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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Mit dem Fahrrad zum Gemeindebüro
Zwischenüberschrift:
Die Heinrich-Hasemeier-Straße erinnert an den langjährigen Bürgermeister von Atter
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Willy Brandt soll sich bereits mehrere Male im Grab umgedreht haben wegen all des Ärgers um den neuen Berliner Großflughafen, der seinen Namen trägt. Hätte er sich doch bloß mit einer Nummer kleiner zufriedengegeben und wäre Patenonkel des Osnabrücker Flugplatzes Atterheide geworden. Dann läge er jetzt ruhiger. Dort hat nämlich immer alles super geklappt.
" Willy Brandt kommt!", hieß es auf den Plakaten im Bundestagswahlkampf 1965. Der SPD-Kandidat schwebte zu einer Kundgebung mit der gecharterten Propellermaschine ein, landete sauber und hob zwei Stunden später auch wieder pünktlich ab. Empfangen wurde er auf der Atterheide von Heinrich Hasemeier, Bürgermeister der damals noch selbstständigen Landgemeinde Atter.
" Mach du das man, Heini", soll Osnabrücks Oberbürgermeister Willi Kelch (SPD) zu seinem Parteifreund Hasemeier gesagt haben, als es um die Frage ging, wer den populären Kandidaten begrüßen solle. Denn schließlich gehörte die Atterheide zu Atter und (noch) nicht zu Osnabrück.
Hasemeier hatte den Ausbau des früheren Truppenübungs- und späteren Segelfluggeländes zum " Verkehrslandeplatz" unterstützt. Hauptbetreiber war der Aero-Club Osnabrück gewesen, aber der Bürgermeister ebnete die politischen Wege, sodass im April 1959 die Eröffnung gefeiert werden konnte. Hasemeier waren Flugplätze nicht fremd. Er diente der Luftwaffe vom ersten bis zum letzten Tag des Zweiten Weltkrieges. Als Angehöriger des Bodenpersonals war er auf den Fliegerhorsten Achmer, Handorf und Quakenbrück eingesetzt. " Gott sei Dank nicht an der Ostfront, sonst gäbe es mich nicht", sagt sein Sohn Jürgen Hasemeier heute.
Geboren 1905 als Sohn eines Bahnbeamten an der Meller Straße, lernte Heinrich Hasemeier Autoschlosser. Vom ersten beiseitegelegten Geld kaufte er sich 1936 ein Baugrundstück an der Wersener Landstraße in Atter. Mit viel Eigenleistung errichtete er dort eines der ersten Häuser, in dem heute noch sein Sohn wohnt.
Nach dem Kriegsende 1945 kam die britische Besatzungsmacht auf Hasemeier zu, da er als SPD-Mann unbelastet und als ein Mann bekannt war, dem das Wohlergehen seiner Mitbürger nicht egal war. Die Briten setzten ihn als Bürgermeister ein. Das war ein Ehrenamt. Genauso ehrenamtlich nahm der Bürgermeister die Aufgaben eines Gemeindedirektors wahr, erledigte also nicht nur die Repräsentations-, sondern auch alle Verwaltungsaufgaben in seiner Freizeit. Im Hauptberuf war er Kfz-Schlosser bei den Stadtwerken. Er brachte die altersschwachen Motoren der Stadtbusse wieder zum Laufen.
" Unglaublich, welche Wege man damals mit dem Fahrrad zurückgelegt hat", blickt Jürgen Hasemeier auf den Alltag seines Vaters in den 1950er-Jahren zurück, " jeden Tag bei Wind und Wetter zur Wagenhalle an der Atterstraße oder zum Depot an der Lotter Straße. Und dann, nach Feierabend, mit dem Fahrrad aufs Gemeindebüro an der Schule."
Bei der Kommunalwahl 1952 verlor die SPD ihre Mehrheit im Gemeinderat. Der " Unabhängige Bürgerblock" hatte Stimmung gegen Hasemeier gemacht. Sohn Jürgen: " Hinter vorgehaltener Hand hielt man meinem Vater vor, dass er im Krieg nicht an der Front gedient hatte, sondern immer heimatnah. Also auf gut Deutsch, dass er nicht für Volk und Vaterland gefallen war." Sein Gegenspieler Giesbert Bergerhoff vom Bürgerblock machte das Rennen und wurde Bürgermeister. Aber nur für eine Wahlperiode. 1956 erhielt die SPD zusammen mit dem " Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten" (BHE) wieder die Mehrheit. Hasemeier blieb von da an bis zu seinem frühen Tod 1966 Bürgermeister und ehrenamtlicher Gemeindeverwalter. Als der Gemeinderat ihm Mitte der 1960er-Jahre das Amt eines hauptamtlichen Gemeindedirektors antrug, lehnte Hasemeier ab, weil er nicht wollte, dass die Gemeinde dann später die Pension an ihn hätte zahlen müssen.
Zu den großen Leistungen Hasemeiers für Atter zählt das Vorantreiben des Siedlungsbaus in der Strothe und im Atterfeld, wodurch viele Flüchtlinge menschenwürdige Wohnungen erhalten konnten. Von den 1876 Einwohnern Atters im Jahr 1953 waren mehr als ein Drittel Flüchtlinge und Vertriebene. Ebenso setzte Hasemeier sich für den Ausbau der Schule und die Entwicklung eines Ortskerns gegenüber der Schule ein.
Seit 1983 ist eine Erschließungsstraße des Gewerbegebiets nach Heinrich Hasemeier benannt. Ein Jahr später bekam auf Betreiben konservativer Kräfte auch Giesbert Bergerhoff " zum Ausgleich" direkt daneben seine Straße. " Da war aber keine ewige Feindschaft zwischen den beiden", stellt Jürgen Hasemeier klar, " mein Vater hat sich in späteren Jahren ganz gut mit Bergerhoff verstanden, sie haben zusammen manches für Atter erreicht.
Bildtexte:
Großer Moment für Heinrich Hasemeier: 1965 begrüßte er Willy Brandt auf dem Flugplatz Atterheide. Osnabrücks Oberbürgermeister Willi Kelch hielt sich im Hintergrund.
Heinrich-Hasemeier-Straße im Stadtteil Atter.
Foto:
privat
Autor:
Joachim Dierks
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