre gefallen sind. Für sie wurde in der Gymnasialkirche ein feierliches Requiem gehalten.
Auf Gut Sandfort hat Frau Ökonomierat Jaffé eine Privatkrankenpflege begonnen und erholungsbedürftige Soldaten gastlich aufgenommen. Die herrliche Lage des Gutes mit den angrenzenden Waldungen sei ganz besonders für Genesung Suchende geeignet, lobt die Zeitung.
Bildtext:
Friedrich Grußendorf in der Uniform eines evangelichen Militärgeistlichen während des ersten Weltkriegs. Die von ihm selbst herausgegebene Ansichtskarte entstammt dem Archiv des Bürgervereins Eversburg.
Autor:
Joachim Dierks


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