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1.
Erscheinungsdatum:
22.05.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Stolpersteine
Überschrift:
Kunststar malte gegen das Vergessen
Zwischenüberschrift:
Serie zum Kriegsende: "Tante Marianne" – Gerhard Richters Bild erzählt von verdrängter NS-Schuld
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Das
Mädchen
trägt
braven
Seitenscheitel
und
den
biederen
Namen
Marianne.
Sie
hält
ein
Kind.
Das
heißt
Gerhard
Richter
und
wird
später
einmal
der
berühmteste
Maler
der
Welt
sein.
Marianne
Schönfelder
lebt
nicht
so
lang,
um
den
steilen
Aufstieg
ihres
kleinen
Neffen
verfolgen
zu
können.
Am
16.
Februar
1945
wird
die
an
Schizophrenie
erkrankte
junge
Frau
im
Rahmen
des
Euthanasieprogramms
der
Nationalsozialisten
in
Dresden
ermordet.
Da
ist
sie
gerade
27
Jahre
alt.
Gerhard
Richter
malt
das
Bild
"
Tante
Marianne"
1965.
Der
Titel
klingt
so
harmlos,
wie
das
Bild
aussieht.
Nur
wer
die
Geschichte
hinter
dem
Bild
kennt,
weiß,
was
dieses
Gemälde
eigentlich
zeigt
–
den
deutschen
Albtraum
von
Schuld
und
Verstrickung.
Als
Richter
das
Bild
malt,
ist
er
selbst
33
Jahre
alt.
In
der
Bundesrepublik
genießen
die
Menschen
das
Wirtschaftswunder.
Krieg,
Konzentrationslager,
das
Dritte
Reich?
Die
Mehrheit
der
Deutschen
hat
innerlich
einen
Schlussstrich
gezogen.
Während
Richter
"
Tante
Marianne"
malt,
beginnt
in
Frankfurt
am
Main
allerdings
der
Auschwitz-
Prozess.
Er
konfrontiert
nicht
nur
Täter,
sondern
eine
ganze
Gesellschaft
mit
der
Banalität
jenes
Bösen,
das
sich
in
ihrer
Mitte
entfalten
durfte.
Richter
hat
nicht
nur
seine
Tante
an
die
Nazis
verloren.
Sein
erster
Schwiegervater
Heinrich
Eufinger
nimmt
als
NS-
Arzt
in
Dresden
Zwangssterilisierungen
vor
–
dort,
wo
Marianne
Schönfelder
ermordet
wurde.
Täter
und
Opfer
–
in
der
Familie
Gerhard
Richters
passen
sie
in
ein
und
dasselbe
Fotoalbum.
Mitte
der
Sechzigerjahre
malt
Richter
seine
berühmten
Fotobilder.
Er
malt
Konsumartikel
und
Zeitschriftenfotos
ab.
Hinter
dem
scheinbaren
künstlerischen
Gleichmut
steckt
Methode.
Der
Maler
bringt
an
die
Ausstellungswand,
was
das
kollektive
Gedächtnis
bevölkert
–
Konsumträume
und
Ferienglück,
aber
auch
zerstörte
Idyllen
wie
jene
von
"
Tante
Marianne"
oder
vermeintliche
Vorbilder
wie
"
Onkel
Rudi"
.
Das
ist
Richters
Onkel,
der
1944
in
Frankreich
fiel.
In
der
Familie
war
er
bewundert
als
schneidig
und
gut
aussehend.
Das
Gemälde
zeigt
ihn
in
der
Uniform
der
Wehrmacht.
Richter
malt
die
Unschärfen
des
Schnappschusses
so
präzise
auf
die
Leinwand,
dass
das
Ölbild
zum
Abbild
eines
kollektiven
Traumas
wird.
Der
geliebte
Angehörige
in
der
Uniform
des
Täterstaates.
In
vielen
Familien
hilft
gegen
dieses
Dilemma
nur
die
Verdrängung.
Gerhard
Richter
platziert
seine
lapidaren
Bilder
nach
Fotos
aus
dem
Familienalbum
mitten
in
das
große
kollektive
Schweigen
über
die
NS-
Zeit.
Er
malt
diese
Bilder,
als
die
bloße
Erinnerung
an
die
Schuld
noch
einen
heftig
befehdeten
Tabubruch
darstellte.
Damit
gehört
er
zu
den
wenigen
Künstlern,
die
sich
dem
Thema
von
Krieg
und
Kriegsende,
vor
allem
aber
der
Frage
nach
der
Fortdauer
der
Schuld
bereits
früh
stellten.
Gerhard
Richter
tat
sogar
mehr
als
das.
Er
fand
auch
eine
künstlerische
Form,
die
Werke
wie
"
Tante
Marianne"
oder
"
Onkel
Rudi"
hat
kanonisch
werden
lassen.
"
Onkel
Rudi"
stellte
er
dem
Galeristen
Rene
Block
für
dessen
Erinnerungsprojekt
zum
NS-
Massaker
im
tschechischen
Lidice
zur
Verfügung.
Buchtipp:
Jürgen
Schreiber:
"
Ein
Maler
aus
Deutschland.
Gerhard
Richter.
Das
Drama
einer
Familie"
.
Pendo-
Verlag.
2005.
Alle
Beiträge
und
Bilder
zu
unserer
Serie
lesen
Sie
im
Internet
unter
noz.de/
kultur
Bildtexte:
Eine
Rose
und
eine
Gemäldereoduktion
"
Tante
Marianne"
des
Malers
Gerhard
Richter
liegen
in
Dresden
am
von
Gunter
Demnig
verlegten
Stolperstein
für
Marianne
Schönfelder,
Opfer
des
Euthanasie-
Wahnes
der
Nazis.
Das
Werk
"
Onkel
Rudi"
aus
dem
Jahr
1965
von
Gerhard
Richter.
Fotos:
dpa
Autor:
Stefan Lüddemann